Videopremiere: Farce „Wrestling“

Farce ist Veronika J. König. Wir präsentieren das in Eigenregie entstandene Video zu „Wrestling“: distinkte Lo-Fi-Ästhetik in Sound und Bild, zum Schön- und Schirch-Finden.

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Am Tag nach dem Hyperreality ist erst etwas später am Nachmittag ein Interview möglich. Veronika J. König aka Farce war zwar privat beim neuen Festival für Clubkultur der Wiener Festwochen, hat die letzte Nacht aber dennoch, bis die Sonne kam, mit Freundinnen ausgekostet. Dabei würde sie mit ihrer experimentellen Popmusik und ihrem akademisch-künstlerischen Hintergrund schon auch ins Line-up des Festivals passen. In ihrer Person treffen Pop und wissenschaftlicher Diskurs zusammen, Begeisterung für Beyoncé und Sozialkritik schließen sich nicht aus. „Wär schon gut gewesen, da zu spielen“, meint die 20-Jährige nüchtern.

Mit einer handfesten DIY-Attitüde, die sie aus ihrer Sozialisierung in Punk, Black Metal und Noise mitbringt, sträubt sie sich gegen jegliche Fremdbestimmung und erschafft ein äußerst authentisches (Künstler-)Ego, von dem Menschen in diesem Alter normalerweise nur träumen können. Weil: „Manchmal wird’s auch geil, wenn du es falsch machst.“ Kürzlich ist ihre erste EP „Ich sehe im vorbeifahrenden Auto den Unfall mitvorbeifahren in Zeitlupe und rückwaerts“ bei Meta Matter Records erschienen, einem kleinen süddeutschen Label. Bald tourt die Künstlerin durch Deutschland.

Das Video zu „Wrestling“ ist ohne jegliches Budget, in Kollaboration mit zwei Freundinnen, Lisa Kallage (Tanz) und Diana Andrei (Kamera und Regie), sowie mit zwei Strobos entstanden. Wir haben Farce ein paar Fragen gestellt:

 

Du hast gesagt, Musik sollte etwas Hierarchiebefreites sein, und machst ja quasi alles selber …

Ich finde es wichtig und schön, dass ich mit meinen Freundinnen und Freunden gemeinsam Musik, Film und Kunst machen kann, ohne dafür bestimmte finanzielle Mittel oder soziale Standings haben zu müssen. Natürlich befinden wir uns irgendwo in einer privilegierten Position, weil wir durch unseren Standort und Gastrojobs einigermaßen bürgerlich abgesichert sind, aber wir sind gleichzeitig nicht abhängig von irgendwelchen Sponsorings oder Label-Bossen, die uns reinreden. Das ist ganz schön gut.

Die Produktion und Vermarktung von Musik ist inzwischen sehr viel barrierefreier als früher, es gibt „Garage Band“, „iMovie“ und so weiter. Jeder kann selbst machen. Damit kommt eine unglaubliche Mannigfaltigkeit an Genres zum Vorschein, und landet auch im konsumierenden Mainstream. Hierarchien, wie die zwischen Label und Künstlerinnen oder Künstlern, werden so aufgebrochen und zuvor nicht denkbare Kollaborationen können stattfinden, was großartig ist.

Wie seid ihr an die Sache eigentlich rangegangen?

Ich überlege eigentlich immer: Was will ich und wie komm ich dahin? Ohne Plan hast du die größte Freiheit. Diana und ich hatten weder technisches, noch sonst irgendein Vorwissen, wie man Musikvideos macht, und haben uns das quasi selber erschlossen. Weil manchmal wird’s auch geil, wenn du es falsch machst. Aber währenddessen hab ich mir schon oft gefacht: Fuck, ich wünschte, wir hätten mehr Geld.

Hätten wir jetzt einen Kameramann gehabt, der übelst erfahren ist, und genau weiß, wie er das macht, dann wär’s nicht mehr eins zu eins ich gewesen am Ende. Wir haben Youtube-Tutorials geschaut , zwei Strobos besorgt und einfach drauflos gedreht und ausprobiert. Dann haben wir nur noch gewusst, dass wir eben eine Tänzerin dabei haben wollen, und uns diesen kleinen Raum zum Bouncen gecheckt. Eigentlich hatten wir eine große Fabrikshalle im Kopf – aber im Endeffekt war es dann perfekt so.

Und jetzt schneiden und probieren wir seit Wochen herum. Ich muss die ganze Zeit mein eigenes Gesicht sehen, das ist so furchtbar! Die Aufnahmen sind eh cool, aber – not all of them are flattering.

Wie gehst du mit solchen Zweifeln um?

Die Unsicherheit ist einfach ein Teil von dem Ding. Man verarscht sich einfach selber, dann geht’s. Viel von mir und meiner Kunst ist ein coping mechanism, denke ich. Auch, wenn ich immer ins Englische verfalle, ist das der Fall.

Wirst du deine nächsten Musikvideos auch in Quasi-Eigenregie machen oder kannst du dir vorstellen, so einen Part völlig aus der Hand zu geben?

Ich kann mir momentan nicht vorstellen, das auf andere Art und Weise zu machen, als bei „Wrestling“. Die Zusammenarbeit mit Diana und Lisa hat so viel Sinn ergeben, weil wir uns eh lieben und ästhetisch und kreativ ähnliche Vorstellungen, eine ähnliche Herangehensweise haben. Grundsätzlich will ich nicht sagen, dass ich nie eine größere Produktion machen wollen würde. Am liebsten wäre es mir aber, jemand gäbe uns einfach absurd viel Geld und ich könnte mit meinen Freundinnen weiter das machen, was wir wollen.

Wie wichtig sind Videos für dich? 

Ja, ich liebe Musikvideos, das ist ein ganz anderer Zugang zur Musik. Durch das Studium hab ich auch gelernt, sie zu analysieren. Viele Videos schaue ich immer wieder, könnte aber ohne die visuelle Ebene gar keinen Zugang zu dem Song finden. Zwei Komponenten geben einfach noch mehr Tiefe und man empfindet viel mehr.

Hast du Beispiele?

Alle Videos von St. Vincent, da kann man viel herauslesen, wenn man sich genauer damit beschäftigt. Sie wird einmal meine Frau, das weiß sie nur noch nicht. Außerdem Valentino Khan – „Deep Down Low“. Den Song würd ich so nicht so sehr feiern, aber das ist ein Genius. An die Art von Musik werde ich eigentlich nur durch ein Gesamtkonzept herangeführt. Das sollen Musikvideos leisten.

 

Hier geht’s zur ersten Farce-EP „Ich sehe im vorbeifahrenden Auto den Unfall mitvorbeifahren in Zeitlupe und rueckwaerts“ auf Bandcamp.

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