Die Wiener Gruppe Strandhase präsentiert auf ihrem Debütalbum »Primetime« Musik für den Vorabend: erwartbar, ohne Ecken und Kanten.
»Der Tod des Indie-Rock«, der »Mainstream der Minderheit«: Gar fatalistische Abgesänge auf das, was wir so ganz im Allgemeinen als Independent Rock zu verstehen glauben, gibt es quasi schon seit immer. Aber – und das muss man auch sagen – irgendwie hat er doch noch ein kleines bisschen überlebt, auch wenn man ihn nicht so häufig mehr fühlt. Natürlich ist heute alles verdigitalisiert und diesen wirklichen Underground – wie man ihn etwa als preissteigernden Vermerk auf südamerikanischen Beat-Platten der 60er-Jahre findet – gibt es heute gar nicht mehr. Mit dem vermeintlichen bestimmten Etwas, einer gut geschmierten und im doppelten Sinne vernetzten Maschinerie wabert heute nichts mehr im Untergrund dahin, bricht plötzlich aus und versorgt Massen mit gutem Geschmack. Alles findet schnellstmöglich den Weg in die digitalen Abspielgeräte. Und nun: Strandhase.
Cock ’n’ Roll
Die vier Wiener sind eine dieser Indie-Bands, wie von Don Kirshner am Reißbrett gemalt: Ein charismatischer Sänger und Instrumentalisten, die ganz im Unsinne des Cock ’n’ Rolls gar überdramatisieren – die Frisuren! – und mehr zum Overacting neigen als Ray Weber; dazu spitz auf die tendenziell jüngere Zielgruppe zugeschnitten, die noch an die große Liebe Rock ’n’ Roll glaubt – kurz: im Gestus leicht zu dechiffrieren. Nach bereits geschickt in den Rotationen der für Image relevantesten Radiosender platzierten Singles (»Einsame Gewalt« und »Tanzen mit Jacke«) erscheint nun das Debüt der erst seit 2018 in dieser Form zusammenspielenden Gruppe. Es bietet 13 und zwei halbe Stücke Erwartbares: Gitarrenmusik, noch dazu mit Hang zu Latin, Jazz und Funk.
Eines muss man Strandhase aber lassen: Sie neigen zumindest musikalisch nicht zur Festlegung, großbuchstabierten Rock findet man ebenso wie schwebende Elegien und mit dem hibbeligen sowie dynamischen »Paloma« ist tatsächlich so etwas wie ein echter Hit auf »Primetime«. Die Rettung eines Genres dagegen: Sie muss auf einen anderen Release verschoben werden.
Das Album »Primetime« von Strandhase ist am 21. Februar 2020 bei Problembär Records erschienen. Die nächsten Konzerttermine der Band lauten: 27. März, Steyr, Röda — 9. April, Klagenfurt, Stereo — 18. April, Wien, WUK — 23. April, Salzburg, Rockhouse — 24. April, Graz, P.P.C.