Nach personellen Änderungen haben sich Dim Prospects für das neue Album »Abscheu und Neugier« an ihrer eigenen Vergangenheit orientiert.

Nach ein paar Durchhängerjahren ist Wien derzeit wieder als aktives Punk-/Hardcore-Zentrum auf der Landkarte verortet und wird zumindest europaweit für die gut besuchten Konzerte sowie die ausgezeichnete Stimmung auf diesen geschätzt. Möglich machen das ein paar erfahrene Veranstalter*innen und viele neue junge Kollektive (von Bands bis Booker*innen), die sich rund um das Venster 99 gebildet haben. Letztere – so hört man – bezeichnen die frühen Vertreter*innen der heimischen Punk-/Hardcore-Szene liebevoll als »Geriatrieabteilung«. Und genau zu jener gehören auch Dim Prospects. Über mehrere Jahrzehnte hinweg prägten deren Mitglieder in Punk-/Hardcore-Bands wie etwa Target of Demand, Knallkopf, Radikalkur, Those Who Survived the Plague oder Brambilla die Szene in Österreich aktiv mit.
Vergangenheit einholen
Eben aus den genannten Brambilla gingen 2012 dann Dim Prospects hervor. Als Sextett und mit – anders als zuvor – englischen Lyrics spielte man zwar noch immer schnellen Punkrock, aber doch ein paar Nuancen anders. Der Einfluss der britischen Kultband Leatherface um Frankie Stubbs ist hier sicherlich nicht abzustreiten. Und auch wenn Songs wie »I Can Do a Better 600 Euro Haircut with My Asshole« oder »Eight Million Shitheads Can’t Be Wrong« sehr unterhaltsam waren, so hakte es irgendwie immer ein wenig an der Sprache. Nach dem Ausstieg eines der beiden Sänger wandte sich die Band für das neue Album nun aber ihrer Erstsprache zu. Das Ergebnis: die besten Dim-Prospects-Songs, die es je gab. Direkter, energischer Punk, wie ihn in den frühen Neunzigern die aus Hamburg stammende Band Blumen am Arsch der Hölle schon spielte oder in den späteren auch – ähm – Brambilla. Und hier schließt sich der Kreis.
Auf »Abscheu und Neugier« arbeiten sich Dim Prospects am Kleingeist der Bürgerlichkeit, des Konservativismus und des Rechtsextremismus ab, also quasi am von der ÖVP über Jahrzehnte aufgebauten Kartenhaus, das die FPÖ langsam, aber sicher zum Einstürzen bringt. »Plombenziaga«, »Leitplankenkultur«, »What Would Doom Do«, »Bauernfeind« und »Momuri« zählen sicher zu den Highlights eines durchwegs gelungenen Albums, das zeigt: Nicht das biologische Alter ist entscheidend, sondern was man daraus macht.

Das Album »Abscheu und Neugier« von Dim Prospects erscheint am 14. November 2025 bei Noise Appeal Records. Die nächsten Konzerttermine der Band lauten: 28. November, Wien, Café Carina — 7. Dezember, Wien, Pankahyttn — 19. Dezember, Wien, Arena Beisl.