Jo Strauss ist mehr als nur ein Schmähtandler. Mit Tiefgang erzählt er pechschwarze Geschichten.
Sei ehrlich. Wenn ein gelernter Musiker zu Hause seine Kleinkunst-Honneurs abstauben kann, dann denkst du dir gleich: Gschichtldrucker, Rollenschlüpfer, Augenzwinkern, das Humorige eben. Du denkst dir: Klavierkomik. Du denkst an Grebe, Wartke, vielleicht an Voodoo Jürgens, an Hirsch. Du denkst, du denkst, du denkst.
Was du dir aber nicht denkst, zumindest nicht, wenn du dir nicht schon die ersten drei Alben von Jo Strauss und seiner Band angehört hast: dass zwar zumindest das Erste davon stimmt, das Geschichtenerzählen, aber nicht unbedingt das Wie. Weil »schwarzhumorig« reicht da nicht, eher »pechschwarzhumorig«. Weißt was, streich den »Humor«. Denn: Jo Strauss gibt seinen Figuren teuflische Schicksale in die Hand und multipliziert sich dabei selbst – erzählen kannst nämlich viel, du musst es im Endeffekt auch sein.
Unverwechselbare Note
Begleitet von meist schwerem Klavier, richtigem Lounge-Jazz mit allerhand virtuosen Spompanadeln und verschlepptem Schlagzeug, zieht er sich mehr Kostüme an als ein durchschnittlicher Oberösterreicher in seiner gesamten Gschnaskarriere. Mit seiner charakteristischen tiefen Stimme, wird er zum zwielichtigen Kommissar, zum Standler, dessen Madenleberkäse nicht sein grauslichstes Geheimnis ist, zum Ex-Häfinger aus dem »Scherbenviertel« (Anspieltipp!) und auch zum H. C. – also dem Artmann (zum Glück). Dessen bereits wunderbare Gedichte »med an briaf fon mia zu dia« und »es gibt guade und bese geatna: des is a liad fon an besn« gibt er seine unverwechselbare Note.
Und wie es bei den ganzen Verkleidungskünstlern und Harlekins ist: Bei sich selbst sind sie am traurigsten und im Idealfall am besten. So sind es die Liebeslieder, die – gehört in verlorenen Abendstunden – das volle Potenzial des Songwriters Strauss ausschöpfen. Beispiel etwa: »Goidstift«, das von lang erlebten Nächten erzählt, wo das Glück so nah war, und jetzt genauso weit weg ist wie Joe Strauss vom gewöhnlichen Schmähtandler.
Das Album »Das Schöne am Ende« von Jo Strauss erscheint am 25. Februar 2022 bei Problembär Records. Aktuelle Auftrittstermine: 25. Februar, Linz, Kulturhof — 26. Februar, Wien, Kulisse — 11. März, Steyr, Röda — 17. März, Tegernbach, Hofbühne — 25. März, Salzburg, Kleines Theater — 22. April, Wien, Kabarett Niedermair — 13. Mai, Murnau (DE), Westtorhalle — 20. Mai, Zeilarn (DE), Gasthaus zur Linde — 25. Mai, Klosterneuburg, Kellertheater Wilheringerhof — 11. Juni, Thaining (DE), Rochlhaus — 31. August, Linz, Rosengarten — 3. September, Sallingberg, Kulturbühne Pfarrstadl.