Auch nach vielen Jahren zelebrieren Thalija das Zusammenspiel – mit oft einladenden, mitreißenden Ergebnissen. Am Anfang stehen Sounds und Muster, am Ende Feedback und Noise.
Die letzte reguläre Veröffentlichung von Thalija liegt einige Jahre zurück. Aber regulär oder in üblichen Bahnen verlaufend ist bei Thalija sowieso wenig. Seit gut 20 Jahren veröffentlicht das Kollektiv Musik und hat dabei Genrezuschreibungen, die in dieser Zeit zunehmend sinnlos wurden und an denen nur mehr jene festhalten, die mit ihnen aufgewachsen sind, schon immer verweigert. Viele Gitarren, Sounds und das Desinteresse an Songstrukturen legen die Basis. Meist darf es in den Nummern irgendwann lauter werden. Vergleiche mit einzelnen Bands haben noch nie funktioniert und auch die neuen Tracks »31« bis »39« lassen sich schwer als Ganzes beschreiben. Zu unterschiedlich sind die Spuren, die gelegt werden – mit Gitarren und anderen Instrumenten. Zu dicht und gleichzeitig vielschichtig das sonische Netz, an dem hier gearbeitet wird.
Ähnliche Formen der Steigerung
Entscheidend scheint das freudige Zusammenspiel, die Reaktion der Musiker*innen aufeinander. Und doch laufen viele Tracks letztlich in vergleichbare Bahnen aus Feedback und Noise zusammen. Das ist vielleicht die größte Schwäche dieses Albums: Die einzelnen Tracks entwickeln sich aus sehr unterschiedlichen Motiven mitunter durchaus überraschend, münden dann aber oft in ähnliche Formen der Steigerung. Eine Steigerung, die ein bisschen Formsache bleibt und die klare Dringlichkeit vermissen lässt.
Stimmen waren bei Thalija auch immer schon in erster Linie weitere Instrumente. Worum es geht, sind Sounds und Muster, die in vielen guten Momenten bewegen, mitreißen, einladen, sich in ihnen zu verlieren. Gerade live funktioniert das. Hier ist auch noch mehr spürbar, wie die Musiker*innen mit viel Spiellust interagieren. »IV« macht die freie Form und das aufeinander reagierende Zusammenspiel der Musiker*innen erlebbar – die Nummern sind in gemeinsamen Aufnahmesessions teilweise vor Publikum entstanden. Das Album kann als Einladung verstanden werden, den in den Livesessions eingeschlagenen Wegen zu folgen.
Das Album »IV« von Thalija ist heute, also am 29. September 2023, bei Pumpkin Records erschienen. Die Band ist am 6. Oktober in der Roten Bar in Wien und am 10. November im Volkshaus in Graz live zu sehen.