Mit Evil Dead beschwört Fede Alvarez nicht nur einen unerbittlichen Dämon, sondern auch ein weiteres Remake eines Klassikers der Horrorfilmgeschichte herauf. Bei aller Derbe bleibt die Erkenntnis, dass das Feeling von damals nicht mehr so einfach herbeizurufen ist.
Gerade, als der allerletzte Credit über den oberen Bildrand rollt, blitzt noch im Halbdunkel Bruce Campbell auf der Leinwand auf, der dem Publikum grinsend ein „Groovy“ mit auf den Weg gibt. Der Kommentar des Protagonisten der Evil Dead-Reihe steht am Ende des mit Spannung erwartenden Remakes. Zu diesem Zeitpunkt sind 91 Minuten dessen überstanden, das im Vorfeld als kompromisslosester und härtester Export Hollywoods der letzten Jahre gehandelt wird. Fede Alvarez wagt sich an Sam Raimis Horrorklassiker „The Evil Dead“ (Tanz der Teufel) aus dem Jahr 1981. Leicht könnte man sich dem, nicht ganz unberechtigten, Unmut gegenüber aktueller Horror-Remakes beugen und drauf los bashen. Das würde Alvarez‘ Film aber nicht gerecht werden. Denn für einen heutigen Horrorfilm macht er eigentlich alles richtig.
Fünf Freunde fahren zu einer verlassenen Hütte im Wald. Dort finden sie das uralte Buch, mit dem sie schon bald den ihnen nicht gut gewillten Dämon frei- und damit ein Dezimierungsverfahren in Gang setzen. Im Gegensatz zu einem Nispel’schen Texas Chainsaw Massacre macht Alvarez in seinem Remake keine halben Sachen. Das Sounddesign ist von Beginn an scharf wie die obligatorische Kettensäge aus dem Schuppen, die Kamera stets hautnah am Geschehen. Zum ausgelassenen Splatterfest gesellst sich dank Anwesenheit von Nadeln, Nägeln und Stanleymesser auch spitzfindiger Körperhorror. Ansatzweise sind Anleihen an die perfide Ästhetik des Klassikers zu finden, etwa wenn sich der Dämon aus Perspektive des Kameraauges seinen Weg durch den Wald bahnt, um in sein nächstes Opfer zu fahren.
Doch bleibt gerade die Ästhetik der größte Kritikpunkt, vor allem für den romantischen (Splatter-)Nostalgiker. "Evil Dead" wirkt trotz Fontänen von Blut und Erbrochenem glatt und sauber, wie man es heutzutage nicht nur aus dem Horrorgenre kennt. Der dreckige und schmuddelige Look des Originals, der manch einem in jungen Jahren so gebannt hat und immer noch etwas unwohlig im Nacken sitzt, scheint verschwunden. Es lässt vermuten, als wolle, ja könne das Kino der Gegenwart diese spezielle Ästethik nicht mehr auf Leinwand bannen. Zumindest nicht in dieser oberen Liga der Unterhaltungsindustrie. Kann man sich damit erst einmal abfinden, bleibt Evil Dead ein auf den Punkt gebrachtes Horrorspektakel. Bestimmt kein neuer Meilenstein, aber durchaus „groovy“.
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