Mit »Der Pole aus Wien« liefert Slav eine basslastige Hommage an seine Heimatstadt und sein wohl authentischstes Werk bisher.
Mit Lines wie »Bringen Wien auf die Karte« behält Slav recht, denn der Wiener Rapper sichert sich langsam, aber sicher den Thron in seiner Heimatstadt. Nach durchgehendem Singles-Output im Lockdown kommt nun sein lang ersehntes zweites Album. Auf »Der Pole aus Wien« brettert Slav aufgefädelte Representer-Tracks auf fetten 808-Beats. In ihnen geht es um Business, den Hustle und die Hood. Burggasse und Hauptbahnhof werden mit einem eigenen Song gewürdigt, doch auf dem neuen Album kommt kein Bezirk zu kurz.
Primetime für Grime
Die Beats sind durchgehend von Drill- und Grime-Sound inspiriert, wie man es vom Polen aus Wien – in seinen Texten schon länger eine Selbstbezeichnung – bereits gewohnt ist. Lyrics wie »Drums bisschen drilly« sind dabei fast untertrieben, denn die UK-Ästhetik hört man arg raus. Und sie steht dem Rapper richtig gut. Slav bringt seinen Sound professionell rüber und lebt sich darin komplett aus. Dass bei Slav die Nachbar*innen wegen den Drummachines stressen, wie er augenzwinkernd vorträgt, wundert spätestens ab diesem Album niemanden mehr. Denn jeder Track hat es vor allem im Bassbereich in sich. In leicht arroganter Manier rappt Slav dabei, ohne sich hetzen zu lassen. Die Songs bewegen sich irgendwo zwischen freundlichem Abgeh-Banger und aggressiver Hintergrundmusik. Multifunktional also – kommt ganz auf die Stimmung an. Doppelt ärgerlich, dass die Clubs wahrscheinlich nicht so bald öffnen werden.
Alles in allem ist »Der Pole aus Wien« wohl Slavs ausgereiftester Release. Obwohl er immer noch den in der Szene beliebten Dreistreifen-Jogginganzug von Adidas trägt, hat sich der Rapper über die letzten Jahre stark weiterentwickelt. Nun hat er offensichtlich seinen eigenen Stil gefunden. Außerdem sind alle Tracks perfekt ausproduziert und in sich stimmig. Jeder davon könnte genauso für sich stehen und würde als Single funktionieren. Das macht ein gutes Rap-Album aus. Da Kritikpunkte zu finden, fällt schwer.
»Der Pole aus Wien« von Slav erscheint am 30. April 2021 bei Chapter One Music.