Schaltkreise, Platinen und Open Music

Peter Kirn, einer der Entwickler der Open Music Hardware MeeBlip, spricht bei Vienna Open über legal manipulierbare Musik-Hard- und Software.

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Du entwickelst und verkaufst MeeBlip, ein Musik-Hardware-Gerät. Was für ein Instrument ist das und wie macht man damit Musik?

MeeBlip ist ein digitaler Hardware-Synthesizer, ein monophones Musikinstrument. Die Leute verwenden es, um damit Musik zu machen und Sounds zu erzeugen, wie etwa Basslines, Hauptmelodien, Soundeffekte, Schlagzeug-Töne und was immer ihnen einfällt.

Wie viele aktuelle Synthesizer, ist MeeBlip von klassischen elektronischen und Vintage-Instrumenten inspiriert. Der Zugang zu synthetischen Klängen ist ein traditioneller, genannt subtraktive Synthese. Beeinflusst sind wir aber auch vom modernen Wunsch nach einzigartigeren, schmutzigeren digitalen Sounds. Weil er mit günstigen, simplen Mikroprozessoren betrieben wird, können wir auf der gesamten Geschichte von Chip-Synthesizern aufbauen, wie jenen aus dem Commodore 64 Computer.

Inwiefern kann man MeeBlip als "offen" bezeichnen?

Wir glauben an die Prinzipien, die von der Open Source Hardware-Bewegung festgelegt wurden. Hardware, Schaltplatte, Bedienelemente und Firmware kann man alle online finden. (Wir verwenden eine Quelle namens GitHub.) Sie alle laufen unter offener Lizenzvergabe, die den Leuten im Grunde erlaubt, alles zu tun, was sie wollen – sogar, es zu verkaufen. Die einzige Voraussetzung ist, dass sie jede Modifizierung, die sie vornehmen, auch teilen. Die Lizenzvergabe für Open Source Hardware entwickelt sich erst noch, aber wir verwenden eine Kombination aus Copyleft GPLv3 und Creative Commons-Lizenzen, ohne jegliche kommerzielle Einschränkungen. Wir schöpfen außerdem aus offenen Designs. Die originalen Designelemente von MeeBlip – und das ganze Konzept, einen Synthesizer auf dieser Art von Chip zu aufzubauen – kommen von dem in Polen geborenen und in Österreich lebenden Ingenieur Jarek Ziembicki und seinem AVRSYN Synthesizer. Wir erkennen Jareks Verdienste in unserem Quell-Code an, unser Ingenieur James Grahame hat darauf aufgebaut und das Ganze erweitert. Wir sind große Fans von Jareks Arbeit und wir glauben, dass diese Art des Sharings hilft, sich zu entwickeln.

Ihr habt mehr als Tausend MeeBlips verkauft. Wie werden diese genutzt und weiterentwickelt? Gibt es Varianten, die dich selbst überrascht haben?

In erster Linie machen die Leute auf diesen Instrumenten Musik, von Dance-Basslines bis zu experimentellen Tracks. Das ist auch wirklich, was wir wollten: Wir glauben, dass Open Design nicht nur für Hobbyisten oder Geeks sein muss, sondern es etwas sein kann, das bessere Instrumente für alle bereitstellt. Das war auch das Ziel für uns selbst – ich liebe Synthesizer, ich liebe es, Instrumente selbst zu spielen und andere Menschen spielen zu lassen. Aber wir waren erstaunt über einige der Modifizierungen, die ein paar unerschrockene Künstler in unserer Community kreiert haben. Manche haben bei Null angefangen und ihre eigenen Schaltplatten hergestellt. Die Leute haben wunderbare Gehäuse gestaltet, die wir uns nie vorstellen hätten können. Sie sind von unseren Source Codes ausgegangen, um zu lernen, wie der Synthesizer funktioniert und haben dann neue Ideen und Modifizierungen vorgeschlagen. Manche von ihnen haben sogar fast gänzlich neue Instrumente gebaut. Shwan Rudiman zum Beispiel hat eine Version gebaut, die auf einem Regal befestigt ist, mehr als eine Note gleichzeitig spielen kann und sich mit analogen, modularen Synthesizern zusammenschließt.

Wir stehen aber gerade erst am Anfang. Es geht darum, mehr DIY-Optionen für fortgeschrittene Benutzer anzubieten und ihnen beizubringen, wie man den MeeBlip-Code hacken und modifizieren kann, sodass sie ihre Ideen verwirklichen und den Synthesizer an ihre eigenen Zwecke anpassen können. Außerdem wollen wir mittels MeeBlip mehr Leuten Sounddesign, -theorie und -synthese näher bringen, sodass mehr Musiker Zugang zu dieser Technologie erhalten.


Open Music ist ein ziemlich großes Thema. Was ist deine Definition der Verbindung zwischen Musik und offener Hardware?

Musik hat immer schon Vorteile daraus gezogen, Ideen zu verbreiten und zu modifizieren, von Folk-Traditionen über Klassik bis hin zu Pop. Instrumenten-Technologie tendiert dazu, auf die gleiche Weise zu funktionieren. In der Sound-Synthese haben Designer oft Schaltdiagramme geteilt und von anderen Designern gelernt, bevor Open Source überhaupt ein Begriff war. In letzter Zeit sind einige bekannte Instrumente offener geworden, wenn auch nicht wirklich Open Source. Korg teilte Schaltdiagramme aus seiner Monotron-Linie – als Anerkennung der frühen Geschichte des Teilens solcher Designs in dieser Industrie, sodass Benutzer ihre Geräte reparieren, modifizieren und von ihnen lernen können. Das unabhängige Instrument Monome teilt Schaltbilder und essentielle Software, die bestimmt, wie das Gerät gespielt wird.

Mithilfe der Open Source-Lizenzen haben wir jetzt die Möglichkeit, klarer zu werden. Wir können versichern, dass Code und Schaltbilder den Benutzern zur Verfügung gestellt werden. Wir können erklären, welche Möglichkeiten sie haben, wenn sie harte Arbeit in Modifizierungen investieren. Manchmal ist es ungemein motivierend, nicht um Erlaubnis fragen zu müssen. Ohne diese Klarheit können Musiker eventuell nicht sicher sein, ob es ihnen erlaubt ist, ihre Arbeit zu teilen – wovon wir aber glauben, dass es wichtig ist. Im Fall von MeeBlip wollen wir also helfen, indem wir mit gutem Beispiel voran gehen – gemeinsam mit einer Handvoll anderer Instrumente wie dem Shruthi von Mutable Instruments oder der Arduino-Hardware. Diese Art von Lizenz ist vielleicht nicht die richtige für jedes Projekt oder jede Person. Aber wir denken, es war die richtige für MeeBlip.

Was dürfen sich Teilnehmer von deinem Workshop im November erwarten?

Ich werde einen Vortrag darüber halten, wie es ist, ein Geschäft mit Open Source Hardware zu führen. Im Workshop konzentriere ich mich auf Software, um sicherzugehen, dass jeder Zugang hat – auch ohne ein MeeBlip zu kaufen. Wie bei meinen Auftritten werde ich gratis Werkzeuge wie PD und Processing kombinieren, um audiovisuelle Performance-Instrumente zu entwickeln. Ich verwende MeeBlip als Beispiel dafür, was passiert, wenn man den Computer und Hardware zusammenschließt: gratis Software und gratis Hardware, um daraus eine Vorrichtung für offene Musik zu basteln.

Ich versuche, diese Dinge weniger aus ideologischen sondern mehr aus praktischen Sehnsüchten heraus zu tun. Vielleicht auch deshalb, weil die praktische Anwendung, das tatsächliche Musikmachen, das ist, was mich begeistert. Was auch immer die Philosophie dahinter ist, offen zu sein – es bedeutet, dass man Musikinstrumente herstellen kann, die flexibler sind, leichter anzuwenden, leichter zu verbreiten und auf eine Art persönlicher und befriedigender. Letztlich geht es bei Open Source also mehr darum, unsere Liebe zur Musik mit anderen zu teilen.

MeeBlip ist eine Design- und Geschäftskooperation von Peter Kirn (createdigitalmusic.com) und dem Techniker James Grahame. Am 14. und 15. November ist es im Rahmen von Vienna Open zu sehen. www.viennaopen.net

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