Als Jeansboy feiert der Drehbuchautor Lorenz Uhl ein Schrammeln quer durch die Genres.

Vielleicht hat sich der Drehbuchautor Lorenz Uhl mit Jeansboy selbst die Rolle jenes Musikers geschrieben, den er nun spielt. Hermes Phettberg ist ihm offenbar ein Begriff –ganz bringt man die beiden im Kopf aber nicht zusammen. Dieser Jeansboy jongliert mit Genres und Klangbildern der Unterhaltungsmusik. Mit sympathischem Selbstbewusstsein wird hier zitiert, werden durchaus formelhafte Zugänge aufgenommen und auch wieder fallen gelassen. Am besten funktioniert das auf »Cruise Ship Selection I«, wenn die Songs von einem gewissen Tempo getragen schwungvoll andrücken und nicht allzu reduziert bleiben. Das tun sie aber nicht immer.
Ausweglosigkeiten benennen
Die Musikeridentität weiß um Bilder, Images und Stimmungen – als Jeansboy begibt sich Uhl in den großen, niemals ganz durchschaubaren Fluss der Musikgeschichte. Schlager wird zitiert, Bluesrock gestreift, mit DIY- und Lo-Fi-Ästethik wird nicht nur in elektronischen Klängen geschwelgt. Jene Nummern, die stärker ausproduziert sind, funktionieren dabei: Der Opener »Big Painting« bemüht eine Retrostilistik, die jener nicht ganz unähnlich ist, mit der etwa Voodoo Jürgens in den letzten Jahren Erfolge einfuhr oder auch Oskar Haag. »Blue Jeans Eyes« wiederum feiert die Sleazyness. »Austrian Dream«, ein Duett mit der auf internationalem Parkett bei Stones Throw Records tanzenden Sofie Royer, ist eine gelungene Retropop-Nummer, bei der man den Eindruck hat, dass selbstreferenziell ein österreichischer Blickwinkel auf die große Welt des Pop eingenommen und dabei auch gleich kommentiert wird. Weniger gut funktioniert so manch anderes Stück auf dem Album, bei dem Uhl in reduzierter Lo-Fi-Stimmung verharrt und Songs wie Sound weniger ausarbeitet.
Der zwischen kulturellen Ausdrucksformen wechselnde Autor Uhl beziehungsweise Jeansboy agiert wissend und wirkt dabei abgeklärter, als es seine Ästhetik oberflächlich vermuten lässt. Man wünscht so mancher Nummer mehr Schliff – aber das wäre dann vielleicht eine andere Rolle und eben nicht mehr jene von Jeansboy.

Das Album »Cruise Ship Selection I« von Jeansboy erscheint am 21. Mai 2025 bei Oops Records.