Nach mehreren Ausrutschen gelingt es 2K dieses Jahr wieder auf unterhaltsame, wenn auch mäßig motivierende Weise so zu tun, als täte man so, als sei Wrestling ein echter Sport.
Dass man den Bauchflecken, Schädelbrechern und Beinscherenwürfen auch in der digitalen Form ansieht, dass hier bewusst niemand verletzt wird, ist »WWE 2K22« positiv anzurechnen. Denn wenn Wrestling einen Charme hat, dann liegt der im mehrschichtigen So-tun-als-Ob. Im Kariere-Modus wird dann auch hinter der Bühne der Schein gewahrt: Die Superstars bleiben in der Rolle und beflegeln sich in hölzernen Wortgefechten, um ihre Dispute später – wie sollte es anders sein – im Ring zu klären. Gleichzeitig wird aber auch die Inszeniertheit dieser Auseinandersetzungen nicht negiert. Der Streit exisitert fürs Publikum. Dass nie klar ist, wie ernst das alles genommen werden will, ist der Witz an der Sache. Und der gewinnt durch die Ebene des Spiels noch ein bisschen dazu.
Das Spiel selbst ist dann brauchbar – aber zu ungenau und beliebig, um zu Höchstleistungen zu motivieren. Und genau darin bleibt es seinem Thema treu. Jede relevante Wrestling-Begegnung folgt doch dem Muster des scheinbar unmöglichen Comebacks. Und so ist es auch in »WWE 2K22« nahezu belanglos, ob die Gesundheitsbalken eines Gegners durch fehlerlose Angriffsfolgen in die Inexistenz getrieben wurde. Selbst an ohnmächtigen Körpern kann der Haltegriff versagen. Und plötzlich ist dann alles wieder ganz anders.
Auch die Ungenauigkeit der Steuerung bremst jeden Versuch, mit System vorzugehen. Da geht die Griffbewegung neben dem reglosen Widersacher schon einmal ins Leere. Und wenn dann auch noch mehrere Superstars im Ring rangeln, ist das zwar phasenweise eine Gaudi, aber vor allem auch sehr chaotisch. »WWE 2K22« fängt den skurrilen Humor von Wrestling-Veranstaltungen weit erfolgreicher ein, als den Reiz von Sport- oder Fighting-Spielen.
In Sachen Umfang ist die jüngste Ausgabe der Serie durchaus beachtlich. Und das, obwohl es sich die für ihre Gier bekannte Management-Abteilung von 2K nicht nehmen ließ, für viele Inhalte noch einmal die Hand aufzumachen. Im gewaltigen Pool an Superstars ist für Fans aller Generationen etwas dabei. Und neben mehreren Kampf-Modi und dem Kariere-Modus mit einem selbst gestalteten Charakter kann auch noch ins Management gewechselt werden. Dort müssen mitreißende Events geplant und finanziert werden. Und plötzlich geht es wieder ganz unverblümt um gekonnte Inszenierung.
»WWE 2K22« ist bereits für PC und Konsolen erschienen.