Morgen Freitag startet das große Festival, das noch keinerlei programmatische Abnützungserscheinungen kennt. Im Gegenteil.
Es klingt ein wenig abgedroschen, aber muss trotzdem an erster Stelle stehen: Was das Team der Vienna Design Week (Tulga Beyerle & Lilli Hollein plus viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) dieses Jahr wieder auf die Beine gestellt haben, nötigt einem großen Respekt ab. Man ahnt, wie viel Arbeit dahinter steckt, und welche Hürden erst überwunden werden müssen, um ein derart breites und qualitativ hochwertiges Programm anbieten zu können. Da steckt Power und Herzblut und höchste Professionalität dahinter. Wie wär`s mit einem goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien oder Verdienstkreuz oder wie solche Dekorationen heißen? Oder noch besser: ein größeres Budget, damit nicht 80 Prozent der Energie darauf verwendet werden müssen, Kohle aufzustellen?
Design für Arme
Zum Programm: Es wird sozial. Wenn die Konjunktur stottert, blüht Social Design auf. Daher gibt es heuer das neue Format „Stadtarbeit“, das den sozialen und urbanen Auswirkungen von Design auf den Grund geht. Zum Beispiel mit dem „Hosenlabor“ der Gebrüder Stitch, das alte Damen und Herren mit jungen Hipsters bei Kaffee und Kuchen zusammenführen soll. Oder die „Druckerei am Markt“ von Toldeo i Dertschei, die mit Handpressen und Bleisatz am Brunnenmarkt vorführen wollen, wie slow printing aussieht. Weitere Programmpunkte mit Bezug zu Social Design: Vorträge zum Thema „Future Urban Mobility“, die Ausstellung „Werkzeuge für die Design-Revolution“ des Institutes of Design Research Vienna im Designforum oder der Hartz IV-Möbelworkshop im Wien Museum.
Weiteres im Stakkato: Gastland ist dieses Mal Spanien, das eine aufstrebende Designszene hervorgebracht hat, deren Protagonisten nicht immer in Spanien wohnen. Einer davon ist der kluge und witzige Grenzgänger zwischen Experiment und Industrie, Martí Guixé, ein Wahlberliner (der im Rahmen der Designweek eine eigene Ausstellung hat). Als Schwerpunktgebiet wurde die lebendige Ottakringer Straße ausgewählt, besser geht’s wohl nicht, denn dort hat man alles, was Wien derzeit prägt: Wettbüros neben Kreativstudios, Migranten und Immobilienspekulanten, zwei Arbeiterbezirke im Umbruch, einen wuseligen Markt etc. Das Designweekbüro ist übrigens vor ein paar Monaten ins Stilwerk umgezogen, wo auch einiges zu sehen sein wird. Und noch eine Neuerung: das Etablissement Gschwandner, das derzeit mit neuem Leben erfüllt wird, hat nicht nur das Liechtenstein Museum als Eröffnungslocation abgelöst, sondern bietet auch sonst ein spannendes Programm. Kräfte sammeln, keine Müdigkeit vorschützen, los geht´s.
Vienna Design Week
28.9. – 7.10.