Zwischen Geräusch und Musik – Lukas Lauermanns neues Album »Interploitation«

Auf seinem dritten Album »Interploitation« legt der vielseitige Cellist Lukas Lauermann sein Instrument beiseite, um sich ganz dessen Sound verschreiben zu können. Das Ergebnis ist so filigran wie gewaltig.

© Lukas Lauermann / Julia Haimburger

Der Äther war lange Zeit jener Ort, an dem die Beschaffenheit von Licht – Teilchen oder Welle – verhandelt wurde. Für den Cellisten Lukas Lauermann ist er Forum, Arena und Leinwand zugleich. Auf dem Album »Interploitation« stellt er in neun Stücken die Frage nach den Verflechtungen von Interferenz, Intervention und Exploitation. Seine Musik ist dabei Ausgangspunkt und Endprodukt zugleich. Nicht zuletzt deshalb, weil Lauermann auf diesem Album die von ihm stammende Filmmusik zu Robert Schabus Dokumentation »Alpenland« … ja, was eigentlich? Seziert, erforscht, zerlegt und wieder zusammensetzt, ent- und zurechtrückt. Oder prosaisch und technisch: samplet, sequenziert und verfremdet. Der Film selbst thematisiert die kulturelle Überformung der Natur – ein Wechselspiel, dem auch Lauermann auf seinem Album nachspürt.

Musik / Instrument

Auf seinem vorliegenden dritten Soloalbum spielt Lauermann erstmals nicht das Cello – oder mit diesem –, sondern alleinig mit bereits existierendem Material. Der wiedererkennbare Klang seines Lieblingsinstruments geht dabei zwar oftmals verloren, nicht aber Lauermanns intuitives Gespür für ambige Stimmungen – besonders eindringlich im Song »Ence«, bei dem das Cello nur mehr hinter perkussiven Scharren und Schaben und im besten Sinne anrührend sphärischen Orgellinien erahnbar ist. Was und wie viel bleibt übrig, wenn man vom Musikinstrument wahlweise Musik oder Instrument abzieht? Im Äther prallen Magie und Maschine, analog und digital, Remix und Original aufeinander – mal als intensive Auseinandersetzung, mal als nuanciertes Argument. Fast schon beiläufig entstehen so epische wie intime Klanggemälde, die eindringlich vermitteln, dass die Grenzen zwischen Geräusch und Musik an einem Horizont verschwinden, der Stück für Stück erschlossen werden will.

Lukas Lauermann »Interploitation«

Das Album »Interploitaton« ist am 11. November 2022 bei Col Legno Music erschienen. Die nächsten Konzerttermine von Lukas Lauermann lauten: 4. Dezember, Wien, Hamakom — 10. Dezember, Villach, Kulturhof — 13. Dezember, Wien, Konzerthaus — 27. Jänner, Basel (CH), H95.

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