Die Mediaopera will zum visuellen Epizentrum der Medienkunst und zu einer Alternative in Wiens Clublandschaft werden. Ein ambitioniertes Ziel, aber kein leichtes Unterfangen.
Im dritten Wiener Gemeindebezirk entsteht Österreichs größtes Medienzentrum. 57 Mio. Euro investiert die Stadt Wien in das Media Quarter Marx. Teil davon sind die denkmalgeschützten, 224 Meter langen Rinderhallen. Der Verein Mediaopera hat in diesem Gelände, dem ehemaligen Schlachthof von St. Marx, eine Spielstätte für die Medienkunst- und Visualistenszene gefunden. Auf einer Teilfläche von 2.400qm, die unentgeltlich von der Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft zur Verfügung gestellt werden, entstand innerhalb des letzten Jahres ein Spielort aus Containern, Beamern, hunderten Metern von Kabeln und einem Oktogon aus Projektionsflächen. Ein Großteil der Ausrüstung stammt aus dem österreichischen Pavillon der Expo 2010 in Shanghai, der an die Mediaopera übergeben wurde. So weit, so rosig. Wie aber steht es um die langfristige Perspektive mitsamt Position der Wiener Kulturpolitik – oder ist die Visualisten-Spielwiese einfach nur ein weiteres Beispiel von Kultur-Nomadentum in einem urbanen Randbezirk, ein kleiner Baustein zur baldigen Gentrifizierung?
Das liebe Geld
Im Endeffekt ist das die lästige Frage nach der Finanzierung. Die Antwort von Peter Koger, einem der drei Vorstandsmitglieder der Mediaopera, geht notgedrungen in Richtung freiwilligem Engagement, d.h. viel ehrenamtlicher Arbeit. Ohne die Szene der Medienkünstler, für die die Mediaopera ja entstanden ist, würde es nicht funktionieren. Eine Kulturförderung der MA7 reicht nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken. Man sucht eifrig nach Sponsoren – was definitiv auch schon einmal einfacher war. Momentan übernimmt einen großen Anteil die Wiener Stadtentwicklung, der die Rinderhallen gehören. Bleiben noch die Einnahmen aus den Veranstaltungen.
Paradigmenwechsel im Club
Man könnte doch bekannte Musiker und DJs buchen, immerhin hätte man keine Miete, die Technik im Haus und könnte die Bar machen – Vorteile, die andere Veranstalter nicht haben. Den Vorstand stellt das aber vor grundsätzliche Fragen, immerhin will man Gegenpol zum gängigen Club-Programm sein. Auf Stars wird deshalb fast zur Gänze verzichtet. Bis Ende September werden die unterschiedlichsten Zweige und Äste der Medienkunst präsentiert. Visuals gehen Flirts mit Tanz, Musik, Performance und Literatur ein. Partys gibt es auch. Expanded Cinema wie Liege-Kino, Mixed-Media Performance-Abende sowie ein Digital Heritage Cafe vervollständigen das Programm. Und das Openlab bietet allen Medienkünstlern Technik für ihre Projekte. Vor allem diese macht ja Visuals so kostbar und teuer. Das ist auch die Grundlage der Mediaopera: Den Künstlern eine Spielwiese zu bieten und ihre Arbeit einem breiteren Publikum bereitzustellen.
Bleibt zu hoffen, dass die Kulturpolitik nicht einer Investorengruppe am Areal und also Anrainerbeschwerden weichen muss. Bei einer Brachfläche mit unklarer Zukunft in der Nähe von U-Bahn-Stationen besteht diese Gefahr immer. Der Mediaopera bleibt inzwischen nur, ihren Ruf aufzubauen. Und mit sehr viel Engagement zum unverzichtbaren Bestandteil der lokalen IG Visuals zu werden, auf dass sie in einem Atemzug mit Sound:frame oder Strukt, Neon Golden, Urban Art Forms, 4youreye und wie sie alle heißen genannt wird. Denn nur dann wird sie unverzichtbar.
Die Mediaopera bietet bis Ende September ein multimediales Programm, wie Kevin Saunderson presented by The Gap am 8.6., die Luv Lite Labelnight am 16.6., Arbeit Rhythmus am 26.7. und 31.7. oder das Moozak Festival am 21., 22. September.