Auf ihrem neuen Album singt Clara Luzia gegen die Apathie an, die sich angesichts der vielen Krisen einstellen könnte. Was dabei hilft? Die Liebe zum Beispiel.
»Scheiße plus X« lautet die Formel, mit der die Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel an ihre Arbeit herangeht. Das bedeutet, dass sie Probleme und Missstände zwar aufdecken möchte, gleichzeitig aber auch neue Perspektiven und Lösungsansätze mitliefern will. Angesichts der Fülle an gegenwärtigen Krisen fiele man sonst einfach in einen Zustand der Ohnmacht und der Apathie, so Wurmb-Seibel. Bei Clara Luzia, die mit »Howl at the Moon, Gaze at the Stars!« ein neues Album vorlegt, besteht dieses X in der marginalen Rolle, die der Mensch in der Erdgeschichte spielt. Darin steckt zwar keine Lösung zur Rettung der Menschheit im Angesicht der Klimakrise, dafür so etwas wie ein erlösendes Moment – wenn auch natürlich nicht im biblischen Sinne.
Zeilen wie »We’re so small and vincible / After all I know we’ll be outlived / And that is the greatest gift« spenden eher Trost, als im lichterloh brennenden Feuer der Existenzängste zu stochern. Sie treffen einen schon seit längerer Zeit schmerzenden Nerv im Rücken, der wie mit einer feinen Akupunkturnadel auf eine Weise angepikst wird, die einen dazu bringt, sich wieder etwas aufzurichten, anstatt sich – all die großen Krisen vor der Nase – noch mehr zu krümmen.
Dringlichkeit, Natur, Liebe
»Es geht um alles und um uns alle«, schreibt die Musikerin und Sängerin über ihren Song »The Greatest Gift« – und im mehrdeutigen ersten Teil des Satzes steckt durchaus eine Dringlichkeit. In den Liedern auf »Howl at the Moon, Gaze at the Stars!« ist ein Ansingen gegen die Apathie spürbar, das sich unter anderem in der Hinwendung zur Natur äußert. »A storm is raging in my head / My senses revel in the pouring rain«, singt Clara Luzia in »This Feeling’s Got No Name«.
Es bewegt sich etwas – nicht nur auf musikalischer Ebene, wenn sich einzelne Passagen oder ganze Lieder bis zur Hymne aufschwingen oder wie in »Clouds« das Tempo ordentlich angezogen wird. Songzeilen wie »A single ray of light can lighten up a room / Oh, baby look at you / That’s exactly what you do« aus dem Song »Clouds« lassen außerdem vermuten: All die Scheiße ist dann ertragbar, wenn das X für die Liebe steht.
Das Album »Howl at the Moon, Gaze at the Stars!« von Clara Luzia erscheint am 27. Jänner 2023 bei Asinella Records. Aktuelle Konzerttermine: 27. April, München (DE), Milla — 28. April, Innsbruck, Treibhaus — 29. April, Dornbirn, Spielboden — 4. Mai, Salzburg, ARGE Kultur — 5. Mai, Ried im Innkreis, Kik — 6. Mai, Mürzzuschlag, Kunsthaus — 11. Mai, St. Pölten, Cinema Paradiso — 12. Mai, Graz, Orpheum Extra — 13. Mai, Linz, Posthof — 17. Mai, Wien, Porgy & Bess.