Jedes Jahr wieder sorgt das Sziget Festival dafür, dass in Budapest Musikfans aus allen Ecken Europas zusammenkommen – dieses Jahr unter anderem mit Halsey, Liam Gallagher und Janelle Monáe als krönendem Abschluss.
Es war der Abend des 7. August 2024 als die Absage der Taylor-Swift-Konzerte in Wien aufgrund einer Terrorwarnung viele Swifties in Trauer und innerer Leere zurückließ. Besucher*innen aus aller Herr*innen Ländern bereiteten sich monatelang auf den besten Abend im Jahr mit Ihrem Idol vor, organisierten Veranstaltungen und Get-Togethers vor den Konzerten, nur um dann einen Tag vor Beginn die ernüchternde Nachricht zu erhalten.
Genau parallel bot das Sziget-Festival auf der Óbuda-Insel in Budapest einen Zufluchtsort, der nicht nur als musikalischer Ersatz dienen konnte, sondern auch die Themen Sicherheit und Gemeinschaftsgefühl in den Vordergrund stellte. Während die Enttäuschung über die abgesagten Konzerte spürbar war, war dieser Fokus für Swifties wie generelle Kulturenthusiast*innen gerade in Zeiten der Unsicherheit von unschätzbarem Wert.
Das diesjährige Line-up war dabei so vielfältig wie die Szitizens, die für sechs Tage aus allen Ecken der Welt zusammenkamen, um sechs Tage voller Magie zu erleben. Von 7. Bis 12. August eröffnete die Insel der Freiheit – wie sie von den Locals genannt wird – wieder ihre Pforten. The Gap war vom zweiten bis zum fünften Tag vor Ort.
Tag zwei: Frauenpower und energetische Performances
Unser erster Tag am Sziget Festivals 2024 stand ganz im Zeichen starker Frauen. Die norwegische Pop-Künstlerin Dagny eröffnete den Tag mit einer charmanten und erfrischenden Darbietung. Indie-Pop-Hymnen wie »Love You Like That« brachten das Publikum schon am frühen Nachmittag in Tanzlaune und sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Prädikat: wholesome.
Anschließend übernahmen die Nova Twins aus Großbritannien die Bühne und lieferten eine explosive Performance ab. Ihr Musikstil, eine kraftvolle Fusion aus Punk, Rock und Hip-Hop, brachte eine rohe Energie mit sich, die das zahlreich erschienene Publikum auf der Revolut Stage in ihren Bann zog. Das Duo, bestehend aus Amy Love und Georgia South, ist bekannt für ihre innovativen Sounds und ihre rebellische Attitüde, was sie auch am Sziget eindrucksvoll unter Beweis stellten.
Weiter ging es zu Ibis × ALL presents The Buzz Stage, die sich wieder einmal mehr als echter Geheimtipp entpuppte, auf der sowohl Newcomer als auch etablierte Bands einen Platz fanden. Künstler*innen wie Neomi, Future Static, God is an Astronaut, The KVB und Skaar zeigten hier im Laufe des Festivals eine eindrucksvolle Bandbreite moderner Popmusik. Jedes Jahr wieder empfehlenswert!
Das unbestrittene Highlight des Tages war jedoch Halsey, die bei einem ihrer raren Europa-Auftritte wiederum zeigte, warum sie eine der führenden Stimmen ihrer Generation ist. Jeder ihrer Hits von »Without Me« bis »Bad at Love« wurde von der enthusiastischen Menge lautstark mitgesungen.
Den Abschluss des Tages bildete Aurora, die engelsgleich barfuß in einem roten Kleid über die Bühne schwebte. Mit ihrer ätherischen Ausstrahlung und verträumten Melodien lud sie die Besucher in ihre magische Welt ein und rundete den Tag auf wundervolle Weise ab.
Tag drei: Männer im Rampenlicht
Der nächsten Tag fiel mit einem markanten Kontrast zum vorangegangenen auf. Denn diesmal standen die männlichen Künstler im Vordergrund. Yves Tumor eröffnete den Nachmittag auf der Hauptbühne mit seinem experimentellen, sperrigen Sound. Vielleicht auch aufgrund seines avantgardistischen Ansatzes wirkte seine Performance im Kontext der großen Bühne und der Tageszeit leicht deplatziert, was es dem Publikum schwer machte, sich auf seine unkonventionellen Klänge einzulassen.
Im krassen Gegensatz dazu zog Stormzy am Nachmittag die mit Abstand größte Crowd an. Der britische Grime-Superstar versprach seine gesamte Energie in die Show zu stecken, sofern das Publikum ihm dieselbe Power zurückgebe – eine Vereinbarung, die euphorisch eingehalten wurde. Vermutlich der Höhepunkt dieses Tages!
Der Headliner des Abends, Liam Gallagher, lieferte ein Best-of-Oasis-Set. Obwohl seine Performance solide war und sich Hits wie »Supersonic« und »Live Forever« wieder einmal als Mitgröhl-Hymnen erwiesen, konnte er bei weitem nicht den massiven Zustrom verzeichnen, den Stormzy am Nachmittag genossen hatte.
Der Abschluss des Tages gehörte schließlich Teezo Touchdown, der mit seinem extravaganten Stil Eindruck hinterließ. Sein in einen Blumenstrauß eingebettetes Mikro war nur eines der Highlights einer Performance, die Hip-Hop und Punk auf neuartige Weise zu verbinden wusste. Definitiv einer der spannenderen Künstler unserer Zeit.
Tag vier: Fan-Gekreische und tropische Temperaturen
Ein Hit-Feuerwerk der US-Künstlerin Bebe Rexha leitete den vierten Tag ein. Der Unterhaltungswert war groß, abgerundet durch ein Dance-Off zweier Fans. Positiv zu erwähnen ist außerdem, dass Bebe Rexha mehrmals ein starkes Zeichen für Body Positivity setzte.
Es folgte Louis Tomlinson, dessen Auftritt eine angenehm erwachsene Note hatte. Die Begeisterung seiner Die-Hard-Fans war unüberhörbar, aber sein Set zeigte, dass er weit mehr ist als nur ein ehemaliges Boyband Mitglied. Eine positive Überraschung.
Etwas später breitete die britische Post-Punk-Band The KVB auf der Ibis × ALL presents The Buzz Stage ihren düsteren Sound über das Areal aus und zog dennoch eine beachtliche Menge an Fans an, die ihre Leidenschaft für das Genre teilten.
Den krönenden Abschluss des Tages machte die dänische Künstlerin Mø. Trotz der tropischen Temperaturen im Revolut-Zelt kochte die Stimmung, zeitlose Klassiker wie »Lean On« wurden vom Publikum frenetisch gefeiert – Crowd Surfing inklusive. Ihr bislang vierter Sziget-Auftritt erwies sich als Triumphzug und fühlte sich gleichzeitig wie ein Heimspiel an, Sympathie Level 10/10 inklusive. Bitte nächstes Jahr wieder!
Tag fünf: Nostalgie Reise und krönender Abschluss
Unseren letzten Tag am Sziget Festival begannen wir mit einer nostalgischen Reise gemeinsam mit den Editors. Die Briten zeigten ihre Stärken mit Songs aus den ersten beiden Alben »An End Has a Start« und »The Back Room«, die uns in Erinnerungen schwelgen ließen. Leider konnte das neue Material, gerade live, nicht ganz mit dem Altbewährten mithalten und wirkte eher beliebig.
Den krönenden Abschluss unserer Reise lieferte Janelle Monáe. Monáe kombinierte mit Bravour Funk, Soul, R&B und Hip-Hop zu einer einzigartigen Show, die von kreativen Choreografien und einer penibelst durchdachten Show geprägt war. Dabei durften auch ihre bekanntesten Singles »Tightrope« und »Make Me Feel« nicht fehlen. Janelle Monáe bewies mit diesem Auftritt einmal mehr, dass sie eine der innovativsten und faszinierendsten Künstlerinnen unserer Zeit ist – ein glanzvoller Abschluss für unsere Festivalzeit.
Fazit: Mehr als nur ein Festival
Neben der Musik beeindruckte das Sziget Festival 2024 erneut mit einem umfangreichen Angebot an Aktivitäten. Die »Art Zone« war ein Schmelztiegel für Kreativität, während »Magic Mirror« für farbenfrohe LGBTQIA*-Feiern sorgte. Workshops, Yoga-Sessions und interaktive Installationen boten den Szitizens eine willkommene Abwechslung und machten das Festival zu einem ganzheitlichen Erlebnis.
Das Sziget Festival hat also 2024 einmal mehr gezeigt, warum es zu den besten und vielfältigsten Festivals Europas gehört und die Vorfreude auf 2025 ist bereits jetzt groß.
Offenlegung: Unser Aufenthalt am Sziget Festival erfolgte mit Unterstützung von Ibis Music und fand im neu errichteten Ibis Budapest Stadium statt.
Dagny (© Patrick Münnich)
Dagny (© Patrick Münnich)
Dagny (© Patrick Münnich)
Dagny (© Patrick Münnich)
Dagny (© Patrick Münnich)
Dagny (© Patrick Münnich)
Nova Twins (© Patrick Münnich)
Nova Twins (© Patrick Münnich)
Nova Twins (© Patrick Münnich)
Nova Twins (© Patrick Münnich)
Nova Twins (© Patrick Münnich)
Neomi (© Patrick Münnich)
Neomi (© Patrick Münnich)
Neomi (© Patrick Münnich)
Neomi (© Patrick Münnich)
Neomi (© Patrick Münnich)
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Aurora (© Patrick Münnich)
Aurora (© Patrick Münnich)
Aurora (© Patrick Münnich)
Aurora (© Patrick Münnich)
Aurora (© Patrick Münnich)
Aurora (© Patrick Münnich)
Aurora (© Patrick Münnich)
Aurora (© Patrick Münnich)
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