Die deutsche Serie „Das Verschwinden“ von Hans-Christian Schmid lässt junge Erwachsene an den Lügen ihrer Eltern verzweifeln.
Hans Christian-Schmid hat 1998 „23“ ins Kino gebracht und zwei Jahre später „Crazy“. Filme über junge Menschen und die Themen und Sichtweisen, die sie beschäftigen – damals also Hacker, Verschwörungen und Kekswichsen. Unterlegt waren seine Filme schon damals mit den mitunter besten Indie-Soundtracks, die deutsche Filme so haben konnten. Nun hat er sich mit „Das Verschwinden“ an der großen deutschen Serie versucht – und das er es ernt meint, zeigt das schon „Das“ im Titel. „Das Verschwinden“ ist dabei trotz kleinerer Mängel im Drehbuch absolut sehenswert.
Wie bei so vielen gute Serien, ist die Krimihandlung nur der Aufhänger für eine Abhandlung über das was eigentlich erzählt werden soll. Und darin geht es, um die Situation von jungen Menschen und der Art und Weise wie sie unter den Fehlern ihrer Elterngeneration leiden und scheitern. Janina ist eine junge Frau, um die zwanzig, die mit zwei Freundinnen in kleine Drogengeschäfte verwickelt ist. Sie leben in einem kleinen Ort in Bayern nahe der tschechischen Grenze. Mit ihrer alleinerziehenden Mutter hat sie ein schlechtes Verhältnis – und eines Tages verschwindet sie. Während die Polizei davon ausgeht, sie sei einfach abgehauen, stürzt sich die Mutter in eine zunehmend verzweifelte Suche. Auf allen Ebenen, jenen ihre Entdeckungen und in anderen Handlungssträngen wird dabei vor allem eins offensichtlich: Das Versagen der Elterngeneration, die sich das eigene Leben, die eigenen Wünsche, die eigenen Handlungen, Ausschweifungen und Fehler nicht eingesteht und in einem Netz aus Lügen und bröckelnden Fassaden daran scheitert für die Kinder da sein. Kinder die sich selbst am Schritt zum Erwachsenwerden nicht unbedingt nur klug verhalten.
Hans-Christian Schmid zeichnet hier Miliues und entkommt nicht jedem Klischee. Das Drehbuch hat ein paar ordentliche Schnitzer und so manch hölzernen Dialog. Und selbst das eigentliche Thema des Films bleibt nur angerissen und nicht ausformuliert. Und doch ist es sehenswert, wie sich die Abswärtsspirale unaufhörlich dreht. Wie immer mehr in der Vergangenheit liegende Ereignisse, festgefahrere Lebensweisen und versteckte Schwächen zu immer mehr Leid führen. Die jungen Menschen aus Hans-Christian Schmids frühen Filmen, sie wären nun erwachsen und hätten wohl selbst teilweise Kinder. „Das Verschwinden“ traut ihnen nicht zu etwas anders zu machen als die Generationen davor, lässt sie abermals in die gleichen unaufrichtigen Fallen tappen. Der Soundtrack zur Serie stammt übrigens von den Weilheimern The Notwist.
„Das Verschwinden“ (unter anderem gedreht für ARD) ist bereits auf DVD erschienen. Teile der Serie sind noch online bei ARD zu sehen: Website.