Wer breit aufgestellt ist, ist unbeweglich? Das gilt vielleicht für die ein oder andere Sportart, aber nicht für das Duo Dramas. Auf ihrem zweiten Album zeigen Viktoria Winter und Mario Wienerroither, dass sie sich in vielen verschiedenen Genres zu Hause fühlen.
Die vergangenen Monate zeichneten sich auch dadurch aus, dass sie bislang nur selten verwendeten Ausdrücken und Redewendungen zu plötzlicher Popularität verholfen haben. Kaum ein runder Tisch kam ohne die mehrmalige Verwendung des Begriffs »Resilienz« aus und wer nicht einmal die Wendung »die Füße stillhalten« in einem Zoom-Call verwendet hat, hat 2020 nicht gelebt. Mit Stillstand – egal welcher Art – tun sich Viktoria Winter und Mario Wienerroither, die 2016 das Duo Dramas gegründet haben, schwer. Das haben sie uns nicht nur mit dem Titel ihres Debüts »Nothing Is Permanent« mitgeteilt, sondern man hört es auch auf ihrem neuen, selbstbetitelten Album.
Auf diesem sind die beiden bei der Entwicklung ihres zwischen Elektro, Synthie-Pop und Filmscore angesiedelten Sounds nicht nur einen Schritt weitergegangen, sondern regelrecht losgelaufen. Und zwar in viele verschiedene Richtungen, die es umso schwerer machen den Sound der Band einfach auf Elektro-Pop zu reduzieren. Gut so, denn breit aufgestellt zu sein, bedeutet keinesfalls Unbeweglichkeit. Ganz im Gegenteil.
Shake It Off!
Vielleicht lässt sich das ja mit dem Wort »Experimentierfreude« zusammenfassen – mit all dem aufregenden Gezische, das man sich bei einem Experiment gemeinhin so erwartet. Falls man sich überhaupt irgendetwas erwarten darf. Alles andere als erwartbar sind jedenfalls die Songs des neuen Albums, wobei das extrem tanzbare »Candy« besonders heraussticht. Scheint so, als käme hier das dieser Tage bitter notwendige Shake-It-Off-Prinzip zur Anwendung.
In eine etwas verträumtere Richtung geht es zu Beginn der zweiten Albumhälfte, wobei man bei der ein wenig raueren, fast ruppigen Nummer »Undercover Dreamer« schnell wieder gezwungen wird, den Kopf aus den Wolken zu nehmen. Klingt widersprüchlich? Ist es auch, aber das macht nichts, denn diese kleinen Paradoxien zeichnen die Band schon seit ihrem Debüt aus. Zusammengefasst könnte man das Ganze also vielleicht auf die folgende Formel bringen: Widersprüchlichkeit plus Experiment macht widerstandsfähig. Und damit sind wir dann doch wieder bei der Resilienz gelandet.
Das Album »Dramas« von Dramas ist am 9. April 2021 bei Fabrique Records erschienen.