Klopf, klopf! Buntspecht sind mit ihrem zweiten Album »Draußen im Kopf« sehr schnell wieder zurück. Es ist erneut sehr gelungen.
Die strahlenden Augen der Indie-Kids, die Virtuosität auf gar fremdartigen Instrumenten, das artistische Jonglieren mit vielfältigen Musiken. Die einen sagen: »Das ist Balkan-Folk, gemischt mit Bossa nova!« Die anderen: »Gypsy-Pop und Wiener Swing!« Alle müssen aber zugeben: Die sympathischen Wiener Wandermusikanten Buntspecht veranstalten einen gehörigen Zirkus in seiner pursten Form. Das Sextett entdeckt bereits mit dem erst 2018 erschienenen Debüt »Großteils Kleinigkeiten« unerkanntes Land innerhalb der österreichischen Popmusik, bricht dort mit den Konventionen und Grenzen des Machbaren und stößt dabei gar nicht allzu viele vor den Kopf – dafür aber umso mehr zum Tanzen an. Dass es den an Ort und Stelle prophezeiten Amadeus nicht gab … Ach, was wissen denn die schon!
Emotionale Thera-Bänder
Sicher ist: Sollten die Tanzschuhe denn überhaupt wieder verstaut worden sein, spätestens mit »Draußen im Kopf« müssen sie wieder geputzt werden. Wobei: Die zwölf Stücke, die allesamt wieder sehr gut geworden sind, verlangen quasi nach Adamskostümen untenrum, schreien die letzten verbliebenen Freiheiten heraus, beschwören Hoffnungen auf Besserung des Zustands, träumen von Welten aus College-Broschüren. Nur: Hier wird nichts gelernt, hier wird sich amüsiert! Und: Hier wird sich gespürt! Während in »Waschmaschinentango« noch ganz zart das liebste Anhimmeln von Schweißperlen seit Klaus Lage passiert, geht’s im wohl größten Hit »Unter den Masken« gleich aufs Ganze: »Du bist verrückt genug / Um dich in dieser Welt zu verlieben / Aber die Welt ist viel verrückter als du / Und fast wär etwas von uns geblieben«, heißt es da ganz richtig. Nicht nur hier, gleich überall, werden Vokale gedehnt wie emotionale Thera-Bänder, so dass nicht nur Jörkk Mechenbier oder Thees Uhlmann ihre helle Freude haben.
Hier und da mal ein neues Instrument – jetzt im Angebot: ein Klavier! –, aber sonst ändert sich zum Vorgänger nicht so viel. Das ist ja nicht Schlechtes, vor allem, wenn man so dringlich und einzigartig ist wie der Zirkus der Gruppe Buntspecht. Nur Obacht bitte vor den Clowns, denen ist nicht zu trauen!
»Draußen im Kopf« von Buntspecht erscheint ist heute, also am 17. Mai 2019, bei Phat Penguin erschienen. Die nächsten Konzerttermine der Band lauten: 18. Mai, München (DE), Manic Street Parade — 19. Mai, Wien, Kulisse — 28. Mai, Freising (DE), Uferlos Festival — 30. Mai, Berlin (DE) Badehaus — 31. Mai, Wien, Wir sind Wien Festival — 8. Juni, Kirchanschöring (DE), Im Grünen Festival — 20. Juni, Kitzbühel, Straßenfest — 28. Juni, Götzis, Folk Festival — 29. Juni, Basel (CH), Hill Chill — 6. Juli, Ramsau, Rock im Dorf — 20. Juli, St. Georgen an der Gusen, Tribüne Sommerfest — 28. Juli, Nürnberg (DE), Bardentreff — 2. August, Wieselburg, Hiesige & Dosige — 3. August, Groß Gerungs, Rock den Park — 12. September, Weiz, Kukuk Festival — 27. November, Wien, Arena.