Polyarc beweist mit seinem Mäuse-Märchen, dass die Faszination von VR mit dezenten Mitteln besser zur Geltung kommen kann.
Seit VR-Brillen wieder ein Ding sind, schwirrt sie wieder öfter herum, die Idee von der vollen Immersion, vom totalen aufgehen in der Spielwelt. Aber auch wenn einige VR-Titel schon eindrucksvolle Erlebnisse beschert haben, spielen sich die meisten Titel doch eher wie ein Fahrgeschäft am Rummel, als wie ein realer Kampf gegen Aliens oder was auch immer sie uns erleben lassen wollen. Der frisch erschienene Playstation VR-Titel „Moss“ orientiert sich mehr an einem vorgelesenen Märchen als an der physischen Präsenz im Mäusereich und macht das richtig gut. Als „Reader“ schlagen die Spielenden ein Buch auf, das die Geschichte einer weißen Maus erzählt. Einer aufrecht gehenden mit Schwert, versteht sich! Und nach einer kurzen Einführung tritt der Reader mit der Maus in Interaktion.
Jeder Level-Abschnitt wirkt wie die Doppelseite eines Buches, die der Reader in aller Ruhe betrachtet; ein Stück der liebevoll gestalteten Spielwelt, durch das Quill, die heldenhafte Mäusin bewegt werden muss. Gesteuert wird Quill per Joystick und gleichzeitig verschiebt der Reader per Bewegungssteuerung und Schulter-Buttons Objekte, heilt die Heldin und zwingt Feinde dazu, auf Schalter zu laufen oder diese per Fernangriff auszulösen. Und sobald Quill den Abschnitt durchquert hat, wird umgeblättert und ein neuer Abschnitt ist zu sehen, in den die Maus hineinspaziert kommt.
Im Reigen von Rätseln, Kämpfen und Erzählung wird gar nicht so getan, als wäre das alles erlebte Realität. Und gerade die Märchenhaftigkeit und der spielerische Umgang mit Elementen, die auf eine gelesene Geschichte verweisen bezaubern und sorgen dafür, dass sich alles selbstverständlicher anfühlt als in vielen anderen VR-Titeln. Und wenn Quill während der Nachdenkpausen des Readers ungeduldig wird und mit wilden Gesten zu helfen versucht, entsteht ein Gefühl der Verbundenheit, das wunderbar mit der erzählten Geschichte übereinstimmt.
Einige der üblichen VR-Spiel-Mankos sorgen auch bei „Moss“ für Luft nach oben. So ist der Titel für seine 30 Euro auch schnell wieder vorbei und da und dort wäre noch Raum für etwas mehr Komplexität gewesen. Aber der Ansatz ist ein erfrischender. Er fesselt und zeigt, was VR-Spiele eben auch sein können.
„Moss“ ist bereits für Playstation VR erschienen.