Kurt Razelli präsentierte Samstag Abend im ausverkauften Flex gemeinsam mit Matthias Strolz sein neues Album »Lost in Space«.
»Der Hashtag des Abends lautet Abflug« war die erste Message, die das Publikum im Flex am Screen vor Strolz’ Auftritt im Fluc zu sehen bekam. Während eingefleischte Razelli Fans davor noch zu Klassikern wie »2000 Schilling« tanzen konnten, begann mit einem Raketenstart auf dem Screen und einem High Five auf der Bühne ein Strolz-Feuerwerk, das über eine Stunde dauern sollte.
Das neue Album von Kurt Razelli baut gewissermaßen auf den Reden des Neos-Politikers auf, der der Politik künftig den Rücken kehren will. Für das Album besuchte er gemeinsam mit Razelli aber auch seinen Heimatort – dort entstand vielleicht auch der beste Track des Albums, »Mein Klostertal«, der ganz ohne Nationalratskullise auskommt. Wer den Instagram Account von Matthias Strolz bisher verfolgt hat, weiß, dass er trotz Jahren in der Politik seinen Humor offenbar nicht verloren hat und auch schon mal über sich selbst lachen kann. Das ist in einer Zeit, in der fast jedes Interview mit einem Politiker in einem Medientraining oder NLP-Seminar gezeigt werden könnte, durchaus erfrischend. Dementsprechend hat Strolz um seine Person einen gewissen Hype erzeugt, den man auch im Flex gut beobachten konnte. Rund die Hälfte des Publikums kam für ihn und Razelli laut Aufzeigerunde das erste Mal ins Flex. Nicht unter den Aufzeigenden, aber auch vor Ort, war übrigens Andreas Schieder, der Strolz‘ Einladung in »sein Wohnzimmer« Flex gefolgt ist und später sogar kurz auf die Bühne geholt wurde – auch wenn er dort dann etwas verloren wirkte.
Musikalisch gesehen kann man der Show, sofern man Kurt Razelli als Musiker und Künstler schätzt, wenig absprechen. Wer das Album noch nicht kannte, bekam einige neue und nicht wenige bereits bekannte Songs wie »Hypo Das Wappentier« oder »Wir kriegen dich« zu hören. Insgesamt tut Razelli das, was er kann: Er produziert eingängige, mal poppige, mal elektronische Musik, immer passend zu Stimme und Intonation, die dann aber vor allem in Kombination mit den Videos richtig wirkt. Darüber, ob diese Art der musikalischen Kunst für die Bühne, oder vielleicht doch eher für online geeignet ist, lässt sich natürlich streiten, aber das ausverkaufte Flex gibt der Show recht. Im Mittelpunkt des neuen Albums steht, ihr wisst es wohl schon, Matthias Strolz, der den Abend im Flex eher wie ein Moderator begleitete, dann und wann zu den Tracks auch selbst zum Mikrophon griff und dabei seinen Einsatz manchmal etwas versäumte, was der Gesamtdarbietung aber nicht wirklich schadete. Der Hashtag der Minute könnte in Strolz-Manier #immernochbesseralsautotune lauten.
Hier kommt Strolz, Hier kommt Kurt
Insgesamt bleibt dann aber doch die Polit-Show im Gedächtnis, denn auch wenn Razelli sehr gut darin ist, die zahlreichen Nationalratsreden in trashige und teilweise durchaus tanzbare Songs zu verpacken, bleibt der Content nunmal das, was er ist: politisch. Während die Mischung aus Personen die zu Wort kommen bisher durchaus breit aufgestellt war – vom Rentner, über zahlreiche Aussagen verschiedenster Politiker bis hin zu Saturday Night Fever Promis – wird diese Balance nun etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Und auch wenn Strolz in seinen Moderationen stets betont, nur das Beiwerk zu sein, wird er an diesem Abend zum Mittelpunkt der Show. Würde er bei der kommenden EU-Wahl antreten, hätte er mit dieser Show die perfekte Wahlwerbung bekommen. Aber das tut er natürlich nicht, zumindest hat er es nicht vor und darauf verlassen sich an diesem Abend vorerst alle.
Europa ist nackt, die Tänzerinnen sind es auch fast
Beworben wird am Samstag auch Europa, unter jubelndem Beifall der Menge, unter anderem mit dem Track »Europa ist nackt«. Auf der Bühne wird das unterstützt durch zwei blonde Tänzerinnen im kurzen Goldkleid, die in ihrer Performance ein bisschen an eine Poledance-Einlage in einer Dorfdisco erinnern und damit nicht so ganz dem immer wieder betonten »We Are Breaking The Rules«-Motto der Show entsprechen. Man hätte Valentina und Paula – die Tänzerinnen werden uns immerhin im Laufe des Abends vorgestellt – irgendwie ein wertschätzenderes Setting gewünscht, als jenes, dass sich auf der Bühne bot: Vor zwei vergleichsweise älteren Dudes im knappen Glitzerkleidchen herumzuhüpfen erfüllt nunmal alle Klischees.
Der Stimmung im Flex tat das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. »Es war ein geiler Abend, es wird ein geiler Abend sein« konstatierte ein etwas überrumpelter Andreas Schieder, als er zum Abschluss auf die Bühne geholt wurde und genauso skurril wie diese Worte aus seinem Mund klingen, war der gesamte Abend.
Kurt Razelli präsentierte am 13. Oktober sein neues Album »Lost in Space« gemeinsam mit Matthias Strolz im Flex. Am 28.01. spielt er im Wiener Stadtsaal eine weitere Show, allerdings ohne den Neos-Politiker.