Helmut Langs radikale Vision von Design und Identität steht im Zentrum einer neuen Ausstellung im MAK. Sie wirft einen Blick auf das wegweisende Schaffen des Modedesigners und Künstlers in den Jahren 1986 bis 2005.

Mit »HELMUT LANG. SÉANCE DE TRAVAIL 1986–2005 / Excerpts from the MAK Helmut Lang Archive« widmet das Museum für angewandte Kunst in Wien, kurz MAK, Helmut Lang die erste umfassende Ausstellung seines Œuvres. Ausgehend vom einzigen offiziellen öffentlichen Archiv zu seinem Werk – es ist seit 2011 Teil der MAK Sammlung –, bietet die Ausstellung einen tiefgehenden und einzigartigen Einblick in Helmut Langs kreativen Prozess.
Seine radikale Vision von Design und Identität aus den Jahren 1986 und 2005 steht dabei im Fokus. In Form einer Mixed-Media-Präsentation mit großformatigen, ortsspezifischen Installationen überschreitet die Schau die Konventionen klassischer Modeausstellungen. Unterstrichen wird Helmut Langs Rolle als Pionier, der schon früh künstlerische Strategien einsetzte. Und das lange bevor er sich 2005 aus der Modewelt zurückzog, um sich ganz auf seine künstlerische Praxis zu konzentrieren.

Die »Arbeitssitzung«
Der kuratorische Rahmen der Ausstellung greift Langs Konzept der »Séance de travail«, der »Arbeitssitzung«, als Prozess kontinuierlichen Experimentierens, Verfeinerns und Erneuerns auf. Entlang der Themen »Identity«, »Space«, »Séance de travail«, »Media & Cultural Presence«, »Artist Collaborations« und »Backstage« wird sein Schaffen als verflochtenes System und als Teil eines größeren kulturellen Narrativs erfahrbar.
Vor dem Hintergrund der kulturellen Umbrüche der späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre entwickelte Lang eine medienbewusste Ästhetik, die sich vom Glamour, der Überinszenierung und den Statussymbolen der 1980er abhob. Nach ersten Kollektionen und einem Made-to-Measure-Atelier in Wien präsentierte er 1986 im Rahmen der Ausstellung »Vienne, Naissance d’un siècle, 1880–1938« im Centre Pompidou in Paris die Debütshow der Helmut-Lang-Kollektion mit dem Titel »L’apocalypse joyeuse« und etablierte sich mit seinen reduzierten, geschlechterübergreifenden Kollektionen rasch als zentrale Stimme der internationalen Avantgarde.

Emotionale Resonanz
Zwischen Wien, Paris und New York schrieb Helmut Lang die Codes der internationalen Modewelt neu und entwickelte ein unverwechselbares ästhetisches Vokabular, das nicht nur unser Erscheinungsbild geprägt hat, sondern auch, wie Identität aufgefasst und vermittelt wird. In Kampagnen, Flagship-Stores sowie der Zusammenarbeit mit Künstler*innen unterschiedlicher Medien verschob er die Grenzen zwischen den kreativen Disziplinen. Emotionale Resonanz stellte er dabei über den bloßen Konsum. An etablierten Normen der Branche rüttelte er ebenso wie an gesellschaftlichen Konventionen. In seinem konsequent medienübergreifenden Ansatz verband er kompromisslose Strenge mit einer zutiefst menschlichen Vision. Ideen, die erst Jahre später zum Zeitgeist wurden, nahm er vorweg und er brachte sie auf eine internationale Bühne – stets in kritischer Distanz zu den Modetrends der Zeit. Geprägt von einer leisen und doch radikalen Haltung, entstand so ein Werk, das bis heute konzeptionelle wie auch ästhetische Aktualität und Relevanz aufweist.
Lilli Hollein, Generaldirektorin des MAK: »Ich danke Helmut Lang für sein Vertrauen. Als österreichisches Bundesmuseum bewahrt und erforscht das MAK mit dem Helmut Lang Archiv die wichtigste Dokumentation seines gestalterischen Werks, dem wir uns mit einem besonderen Zugang widmen. Lang war zudem für viele Jahre ein prägender Professor an der benachbarten Universität für angewandte Kunst. Die Ausstellung macht sein Streben nach einem ›Gesamtkunstwerk‹ sichtbar – nach der ganzheitlichen Vision seiner Marke als Modedesigner, Künstler, Stratege und Innovator. Sein radikales Gesamtkonzept inspiriert Generationen bis heute und wird hier eindrücklich erlebbar.«

Die Ausstellung »HELMUT LANG. SÉANCE DE TRAVAIL 1986–2005 / Excerpts from the MAK Helmut Lang Archive« ist bis 3. Mai 2026 im MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien zu sehen.