Scavengers Studio lädt zum melancholisch entschleunigten Radausflug in die Postapokalypse mit wenig Spiel und viel Atmosphäre.
Die Saison ist zu Ende. Aber mit der Saison ist hier eine kulturelle Epoche, vielleicht sogar die Lebensphase einer Zivilisation gemeint. Und in den letzten Tagen vor dieser Zeitenwende macht sich in »Season: A Letter to the Future« ein junger Mensch auf den Weg, um letzte Eindrücke zu sammeln, bevor sich alles ändert.
In Genre-Kategorien gepresst fände dieses Spiel seinen Platz wohl am ehesten unter den Walking Simulatoren. Überland wird mit dem Fahrrad gefahren und die Landschaft genossen, aber für die Höhepunkte der Geschichte, die Begegnungen mit den letzten verbliebenen Menschen, wird abgestiegen. Skill ist keiner gefragt. Dafür Neugier und die entsprechende Ruhe, um Langsamkeit und Atmosphäre genießen zu können.
»Season: A Letter to the Future« ist eines dieser Spiele, während denen gelegentlich die Frage auftaucht, ob das als Kurzfilm nicht besser funktioniert hätte. Oder als Graphic Novel. Aber dann sind da doch wieder die Momente, die gerade durch das Entdecken im ganz individuellen Rhythmus ihren Zauber entfalten. Und das Anfertigen von Bild- und Tonaufnahmen fängt als Kernelement der Spieldynamik die großen Themen des Spiels recht gut ein: Abschied nehmen, aufbrechen ins Ungewisse, Unvollendetes abschließen.
In den wenigen Stunden, die dieses Spiel läuft, entstehen Erfahrungen, die nicht immer den Tiefgang erreichen, den man sich seitens der Macher*innen scheinbar zum Ziel gesetzt hat. Aber einige von ihnen bleiben hängen, bereiten Freude und fallen aus dem Rahmen des Gewöhnlichen. Der hier gezeichnete Weltuntergang, der bei aller Märchenhaftigkeit auch ganz klar auf unsere Gegenwart verweist, wirkt zwar schwer und traurig, aber doch nicht ganz hoffnungslos.
»Season: A Letter to the Future« ist bereits für PC und Playstation erschienen.