Zwei unterschiedliche Shooter lassen Spieler derzeit wieder jede Menge Nazis abschießen. Und so unterschiedlich sie sind, sie haben in der deutschen Version die gleiche Ängste.
In meiner Erinnerung wurde die „Call Of Duty“-Reihe unter anderem ins Leben gerufen, da manche Entwickler mit der damaligen EA-Shooterreihe „Medal Of Honor“ unzufrieden waren – zuviel Kommerz und Glorifizierung. Heute ist „Call Of Duty“ die wahrscheinlich erfolgreichste Shooter-Marke. Und nach diversen Ausflügen in die Zukunft und in andere – oft fiktive – Konfliktherde, kehrt die Serie heuer wieder zurück zu ihm Ursprung in den zweiten Weltkrieg. Erzählt wird eine – in erster Linie amerikanische – Heldengeschichte, wobei wie schon in „Battlefield 1“ letztes Jahr die Härte und Traurigkeit des Kriegs ihren Platz bekommen sollen. Ein schmaler Grad, den „Call of Duty WWII“ tendenziell hinbekommt, auch wenn für unser Verhältnisse der Kampf an sich weiterhin glorifiziert wird. Als Spieler landet man wieder in der Normandie und kämpft sich in verschiedenen eher kurzen Kapiteln Richtung Osten – über Paris bis an den Rhein. Dabei übernimmt man etwa auch die Steuerung einer französischen Widerstandskämpferin in angenehm abwechslungsreichen, aber sehr linearen Levels. Es ist ein knackiger Shooter, den sich die meisten wohl auch heuer wegen der Mulitplayer-Modi kaufen. Mit einem Zombie-Modus stehen weitere Herausforderungen zur Verfügung.
Nur wenige Wochen vor „Call Of Duty WWII“ erschien ein neues „Wolfenstein“-Spiel: „The New Colossus“. Auch darin kämpft man wie im Orginal-„Wolfenstein“ – dem ersten First-Person-Shooter überhaupt – gegen Nazis. Allerdings in einer übertriebenen Parallalgeschichte in der Deutschland den zweiten Weltkrieg gewonnen hat und es in den 1960er-Jahren gilt den Einfluss der wenig versteckten Nazis zurückzudrängen. In diesem „Wolfenstein“-Spiel ist alles übertrieben, grell und brutal. Der Held BJ Blazkovicz sitzt zu Beginn sogar im Rollstuhl, wenn er sich aus der Gefangenschaft freischießt. Nur mit Hilfe eines mechanischen Anzugs, kann er später wieder stehen, gehen und laufen. Interessant sind kleine Details, wie die Tatsache, dass BJ werdender Vater ist und seine Frau oder Freundin im Spiel sichtbar. Das sieht man in Shootern selten. „Wolfenstein“ übertreibt dabei alles maßlos, zeichnet die Nazis als ultimativ böse Fratze, lässt dem Spieler mitunter keine Wahl zwischen brutalen Untaten. Es gibt hier konsequenterweise auch keinen Multiplayer-Modus.
Schon „Call of Duty“ fällt diesmal sanft schwerer aus als gewohnt, bei „Wolfenstein“ gibt es auch für regelmäßige Spieler schon auf „Normal“ nur ein mühsames weiterkommen. „Call of Duty“ funktioniert großteils tadellos, wirkt aber im Vergleich bei allem Realismus natürlich etwas farblos. Interessant ist, das die deutschen Versionen beider Spiele trotz ihres unterschiedlichen Ansatzes, die gleichen Ängste haben. In beiden Fällen wurde – wahrscheinlich in vorauseilendem Gehorsam vor Paragraph 86 des deutschen Strafgesetzbuchs – Hakenkreuze gegen andere Symbole ausgetauscht. „Call Of Duty“ verzichtet darüber hinaus von Haus aus auf die Nennung von Juden oder auch all zu klare Hinweise auf den Holocaust. Bei „Wolfenstein“ gibt es im englischen Original sehr wohl verfolgte Juden – auch in BJs Familie. Diese wurden jedoch in der Übersetzung gestrichen.
Noch spannender wird dies, da es vor allem in Amerika tatsächlich von einigen Seiten Kritik und Vorwürfe gegen „Wolfenstein II: The New Colossus“ gab, weil Nazis im Spiel so negativ dargestellt werden. Was absurd klingt, lässt die Diskussion um die Darstellungen im Spiel noch wichtiger werden. Meine Vermutung ist, dass die meisten Spieler nicht nur natürlich sowieso wissen was und wer gemeint ist, sondern es auch aushalten würden oder sogar zu schätzen wüssten, wenn sie keine inhaltlichen Einschränkungen vorgesetzt bekommen. Spiele mögen oder mögen nicht ein brauchbares Medium sein, um Geschichte zu erzählen – sie nur teilweise und abgeschwächt zu erzählen macht keinen Sinn. Auch wenn es nur wenig Einfluss auf die harte Action hat – und wegen der sind wir ja in erster Linie hier.
„Call of Duty WWII“ und „Wolfenstein II: The New Colossus“ sind bereits für PS4, Xbox One und PC erschienen.