Die erste Single von Ein Gespenst, der neuen Band von Elias Hirschl, bietet wavigen Indie-Pop und jede Menge Lockdown-Müdigkeit.
Like, wer’s kennt: Im Großen und Ganzen gibt’s beim Fortgehen zwei typische Arten von Menschen: die Trinkenden und die Tanzenden. Und dann gibt’s da noch die dazwischen. Die, die nur aus Höflichkeit tanzen.
Wobei, eigentlich geht’s bei der allerersten Veröffentlichung der brandneuen Gruppe Ein Gespenst um etwas ganz anderes. Aber, ganz langsam, von Anfang an: Wer ist das eigentlich, Ein Gespenst? Das Duo besteht aus Elias Hirschl (Gitarre, Komposition, Gesang), den man eventuell schon als Buchautor, Solomusiker und im Rahmen von Rockgruppen wie Heldenplatz oder Sybylle kennenlernen durfte – auf thegap.at gab’s auch mal ein sehr empfehlenswertes Tourtagebuch namens »Musikalisch-literarische Asientour« – sowie aus Christopher Hütmannsberger (Drums, Arrangements), der eigentlich Rapper, Performer und Produzent ist (unter anderem für Yasmo).
Gegründet im ersten Lockdown, entsteht auf der nun hier vorgestellten ersten Single sowie auf der im Mai folgenden noch namenlosen EP poppiger Indierock, der zärtlich seine Arme in Richtung New Wave ausstreckt und auch mit Elektronischem experimentiert – die Twang-Gitarre als ständiger Akzentgeber. Der USP dürfte allerdings in den poetischen Texten liegen, die bereits aus der Debütsingle purzeln, denn: Sie sind ein Abgesang auf den Stillstand, auf die Belanglosigkeit der immer gleichen Tage.
Keine Pflichten mehr
»Ich tanze nur aus Höflichkeit« ist daher nicht als unwilliges Gebaren am Dancefloor in den ohnehin geschlossenen Diskotempeln landauf, landab zu verstehen, sondern als gute Mine zum bösen Spiel. Schließlich heißt es ja: »Ich habe keine Pflichten mehr / Ich atme nur mehr wenn ich will / Ich tanze nur aus Höflichkeit / Und wenn ich will, dann bin ich still«.
Passend zur besungenen Ausweglosigkeit im Lockdown ist auch das Musikvideo, das ebenfalls von Elias Hirschl inszeniert wurde: Wir sehen die Band im Hier und Jetzt, in Farbe, aber im leeren Wiener Prater; Einsamkeit in den antriebslosen Fahrgeschäften. Dazu blitzt immer wieder das Gegenteil auf: Bilder aus längst vergangenen Tagen, gut gefüllte Attraktionen, glückliche Gesichter, aber den Inhalt konterkarierend in grobkörnigem Schwarz-Weiß. Passend zur musikalischen Darbietung: träumerisch poppig, mit eigentlich positiven Vibes, aber dann doch mit dieser Ausweglosigkeit in den Texten. Ganz schön smart!
Mit der Single »Ich tanze nur aus Höflichkeit« stellt sich die Gruppe Ein Gespenst der Öffentlichkeit vor. Im Mai erscheint die Debüt-EP des Duos beim sehr guten Wiener Label Strizzico.