Das heimische Designstudio Lucy D hat einen Teelöffel entworfen, der an sich schon toll ist. Was aber noch toller ist: Er wird von Alessi produziert.
In den vergangenen Jahren konnten österreichische Designerinnen und Designer immer wieder mit internationalen Aufträgen punkten. Einen Coup wie diesen sollte man dennoch besonders feiern: Das Duo Lucy D, bestehend aus Barbara Ambrosz und Karin Santorso, hat einen Löffel entworfen, der von keinem geringeren Unternehmen produziert wird als Alessi. Selbst den hartnäckigsten Design-Verweigerer ist die Marke schon untergekommen, hat sie doch in den 80er Jahren mit bunten Helferleins für die Küche Designgeschichte geschrieben, u. a. mit Entwürfen von Design-Pop-Gott Philippe Starck. Heutzutage ist Alessi zwar nicht mehr so stilbildend wie früher, die Zusammenarbeit mit wichtigen zeitgenössischen Gestalterinnen und Gestaltern sucht die Firma aber noch immer, etwa mit Marc Newson, Karim Rashid oder Martí Guixé.
Und nun also Lucy D. Das ist umso erfreulicher, denn welche Österreicher haben schon für Alessi entworfen? Zum einen kein Geringerer als Hans Hollein, der vor fast dreißig Jahren ein silbernes Kaffee- und Teeservice mit dem Namen „Piazza“ entworfen hat, das man noch heute bestellen kann, wenn man gerade mal 36.400 Euro ausgeben will (im Ernst). Es sieht übrigens aus wie ein Flugzeugträger. Zum anderen war auch das zurzeit international erfolgreichste heimische Designstudio, Eoos, für die Italiener tätig: Die Weingläser „Alberto`s Vineyard“ sind aber Gott sei Dank günstiger als ein echter Alessi-Hollein.
Nicht nur preislich mithalten kann da auch der neue Teelöffel von Lucy D. Warum Alessi angebissen hat, ist leicht erklärt: Der Löffel mit dem Namen „Tèo“ löst ein altes „Problem“, wie man mit Teebeuteln umgehen soll, wenn der Tee fertig ist. Die Lösung: Man zieht einfach an der Schnur – und den Beutel in den Schaft des Löffelstiels, wodurch die Restflüssigkeit herausgepresst ist. Das ist es auch schon. Oder nein, nicht ganz: Das Teil ist auch gestalterisch top, liegt gut in der Hand und hat kürzlich in New York gleich einen „Accent on Design“-Award bekommen.
Mit Tableware kennen sich die Designerinnen von Lucy D übrigens bestens aus. Barbara Ambrosz entwarf bereits vor zehn Jahren die Trinkschale „Liquid Skin“ für Lobmeyr, einen absoluten Kultgegenstand der Nullerjahre. Es folgten unter anderem ein Service-Dekor für Augarten, das charmante Recycling-Service Ryker sowie Trinkgläser, aber auch Möbel. In jüngster Zeit hat das Duo auch mit Innenarchitektur auf sich aufmerksam gemacht: Die Standorte der „Wombats“-Hostels in Wien und München wurden von Lucy D innen gestaltet. Schön, dass die beiden zwischen solchen Großprojekten überhaupt die Zeit gehabt haben, sich um einen Teelöffel zu kümmern.