Vom 19. bis 23. Juni zeigen zeigen die drei Häuser Brut, Dschungel und Schauspielhaus Produktionen der aktuellen Spielzeit für lau.
Wer prinzipiell eine Abneigung gegen traditionelle Sommeraktivitäten, wie Baden, draußen trinken, Menschen mit Terrassen oder Gärten beneiden und sich Filme in Überlänge in klimatisierten Blockbuster-Kinos ansehen, hat, kann diese Woche auch einfach mal ins Theater gehen. Da sich Wiens Theater im Juli ja bekanntlich in die Sommerpause verabschieden, bietet „Alles muss raus!“ nochmal Gelegenheit Kultur zu tanken und mit dem Satz „Ja, ich geh heut schon wieder ins Theater“ das eigene kulturelle Kapital etwas heraushängen zu lassen.
Im Schauspielhaus gibt es dabei an fünf Abenden acht verschiedene Stücke zu sehen – subjektives Highlight darunter die Doppelvorstellung am Samstag, die ganz im Zeichen der Liebe steht. Die beiden Stücke sind dabei aber weit weniger ausgelatscht als die gerade verwendete Floskel. Iwan Wyrypajews „Illusionen“ ist ein charmant tragischer Blick aus der Perspektive zweier älterer Ehepaare auf die Frage, was denn Liebe sei. Sarah Kanes „Gier“ ist dagegen mehr ein obsessives Kreisen um die Abgründigkeiten und Unmöglichkeiten des Individuum-Sein und des Liebens, als seine mögliche Aufhebung. Schlussendlich steht bei „Gier“ weniger die Frage im Zentrum was Liebe ist, als wie sich Menschen dabei selber im Weg stehen. „Illusionen“ baut dabei vor allem auf die Spielfreudigkeit, während „Gier“ durch seine textliche Finesse kontrastiert – beide Stücke effektvoll von Felicitas Brugger in Szene gesetzt.
Prominenteste, auch weil an allen fünf Tagen gezeigte, der sechs Produktionen im Brut, ist wohl „The Humping Pact“ von Diego Agulló und Dmitry Paranyushkin. Die beiden verklären in ihren Hump-ins Gebäude zum Objekt ihrer Begierden. Prosaisch dazu die Brut-Homepage: „In körperintensiven Interventionen begatten, bespringen und besteigen die beiden Performer öffentliche Gebäude.“ Lyrischer klingt das so: „The Humping Pact ist eine ästhetische Meditation über die Natur der Dissemination, Illusionen von Größe und das menschliche Verlangen, an Sinnloses zu glauben und Unmögliches zu erdenken.“ Und sonst betreibt unter anderem God’s Entertainment einen Stand mit frischen Ideologie am Brunnenmarkt und der Club Burlesque Brutal gibt sich mit einem Best Of ein Stelldichein.
Der Dschungel zeigt von Mittwoch bis Sonntag gesamt acht Produktionen für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen. Mit dem schon beinah traditionellen Schauspielhaus Sommerfest findet „Alles muss raus!“ am Sonntagabend seinen traditionellen Abschluss. Davor und bis dahin wird aber noch fleißig Theater gespielt, getanzt beziehungsweise performt.
„Alles muss raus!“ findet vom 19. bis 23. Juni in den drei Häusern Brut, Dschungel und Schauspielhaus statt. Der Eintritt beträgt für alle Produktionen jeweils €4,99.- Informationen zu allen Produktionen finden sich im Programm-Folder.