6 Empfehlungen zu den Wiener Festwochen 2024

Die Festwochen erfinden sich unter der Intendanz von Milo Rau neu – und rufen die Freien Republik Wien aus. Eine Kunstrepublik von allen für alle. Die folgenden Programmpunkte solltet ihr euch heuer keinesfalls entgehen lassen.

© Rafaela Pröll

1. Eröffnung: »Ausrufung der Freien Republik Wien«

Der traditionelle Auftakt der Wiener Festwochen am Rathausplatz verspricht auch heuer ein fulminantes Ereignis zu werden. Mit der »Ausrufung der Freien Republik Wien« werden fünf Wochen voller Debatten, Bühnenveranstaltungen und Feiern eingeläutet. Fuzzman & The Singin’ Rebels führen durch den spektakulären Abend. Mit von der Partie sind ihre musikalischen Kompliz*innen Pussy Riot, Bipolar Feminin, Voodoo Jürgens & Die Ansa Panier, Gustav, Paula Carolina und Monobrother. Bildgewaltige Projektionen tauchen das Wiener Rathaus in neues Licht. Prominente Aktivist*innen und Künstler*innen wie Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Ökologin Carola Rackete, Kunstfigur KDM Königin der Macht, Hip-Hop-Musiker Kid Pex, Autorin und Schauspielerin Mateja Meded, Autor Kim de l’Horizon, Regisseur Stas Zhyrkov oder Autorin Sibylle Berg bringen sich mit Statements ein. Als Höhepunkt wird Herwig Zamernik alias Fuzzman mit dem Chor der Freien Republik Wien sowie Mitgliedern des Rats der Republik die neue Hymne »Steht auf steht auf« anstimmen.

»Ausrufung der Freien Republik Wien«
17. Mai, 21:20 Uhr, Rathausplatz

»Die Braut und Goodnight Cinderella« (Foto: Christophe Raynaud de Lage)

2. Performance-Grenzgang: »Die Braut und Goodnight Cinderella«

Wie weit kann Kunst gehen? Wie weit muss sie gehen? In einem Brautkleid begibt sich die Aktionskünstlerin Pippa Bacca 2008 per Anhalter auf eine Reise von Mailand nach Jerusalem, um ein Zeichen für Frieden und Vertrauen zwischen den Menschen zu setzen. Auf ihrem Weg wird sie vergewaltigt und ermordet. Bacca und andere Künstlerinnen, die den eigenen Körper als Protest und Zielscheibe einsetzen, stehen im Zentrum des ersten Teils von »Die Braut und Goodnight Cinderella«. Während die brasilianische Theatermacherin Carolina Bianchi über diese Frauen referiert, beginnen die eingenommenen K.-o.-Tropfen (in Brasilien »Goodnight Cinderella« genannt) zu wirken. Bianchi verliert das Bewusstsein und die acht Performer*innen ihres Kollektivs Cara de Cavalo übernehmen. Wehrlos und verletzlich ist sie ihnen ausgeliefert. Mit dieser weltweit diskutierten Performance legt Bianchi ihren eigenen Körper in die Waagschale.

»Die Braut und Goodnight Cinderella. Die Cadela Força Trilogie: Kapitel 1«
18., 19. und 20. Mai, jeweils 20 Uhr, Halle G im Museumsquartier

»Liebestod« (Foto: Christophe Raynaud de Lage)

3. Im Kampf mit dem Theater: »Liebestod«

Beim Stierkampf geht es um Leben und Tod. Um nichts weniger geht es auch der vielfach ausgezeichneten spanischen Performancekünstlerin Angélica Liddell. Mit dem dritten Teil der Reihe »Histoire(s) du Théâtre« stellt sich Liddell dem Kampf mit dem Theater und mit einer Gesellschaft, die den Bezug zu Spiritualität und Transzendenz verloren hat. Der Titel bezieht sich auf den Höhepunkt von Richard Wagners Oper »Tristan und Isolde«, in der die beiden Liebenden nur im »Liebestod«zur Vereinigung finden, – und auf den legendären Stierkämpfer Juan Belmonte. Sein Markenzeichen war, aufgrund seiner deformierten Beine, gefährlich nah am Körper des Tieres zu kämpfen. Unbesiegt nahm sich Belmonte schließlich selbst das Leben. Inmitten einer Stierkampfarena vertieft sich Liddell in all diese Figuren und Geschichten und lässt dabei überwältigende Bilder entstehen: Die Ausnahmeperformerin ist Liebende und Geliebter, Stier und Stierkämpferin, dem Theater zur Gänze verfallen und voll der Verachtung.

»Liebestod. Der Geruch von Blut geht mir nicht aus den Augen«
26. und 27. Mai, jeweils 20 Uhr, Volkstheater

»The Talking Car« (Foto: Bruno Simao)

4. Science-Fiction-Roadtrip: »The Talking Car«

Ein Auto rast 90 Minuten lang auf einen Abgrund zu. Auf den Klimakollaps? Auf das Ende der Menschheit? Oder fährt es doch ins Krankenhaus, um ein Kind zur Welt zu bringen? Die genauso ungewöhnliche wie magnetisierende erste Theaterinszenierung der bildenden Künstlerin Agnieszka Polska, die mit dem renommierten Preis der Nationalgalerie Berlin ausgezeichnet wurde, ist ein hypnotischer Science-Fiction-Roadtrip. Während Landschaften vorbeirauschen, wird unter atmosphärischer Musik das verhängnisvolle Verhältnis von Mensch und Maschine, von ökologischer und humanitärer Katastrophe radikal auf die Bühne gebracht. Die Spieler*innen im Auto wechseln dabei unablässig ihre Rollen: Mal sind sie Vater-Mutter-Kind, mal Gelegenheits-Mitfahrer*innen. Die rasende Fahrt bringt sie aus einer düsteren Vergangenheit in eine ungewisse Zukunft. Die Frage ist nur: Was ist schlimmer – was hinter oder was vor uns liegt?

»The Talking Car«
16., 17. und 18. Juni, jeweils 20:30 Uhr, Halle G im Museumsquartier

»Rohtko« (Foto: Artūrs Pavlovs)

5. Theater, Livefilm, Spektakel: »Rohtko«

Es ist einer der größten Skandale der Kunstwelt. 2004 kaufen ein Geschäftsmann und seine Frau für 8,3 Millionen Dollar ein Gemälde des Expressionisten Mark Rothko, in das sie sich sofort verliebt hatten. Nur hat es Rothko nicht gemalt, sondern wie sich Jahre später herausstellt, ein chinesischer Migrant aus Queens. Kann ein gefälschtes Gemälde echte Gefühle hervorrufen? Was bestimmt den Wert der Kunst? Was ist letztendlich Kunst? In einem sich stets verändernden Filmset – vom chinesischen Restaurant bis zur White-Cube-Galerie – untersuchen der polnische Regisseur Łukasz Twarkowski und das zwölfköpfige Ensemble die Beziehung zwischen Original und Kopie, dem Realen und dem Virtuellen, zwischen Lebendigkeit und Repräsentation. »Rohtko« ist spektakuläre Theaterproduktion mit lauten Beats und intimem Livefilm in einem.

»Rohtko«
21., 22. und 23. Juni, jeweils 19:30 Uhr, Halle E im Museumsquartier

Euroteuro (Foto: Florian Lehner)

6. Treffpunkt für Nachtschwärmer*innen: Club der Republik

Für alle, denen nach dem Festivalprogramm noch der Sinn danach steht, zu feiern – die Gemeinschaft, das Leben, den Abend: Die Rote Bar und der Weiße Salon des Volkstheaters sind Treffpunkt für Publikum und Künstler*innen. Es erwarten euch Konzerte, Performances und ausschweifende Partys. Unter anderem mit: Topsy Turvy, Low Life Rich Kids, Femme DMC und Euroteuro (Foto).

Club der Republik
ab 18. Mai, Donnerstag bis Samstag, jeweils ab 22 Uhr, Rote Bar und Weißer Salon

Die Wiener Festwochen finden heuer von 17. Mai bis 23. Juni statt. Für alle unter 30 sind Tickets für sämtliche Vorstellungen zum ermäßigten Preis von 15 Euro erhältlich.

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