Das Nature Theater Of Oklahoma im Interview zu »Die Kinder der Toten«: »Wir wollten, dass dieses Projekt tief im Land verankert ist«

»Die Kinder der Toten« ist nicht nur die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Elfriede Jelinek, sondern auch eine Filmmelange aus Zombie-, Heimat- und Stummfilm. Kelly Copper vom Nature Theater Of Oklahoma hat uns mehr dazu verraten.

© Stadtkino Filmverleih

»Die Kinder der Toten« gilt als eines der besonders wichtigen Werke der österreichischen Schriftstellerin Elfriede Jelinek. Im Rahmen des Steirischen Herbst 2017 haben die beiden ursprünglich aus dem Theater kommenden RegisseurInnen Kelly Copper und Pavol Liska – sie gründeten das Nature Theater Of Oklahoma – das eigentlich Unmögliche möglich gemacht: Gemeinsam mit LaiendarstellerInnen verarbeiteten sie diese komplexe Geschichte zu einem Film – in der Obersteiermark, auf 8 mm.

Wie haben Sie dieses Projekt vorbereitet?

Kelly Copper: Wir kannten Elfriede Jelineks Arbeit seit vielen Jahren, konnten sie jedoch leider nur in der Übersetzung lesen. Wir hatten nur eingeschränkten Zugriff auf den Originaltext. Uns interessierte jedoch die Verbindung des Werks zu diesem Teil der Steiermark. Die Geschichte ist in der Gegend angesiedelt und die Landschaft ist beinahe ein eigener Charakter – das gefiel uns. Wir sprachen mit Elfriede Jelinek und sie verriet uns, dass der Roman zum Teil vom US-Horrorfilm »Carnival Of Souls« inspiriert wurde.

Unsere Vorbereitung bestand im Wesentlichen daraus, die Region mehrmals zu besuchen und Einheimische zu treffen. Wir stellten Fragen, wanderten, sahen das Land in allen Jahreszeiten. Elfriede gab uns sogar die Schlüssel zu dem Haus, in dem sie in ihrer Kindheit gelebt hat. Wir wollten, dass dieses Projekt tief im Land verankert ist.

Kelly Copper und Pavol Liska vom Nature Theater Of Oklahoma: »Man muss sich immer anpassen und darauf vertrauen, dass jede Krise kreatives Potenzial und eine gewisse Chance in sich birgt.« © Ditz Fejer

Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts?

Das erste große Problem bestand darin, dass wir den Text nicht im Original lesen konnten. Aber das hat uns auch dafür frei gemacht, ihn uns anzueignen. Wir schrieben viele Szenen, bei denen wir nicht wussten, ob wir sie umsetzen können würden. Es waren ja viele der Dreharbeiten öffentlich zugänglich, aber wir wussten im Vorhinein nicht, wer aller teilnehmen würde. Wir mussten also immer mit den Gegebenheiten arbeiten – als etwa unsere StylistInnen kurzfristig absprangen, haben wir uns Videos angesehen, um zu recherchieren, wie man Zombie-Make-up macht. Man muss sich immer anpassen und darauf vertrauen, dass jede Krise kreatives Potenzial und eine gewisse Chance in sich birgt.

Wie war die Stimmung am Set?

Als wir die Hauptrollen besetzten, machten wir allen klar, dass viel Arbeit vor uns liegt – lange und harte Nächte. Wir fragten sie, warum sie Teil des Projekts sein wollten. Letztendlich besetzten wir nur Menschen, die einen überzeugenden Grund dafür hatten, mitarbeiten zu wollen. Wir hätten keine bessere Gruppe auswählen können, mit vielen von ihnen sind wir noch immer befreundet. Es waren Leute, die bereit waren, durchs Feuer zu gehen.

Da wir nicht mit Ton gedreht haben – der gesamte Ton des Films wurde später hinzugefügt – konnten wir uns während der Arbeit mit den Leuten unterhalten und diese anleiten. Das half auch bei der Atmosphäre. Die Kamera erlaubt es, Fehler und wunderschöne Unfälle festzuhalten, die im Zuge der Arbeit passieren. Unsere Idee war es, die Arbeit zur Probe zu machen, den Film quasi über die Arbeit zu machen, und die Kamera sollte das einzige Publikum sein.

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