7 Antworten zur höheren Ticketsteuer

Tickets sollten teurer werden, Steuerreform sei Dank. Wie jetzt? Wann? Sicher? Und was bedeutet das für mich?

4) Haben wir im internationalen Vergleich ein Leiberl?

Wie Steuererhöhungen funktionieren, kann man sich am Beispiel von Ungarn ansehen. Dort stieg die Mehrwertsteuer auf Eintrittskarten auf 27%. Infolgedessen, sind nicht nur die Besucherzahlen gesunken, sondern auch das kulturelle Angebot. Internationale Agenturen oder Künstler überlegen sich nun zweimal, ob sie um weniger Geld in Ungarn spielen, oder um ihre normale Gage im Umland. Die größte Konzerthalle Ungarns, die Budapest Arena, ist momentan mit acht gebuchten Terminen für 2015 kurz vorm Vermodern.

Was bedeutet das für Österreich? Wir haben einen momentanen Steuersatz von 10% auf Tickets. Dazu kommen noch 6-8% AKM, die der Veranstalter für verkaufte Tickets abgeben muss. Deutschland hingegen steht bei 7% und 2% GEMA. Von den Schweizern wollen wir erst gar nicht mal reden. Dort sind es 2,5%, und zwar auf freiwilliger Basis. Im internationalen Umland also haben wir sowieso schon kein Leiberl. Und zukünftig nicht mal ein Unterleiberl. Internationale Tourneen würden wohl künftig Österreich als Spielort auslassen.

5) Also ins eigene Fleisch schneiden, oder wie?

Bei der Steuerreform mit höherer Ticketsteuer könnte das passieren. Denn angeblich handelt es sich bei 90% der Veranstaltungen um vom Staat subventionierte Events, das behauptet die Initiative. Stadthallen, Stadien, Theather, Opernhäuser, Museen, Zoos, … Durch die Steuererhöhung würden die Einnahmen der Einrichtungen geringer werden und geringere Einnahmen bedeuten höhere Subventionen vom Staat.

Bei grob gerechnet 35 Millionen verkauften Tickets (exklusive Sportveranstaltungen, die großteils einen höheren Steuersatz haben) ergibt sich eine Gesamteinnahmesumme von ca. 600 Millionen Euro. Macht also 60 Millionen Euro mehr Steuern für den Staat. Doch sinken Besucherzahlen, die Auslastung der Spielstätten wäre geringer und mehr als die Hälfte müsste der Staat in Subventionen an die Häuser zurück pumpen.

6) Alles Kulturbanausen?

Naja, wenn wir schon dauernd von Kreativwirtschaft reden, dann soll sie wohl wie eine Wirtschaft behandelt werden. Bon Jovi, Nicki Minaj, Ambros, alles Kommerz, oder? Die Ticketsteuer würde es jedenfalls nahelegen, dass Festivals und Konzerte erst gar nicht wie Kultur behandelt werden sollen. Erfahrungsgemäss werden Kulturpolitiker natürlich aufschreien. Aber die sitzen eigentlich immer am kürzeren Ast.

7) Wissen sie überhaupt, was sie tun?

Genaue Pläne für diese Steuerreform gibt es noch nicht. Aber bisher wurden nur Grundlebensmittel und öffentliche Verkehrsmittel von der Agenda genommen. Denn die sollten für alle zugänglich sein. Andreas Egger, Geschäftsführer von Ö-Ticket, hat das in diese Worte gefasst: "Kultur ist ebenso ein Grundnahrungsmittel der Menschen, oder könnten Sie sich ein Leben ohne Musik vorstellen?" Dennoch, gerade weiß noch niemand, was die Regierung vorhat. Sie braucht halt Geld, das sie anderswo in den Sand gesetzt hat.

Politik bedeutet oft auch einfach nur einen Konsens zu finden. Wenn die Proteste gegen Acta, TTIP und NSA nicht so ausgefallen wären, wie sie es sind, glaubt jemand ernsthaft sie wären einfach so vom Tisch gewesen? Also ja, das ist Demokratie: Höhere Ticketsteuer? Nein, Danke.

Mehr Geld ausgeben für Konzerte, Museen und Kabaretts? Hier kann man einstweilen eine Petition unterschreiben: nämlich hier.

Bild(er) © Lakeside Festival, Florian Auer
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...