Der zweite Nachfolger des Skate-Spiel-Geheimtipps setzt mit Erfolg auf die Stärken der Vorgänger, auf alternative Routen und eine entbehrliche Geschichte.
Drei lange Abende hat der Körper standgehalten. Jetzt sind da die Vorboten einer Sehnenscheidenentzündung. Anklingender Schmerz im rechten Unterarm als Kompliment für ein Spiel, das dem Controller und den Händen, die es bedienen, alles abverlangt. Der Tastendruck zum Level-Neustart passiert wie von selbst. Das Weglegen des Controllers bedarf erheblicher Vernunftanstrengung.
Einen Haufen Menschen hat »OlliOlli« 2013 beim Ehrgeiz gepackt und nicht mehr losgelassen. Während Jim Sterling damals seine PS Vita über sein Knie brechen wollte, kamen andere wieder und wieder zu dem 2D-Skate-Spiel und seinem 2015 schnell nachgeschobenen Nachfolger zurück. Die rasant getaktete High-Score-Jagd, die vor allem den am linken Stick rotierenden Daumen an seine koordinativen Limits brachte, war eines jener Spiele, in dem der gescheiterte Run neu gestartet ist, bevor die Fehlereinsicht das Großhirn erreicht.
»OlliOlli World« hat die Pixelgrafik durch einen fröhlich doofen Cartoon-Look ersetzt, der wohl nicht allen gefällt, aber durchaus seinen Charme hat. Im Kern ist sich die Serie aber treu geblieben und hat durch alternative, oft besonders irrwitzige Routen noch einen Zahn zugelegt. Die begleitend erzählte Geschichte richtet sich wohl an ein imaginiertes, junges Publikum, dass sich durch anspruchslos seichten Humor auszeichnet. Mag sein, dass es das gibt. Die Tasten-Anschläge die es braucht, um die crazy Dialoge im Schnelldurchlauf zu absolvieren, gehen im allgemeinen Eingaben-Hagel allerdings fast unter.
Worum es eigentlich geht sind Flips, Grinds, Grabs und die Manuals, die die Combo am Laufen halten. Wirklich abgeschlossen fühlt sich ein Level erst an, wenn ein Trick an der ersten Rampe beginnt und an der Ziellinie endet. Und dann gibt es immer noch den High-Score.
Wie seine Vorgänger ist »OlliOlli World« ein Spiel für Leute, deren Ehrgeiz anbeißt, wenn Geschicklichkeitsherausforderungen auf ein Tempo treffen, das keine Zeit zum Denken lässt. In dieser Liga spielt es ganz vorne mit. Weil fast unmerklich und doch frustvermeidend Fehler verziehen werden, weil die Steuerung im geforderten Takt irrsinnig wirkt und doch meisterbar ist und weil natürlich jeder von uns gerne skaten könnte. Hier leiden statt der Knie zumindest nur die Sehnenscheiden.
»OlliOlli World« erscheint am 8.2. für PC und Konsolen.