Auf der Suche nach der Weltformel

Eine Ausstellung über nachhaltiges Design macht derzeit in Dornbirn Station und zeigt u. a. drei Pilotprojekte von heimischen Büros.

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Vienna Design Week-Sympathisanten kennen das Problem: Jedes Jahr um Anfang Oktober hetzt man von einem Ort zum anderen, um ja nichts zu versäumen – was aber nur den wenigsten gelingt. Im vergangenen Jahr wurde etwa eine Designausstellung im Designforum im Museumsquartier eröffnet, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als es in dem Trubel möglich war. „Werkzeuge für die Design-Revolution“ hieß die Schau, die nun im Designforum Vorarlberg gezeigt wird.

Initiiert wurde sie von Harald Gründl, einem der drei Eoos-Designer, der vor ein paar Jahren in Wien das Forschungslabor „IDRV – Institute of Design Research Vienna“ gegründet hat. Als zentrales Thema des Think Tanks hat sich Nachhaltigkeit herauskristallisiert, ein Thema, das man früher mit Eoos wohl kaum verbunden hätte, wurde das international erfolgreiche Büro doch bekannt mit Möbel- und Shopdesign für große Marken wie Walter Knoll, Bulthaup, Adidas oder Armani, die keinesfalls ökoverdächtig sind. Doch spätestens im vergangenen Jahr hat das Wiener Trio bewiesen, dass es auch anders kann: Sein Entwurf für eine Toilette, die in Entwicklungsländern eingesetzt werden soll, um dort hygienische Mindeststandards sicherzustellen, erhielt im Rahmen eines Wettbewerbes der Gates-Stiftung einen Anerkennungspreis und in Folge große mediale Beachtung.

Doch zurück zur Ausstellung. In 14 Kapiteln nähert sie sich dem Thema Nachhaltigkeit, wobei die Grenzen zu anderen Disziplinen klarerweise fließend sind. „Weltangelegenheit“ und „Die Weltformel“ machen zum Auftakt klar, dass es sich nicht um einen neuen Trend, sondern um eine lebensnotwendige Umkehr handelt: Ohne Ressourcenschonung wird es auf unserem Planeten bald noch deutlich chaotischer aussehen. Lebenszyklusanalyse und Ökobilanzwerkzeuge klingen durchaus so, wie sie sind, nämlich kompliziert (aber eben notwendig).

Espresso und Kalaschnikow

Einleuchtend werden Auswirkungen von Designprozessen zum Beispiel anhand zweier Designikonen dargestellt: Im Match Moka Express (die klassische Espresso-Schraubmaschine für den Herd, erfunden 1933 vom Italiener Alfonso Bialetti) gegen „WMF1“ (eine cool aussehende, oft prämierte 1-Tassen-Maschine von WMF, 2007 entworfen von Designaffairs) geht erstere klar als Sieger hervor. Die beiden Geräte führen in zerlegtem Zustand vor Augen, auf welchem Holzweg wir uns mittlerweile befinden: Während der 80 Jahre alte italienische Klassiker dank weniger Teile leicht reparierbar und recycelbar ist, setzt sich die WMF-Maschine aus unzähligen Kleinteilen in den unterschiedlichsten Materialien zusammen – schlecht fürs Recycling und de facto nicht zu reparieren. Ein Glück, dass letztere mittlerweile nicht mehr produziert wird, während es die Moka Express hoffentlich noch in hundert Jahren geben wird. Interessant wäre es auch gewesen, die Schraubmaschine gegen die omnipräsenten Nespresso-Kapsel-Modelle antreten zu lassen. Übrigens: Ähnlich bravourös simpel wie die „Moka Express“ funktioniert die in der Ausstellung vertretene Kalaschnikow. Allerdings ist die Kalaschnikow kein gutes Design, weil böse.

Schließlich präsentiert die Schau noch Pilotprojekte von drei österreichischen Büros. Spirit Design, ein größeres Studio, das u. a. den Railjet, den CAT und die neuen Westbahn-Züge entworfen hat, präsentiert Zukunftsszenarien für nachhaltigen Verkehr, bei dem unsere Mobilität dennoch nicht einschränkt wird (ob das tatsächlich funktionieren kann?). Das Duo Danklhampel hat sich auf Recherche begeben und analysiert, warum jeder Österreicher durchschnittlich jährlich 12 Kilo Lebensmittel wegwirft. Und die drei Designer von Breaded Escalope, bekannt geworden mit lustvollen Aktionen aller Art, führen vor Augen, wie aus Holz Lignin gewonnen werden kann – ein Stoff, der bei der Herstellung von Zellstoff anfällt und meistens (noch) verbrannt wird, obwohl in ihm offenbar großes Potenzial steckt.

Werkzeuge für die Designrevolution

Bis 19. April

www.designforum.at/v/

Bild(er) © Spirit Design, Breaded Escalope, Pia Mayer, Shutterstock.com / Mashurov / James Joenstine
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