Seit 3 Jahren veranstalten die 5 Jungs von Deep Baked in Wien – seit der ersten Party im Werk hat sich Vieles getan. Nicht nur die Bookings, auch die Location wurde größer – wir haben mit ihnen über Bookingpreise, die Wiener Clubszene und Prestige-Acts gesprochen.
Vorweg vielleicht zur Einleitung… wie habt ihr angefangen und was macht ihr, wenn ihr nicht im Club seid?
Vier von uns – also Baha, Francis, Ralf und Ferenc waren auch Jahre vor Beginn des Projekts gute Freunde. Durch die Bekanntschaft mit Aleks, der in erster Linie ein Freund von uns wurde und nicht nur Veranstaltungspartner, entstanden dann langsam die ersten Ideen zum Projekt Deep Baked. Dies war von Anfang an als Freundschafts- und Idealismusprojekt anzusehen, da die meisten von uns in anderen Branchen tätig sind und somit eher ihr Brot verdienen.
Wenn wir nicht im Club sind, versuchen wir alles, was wir im Club erleben, mitzunehmen und opfern viel unserer Freizeit in neue kreative Schöpfungen. Der Drang, eine eigene Veranstaltungsreihe zu gründen, entstand also in den zahlreichen Clubnächten, die wir gemeinsam berauscht in der ersten Reihe der Tanzfläche verbracht haben.
Viele Veranstalter haben eine Hauptlocation, ihr habt gerade am Anfang mit Werk, Sass, Fluc oder Flex doch einige sehr unterschiedliche gehabt. Jetzt hat man das Gefühl, ihr habt in der Forelle ein Zuhause gefunden, wieso passt das so gut?
Die Grelle Forelle war nicht unser Endziel, dass wir ganz durchdacht über andere Clubs erreicht haben. Unsere Kick-Off Veranstaltung im Werk, sowie die noch bis dato kleineren Partys im Sass bleiben natürlich unvergessen und waren nicht grundlos gewählt. Offensichtliche Gründe, wieso wir jetzt in der Forelle beheimatet sind, sind natürlich die Größe und das Soundsystem der Forelle, welche mit der Zeit immer mehr zu unserer, Gott sei Dank wachsenden, Community gepasst haben. Unser jetziges Musikprogramm ist zwar eklektisch, aber man kann es auf jeden Fall als passend zu der dunklen Atmosphäre des Clubs bezeichnen. Aber viel wichtiger ist die Philosophie des Clubs, allen voran das allseits bekannte Fotoverbot, denn Menschen sollten in den Club gehen, um komplett in die Nacht einzuschmelzen, sei es um zu tanzen oder in nette Gespräche verwickelt zu sein. Genau das schätzen wir sehr am Otto-Normal Forellegeher, der auf jeden Fall als "musically educated" anzusehen ist. Hinzu kommt natürlich das supertolle Team der Forelle, das uns in unserem Vorhaben unterstützt, die selbe Vision hat und uns wirklich viel Platz lässt für unsere Konzepte und vor allem unser DJ-Programm.
Wie schwierig ist es gerade, in Wien Clubveranstalter zu sein? Alle schimpfen über Bookingpreise, ihr habt mit Dixon im letzten Jahr und Tale of Us dieses Mal ja doch sehr große Acts geholt… braucht es solche Bookings um Leute zu holen?
Wir sind ganz ehrlich, Bookingpreise finden wir auch horrend, vielleicht ist auch der DJ-Markt eine Finanzblase und platzt womöglich auch mal? Wünschenswert wäre es, denn das kommt nicht nur Veranstaltern zugute, sondern im Endeffekt auch dem Endkonsumenten, der eigentlich viel weniger Eintritt zahlen sollte für einen schönen Abend.
Wir haben jedoch bei Dixon und Tale Of Us einen halbwegs humanen Deal bekommen und wollten beide Acts von Anfang an unseres Projektes mal gebucht haben, sehen aber natürlich, dass es manchmal ein „großes Kaliber“ benötigt, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen. Mit großen Namen zieht man natürlich auch mehr Aufmerksamkeit auf sich und das wirkt sich positiv auf die Vergrößerung unserer Community aus, denn uns ist auch wichtig, dass all die Fans elektronischer Musik dadurch auch auf kleinere Acts in unserem Programm aufmerksam werden.
Dixon war ja im letzten Jahr schon eines der Highlights des Jahres… ist das ein Prestige-Booking oder kann man damit tatsächlich Geld verdienen?
Bei der Jahresfeier denken wir nicht an Gewinn, an diesem Tag wollen wir alle beschenken, unsere Gäste und uns. Aber es bleibt ein Prestigebooking, denn um wirklich Geld verdienen zu können müssen sich finanzielle Erwartungshaltungen von bekannten DJs, sowie vieles was steuerliche Verpflichtungen in Wien angeht, ändern.
Was fehlt eurer Meinung nach in der Wiener Clubszene? Was funktioniert besonders gut?
Vielen Veranstaltern fehlt der Mut, neue und gewagte Acts zu buchen, das hat sich aber in letzter Zeit zum Positiven verändert. Wir haben gesehen, dass ausgefallene Acts mehr und mehr gefeiert werden. Selbst gehen wir gern sowohl zu House, Disco und auch Technopartys und wollen uns da gar nicht limitieren.
Wir beobachten, dass man mit Keywords wie „Opening“, „Open-Air“, „Spontan“ mehr Aufmerksamkeit erregt, als mit dem musikalischen Programm selbst.
Jedoch haben wir keinen Grund uns zu beschweren, denn Acts wie Dixon, Redshape, Barnt usw funktionieren mittlerweile auch gut in Wien und auch Forelle-Kollegen wie Wechselstrom und Fish Market fahren mit ihrem tollen Techno-Programm mittlerweile sehr gut.
Mit welchem Act hattet ihr persönlich das Gefühl, das größte Risiko einzugehen?
Acts die musikalisch auf den ersten Blick nicht ganz konform sind. Ein gutes Beispiel ist Barnt, der für viele Ohren Anfangs A-rhythmisch und nicht immer tanztauglich klingt, entpuppte sich jedoch stimmungstechnisch zu einer der besten Partys die wir je hatten. Des Weiteren sind es eher kleine und musikalisch anspruchsvolle Bookings, die ein Risiko für uns darstellen. Nach Tale Of Us bleiben unsere nächsten beiden Partys mit Red Axes im Mai und Fango im Juli auch noch spannend, da wir kaum abschätzen können, wie sowas ankommen wird.
5 Tracks (vorzugsweise von jedem von euch einen), die ihr mit eurem Deep Baked-Projekt verbindet…
Tale Of Us – Another Earth / Ralf Jakob: Ich glaub, das ist vielleicht der Track, der uns als Deep Baked verbindet und uns vor allem anfangs musikalisch eine Richtung genannt hat, in der wir uns bis heute bewegen.
Red Axes – Waiting for a surprise / Aleksej Levski: Der Club Banger des vorigen Jahres und zudem auch von unserem nächsten Act nach unserer Jahresfeier. Red Axes ist einer der kreativsten Producer-Duos momentan und sie zeigen auf höchstem Niveau wie vielseitig anspruchsvolle, elektronische Tanzmusik produziert werden kann.
Ashworth – Launch / Ferenc Merker: Dieser Track ist einerseits treibend, schon fast etwas für die Tanzfläche um 05:30, andererseits aber auch beruhigend und wahnsinnig emotional.
Jürgen Paape – So wird die Zeit gemacht / Francis Conrad: Der Titel ist bezeichnend, denn er begleitete uns durch die Zeit, in der wir begonnen haben zu Mixen. Treibend, nicht altbacken.
Atom TM – Stop (Imperialistic pop) / Baha: Dieser Track spiegelt zwar nur zum Teil den Sound, den ich persönlich spiele, wieder, umso mehr hat er die passende Message, die ich in diesen Tagen als sehr notwendig empfinde und vertrete. Nämlich: Revolution, visionäres Umdenken und Aufschreien. Und das brauchen wir heute wie nie zuvor. Gerade auch in Wien. Dafür steht auch Deep Baked mit seinen Veranstaltungen und all jene, die hinter diesem Projekt mit viel Herzblut stecken. In diesem Sinne: Stop imperialistic Pop. Stop fascist control.
Wieso dieses Mal „Tale of Us“? Nicht, dass wir uns das nicht auch selbst denken könnten, aber wir würden es gern von euch hören…
Zu unseren Jahresfeiern belohnen wir uns in erster Linie selbst gern mit solchen „Hochkarätern“. Außerdem hat sich Tale Of Us seit ihrem letzten Wien-Besuch enorm entwickelt und vielleicht sogar ein ganzes, für uns sehr prägendes, Sub-Genre im Techno erschaffen. Wir meinen, dass es an der Zeit ist, Wien ihren Sound wieder näherbringen zu müssen. Daher sind Tale Of Us nicht als „sure shot“ zu sehen, sondern vielmehr als ein leidenschaftliches Booking.
Irgendwelche Zukunftspläne, über die ihr sprechen wollt?
Wir sind ja ziemlich eingedeckt mit dem Organisieren von Events in der Forelle, planen aber zusätzlich ab Herbst ein neues Format im SASS. Näheres dazu wird bald über all unsere Kanäle kommuniziert. Außerdem haben wir für 2017 noch ein großes Projekt geplant, mal sehen was die Zeit bringt.
Deep Baked feiern ihr dreijähriges Bestehen am Freitag, den 29.4.2016 in der Grellen Forelle mit Tale of Us.