Bill Gates und das Klo

Das Wiener Designbüro EOOS entwickelte eine Toilette und wurde dafür vom Microsoft-Gründer ausgezeichnet. Bitte mehr davon.

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„All lives have equal value“ – so lautet das Motto der Bill & Melinda Gates Foundation, die bekanntlich Millionen Dollar für gemeinnützige Projekte zur Verfügung stellt, was den Microsoft-Gründer irgendwie dann doch wieder sympathisch macht.

Schön jedenfalls, dass er seine Kohle nicht in die Formel 1 oder in Facebook-Aktien investiert, sondern damit die Welt ein wenig verbessern will. Tatsächlich braucht es den finanziellen Background und die Strahlkraft eines großen Namens, um auf Themen aufmerksam zu machen, mit denen sich die Öffentlichkeit in den reichen Ländern nicht so gerne auseinandersetzt. Zum Beispiel mit Fäkalien in Entwicklungsländern. Rund 2,5 Milliarden Menschen können nämlich nicht unter würdigen Bedingungen ihre Notdurft verrichten, ganz abgesehen davon, dass katastrophale hygienische Bedingungen die Hauptursache für tödliche Krankheiten darstellt.

Third World Problems: Toiletten ohne Wasser

Vor einem Jahr hat die Gates Foundation einige Universitäten dazu aufgerufen, eine Toilette zu entwickeln, die auch in Gegenden funktioniert, in denen es kein fließendes Wasser, Kanal und Strom gibt. Außerdem sollten die Fäkalien als Ressourcen genutzt werden, etwa für die Energieerzeugung. Eine dritte Bedingung lautete: Die Kosten dafür müssten so niedrig wie möglich sein.

Eine der geladenen Teilnehmer war das „Eawag aquatic research institute“ an der ETH Zürich, an dem sich führende Köpfe aus den Natur-, Ingenieur und Sozialwissenschaften mit dem Phänomen Wasser auseinandersetzen. Und nun kommen die Österreicher ins Spiel. Gemeinsam mit dem Institut entwickelte das Wiener Designbüro EOOS eine Toilette, die möglicherweise zur Lösung des Problems beitragen könnte. Manch einer wird darüber erstaunt sein, weil EOOS mit Möbeldesign für Edelmarken wie Dedon, Walter Knoll oder Bulthaup bekannt geworden ist. Doch schon während der Vienna Design Week 2008 präsentierten die drei Designer das Konzept eines Algenkraftwerks, und besonders Harald Gründl hat sich öffentlich immer wieder für das Thema Sustainable Design eingesetzt.

Billiger Dünger aus Dung

Und was zeichnet die „Diversion Toilet“ von EOOS & Eawag aus? Sie ist transportabel und kommt ohne Chemikalien aus, trennt Urin von Kot, beide können dann separat zur Produktion von Biogas und Dünger verwertet werden. Ein interner Wasserzyklus sorgt dafür, dass gereinigtes Wasser fürs Händewaschen zur Verfügung steht. Außerdem soll die Toilette von lokalen Produzenten gefertigt werden können und dem Benützer für nur 5 Cent pro Tag zu Verfügung stehen. Das Projekt wurde mit einer „special recognition“ und 40.000 Dollar von der Gates Foundation ausgezeichnet, der erste Preis ging übrigens an das California Institute of Technology für eine solariumbetriebene Toilette.

Nun geht es ans Weiterentwickeln, hoffentlich bleibt´s nicht beim Prototypenstadium. Der Projektmanager beim Schweizer Partner Eawag, Tove Larsen, sieht es realistisch: „Ob unser System tatsächlich implementiert werden kann, hängt davon ab, wie gut unser Businessmodell ist. Keine Lösung, die von Subventionen abhängig ist, wird auf lange Sicht funktionieren.“

www.eoos.com

www.eawag.ch

www.gatesfoundation.org

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