Frauen sind in technischen Berufen noch immer unterrepräsentiert – gleichzeitig sind die Chancen für Frauen in technischen Berufen besonders hoch. Ein Thema, das auch das Rrriot Festival im März im Rahmen von Workshops der Mädchenwerkstatt des Vereins Sprungbrett aufgreift.
Das Business Riot Festival geht in die dritte Runde – und vergrößert sich: Zur Arbeitsmarktkonferenz mit Fokus auf Frauenförderung gesellt sich mit dem Rrriot ein Programmfestival, das – nicht nur Frauen – zu Diskussion, Information und zum Ausprobieren einlädt. Zehn Tage lang stehen verschiedene Locations in Wien damit ganz im Zeichen des feministischen Diskurses, der Zukunft der Erwerbsarbeit und letztendlich auch deren Grundsteins, der Bildung. Im Gegensatz zum bisher bekannten Hauptteil, dem Business Riot Festival, steht das Rrriot allen Interessierten offen. Gemeinsam mit über 40 ProgrammpartnerInnen werden im Rahmen zahlreicher Events unterschiedliche Aspekte rund um die Themen Feminismus, Kunst, Kultur, Forschung, neue Arbeitswelt und Digitalisierung bei weitgehend freiem Eintritt diskutiert.
Bildung am Rrriot Festival
Das Programm ist ebenso dicht wie divers: Neben Film, Kunst und Design werden auch Fragen rund um das Überthema Bildung diskutiert. So bieten beispielsweise die Frauenreferate der TU und der BOKU im Rahmen einer Vortragsreihe feministisch-akademischen Diskurs, die Büchereien Wien laden zu einer Lesung von HeldInnengeschichten. Erstmals findet heuer auch ein Networking-Event für »Female Makers« statt, bei dem insgesamt zehn Frauen die Teilnahme am ersten »All Female Maker Bootcamp« im Happylab gewinnen können.
Empowerment von Mädchen und jungen Frauen im technischen Bereich hat insbesondere der Workshop des Vereins Sprungbrett zum Ziel: Teilnehmerinnen ab 13 Jahren können sich im Rahmen des Programmpunktes »Young Fit – Check It Out Basic« in der Sprungbrett Mädchenwerkstatt ausprobieren, erhalten nützliche Infos über berufliche Zukunftsperspektiven im Bereich Handwerk und Technik und wertvolle Tipps für die Lehrstellensuche.
Stereotype brechen
Nicht nur, dass jährlich rund doppelt so viele Männer wie Frauen in Lehrberufen ausgebildet werden – wirft man einen Blick auf die Lehrlingsstatistik 2017 der Wirtschaftskammer Österreich, wird schnell deutlich, dass auch im Jahr 2017 stereotype Rollenverteilungen in diesem Bereich die Regel sind: Die beliebtesten Lehrberufe bei Frauen finden sich – noch immer – in »typisch weiblichen« Sparten: Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin. Während bei Männern die Lehrberufe Metalltechnik, Elektrotechnik oder Kraftfahrzeugtechnik die gefragtesten sind.
Von insgesamt 44.602 Lehrlingen im Bereich Gewerbe und Handwerk sind lediglich 9.065 und damit knapp 20 Prozent weiblich – und das, obwohl die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Frauen in technischen Berufen besonders gut stehen: Nicht nur, dass die Entlohnung bereits bei den Lehrlingsentschädigungen im technischen Bereich höher sei, auch die Weiterbildungsmöglichkeiten seien um einiges vielfältiger, so Desiree Schröcker, Mitarbeiterin des Vereins Sprungbrett und Teil des Projektleitungsteams von »Young Fit«. In einem digitalen und technologischen Zeitalter seien Fachkräfte gefragter denn je – das bedeute nicht nur eine höhere Arbeitsplatzsicherheit, sondern auch gute Aufstiegschancen im Unternehmen selbst.
Häufig werde diese Schieflage in Berufsstatistiken schlichtweg durch die klischeehaften Vorstellungen von »typisch männlichen« und »typisch weiblichen« Berufen verursacht, so Schröcker. Das startet bereits mit dem »Blau-Rosa-Schubladendenken« im Kindheitsalter und wird unterstützt durch das Elternhaus, den Freundeskreis oder das schulische Umfeld, die häufig ein sehr traditionelles Rollendenken verfolgen. Bedenken müsse man laut Schröcker zudem, dass Berufsbeschreibungen oft sehr abstrakt seien, sodass es oft schwer falle, sich unter bestimmten Ausbildungen etwas vorzustellen. Das Aufgabenfeld einer Friseurin ist dagegen meist sofort klar, der genaue Tätigkeitsbereich einer Mechatronikerin hingegen gerade für Jugendliche oft nur durch Recherche erfahrbar.
Wenn die Zukunft Angst macht
Nicht nur aufgrund des Arguments der Arbeitsplatzsicherheit ist es daher besonders wichtig, dass Frauen in technischen Bereichen vermehrt Fuß fassen. Auch die höhere Entlohnung und die zukunftsträchtigen Aussichten, welche wiederum eine persönliche, unabhängige und selbstbestimmte Absicherung ermöglichen, würden ganz klar dafür sprechen, erklärt Schröcker. Letztendlich geht es zudem darum, aufzuzeigen, dass Frauen das gleiche wie Männer können und dass Berufe, Lebensabläufe oder Verhaltensweisen nicht vom Geschlecht bestimmt werden.
Der Verein Sprungbrett ist eine Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen bis 21 Jahre, bietet Unterstützung bei der beruflichen Orientierung und der Lehrstellensuche und informiert über Berufe, die nicht als »typisch weiblich« gelten. Darüber hinaus versteht sich der Verein aber auch als eine Art Safe Space, in dem man Ängste deponieren und Zuspruch erfahren kann. Es geht darum, Mädchen dabei zu unterstützen, eine für sich persönlich richtige Berufsentscheidung zu treffen.
Das ist natürlich nicht einfach, wie Schröcker betont: »So lebenswichtige Entscheidungen zu treffen, überfordert viele und wenn dann beispielsweise seitens des Elternhauses oder des Freundeskreises eine ›traditionelle‹ Ausbildung bevorzugt wird, trauen sich junge Frauen oft nicht einen Weg zu gehen, der vielleicht vom Großteil des näheren Umfelds nicht unterstützt wird.« Das »Young Fit«-Projekt bietet deshalb Selbstbehauptungsworkshops, Einzelcoachings und Probebewerbungsgespräche an. Dabei soll das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen gestärkt, mögliche Unsicherheiten aufgearbeitet und Ängste reduziert werden.
Eintauchen und Ausprobieren
Im Rahmen des diesjährigen Rrriot Festivals können Mädchen und junge Frauen beim Workshops »Young Fit – Check It Out Basic« in die Welt der Mechanik, Konstruktion oder Elektronik eintauchen und sich über aktuelle Trends informieren oder sich bei der Lehrstellensuche beraten lassen. Ergänzend zu den Workshops gibt es für all jene, die sich mit Technikerinnen oder Studentinnen technischer oder naturwissenschaftlicher Fächer austauschen möchten, zudem eine SMS-Lounge im Hotel am Brillantengrund. In deren Rahmen können sich Interessierte direkt mit anderen Frauen über Karriere, Ausbildungswege und Herausforderungen in technischen Berufen austauschen.
Das Rrriot Festival findet von 1. bis 7. März bei weitgehend freiem Eintritt statt. Das Business Riot Festival findet von 8. bis 10. März 2018 statt. Tickets gibt’s auf riotfestival.at. Der Workshop »Young Fit – Check It Out Basic« findet am 5. März direkt in den Räumlichkeiten des Vereins Sprungbrett statt.