Geschichte mit Geschichte

Yo dawg, we herd you like history so we put some story into their story so you can history while you history. The Gap hat die österreichischen Poparchivare vom SRA interviewt.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Musik ist immer lebendige Praxis, die zur Geschichte wird. Damit diese Geschichte nicht ganz verloren geht, gibt es Archive. Genau das war auch der Gedanke hinter der Gründung des SR-Archivs für österreichische Popmusik, das aus der Zeitschrift Skug hervor gegangen ist – lange bevor österreichische Popmusik für Buchprojekte, DoRo-Dokumentationen und Kinofilme interessant wurde.

Nun haben selbst Archive selbst eine Geschichte und feiern runde Geburtstage: Im November 2013 wird das SR-Archiv 20 Jahre alt. Es setzt sich noch immer für das Aufbewahren, Sortieren und ordentliches Lagern von diversen Musikmedien ein, steht mit dem digitalen Paradigmenwechsel und der tendenziellen Unübersichtlichkeit von Daten auch vor einigen Herausforderungen. 483.268 Datensätze mit mehr als 112.154 Songs und 27.321 Personen haben sich dort mittlerweile angesammelt. Eine Selbsteinschätzung zu den zwei Jahrzehnten Geschichte des Archivs lässt sich hier nachlesen.

Zum Geburtstag schenkt sich das SR-Archiv selbst einige redaktionelle Artikel zu den letzten 20 Jahren österreichischer Musik. Und uns 20 Interview-Antworten. Zudem will das muss gefeiert werden, am 29. November ab 18uhr im Wiener Museumsquartier. Was genau, steht hier drin. Die Antworten gab Sigrid Dibon und das SRA-Team.

Das früheste Werk im SR-Archiv?

Das früheste erfasste: "Fatty George spielt Dixieland" – http://www.sra.at/record/7039

Das früheste physikalisch Vorhandene: "Villon übersetzt von Artmann gesprochen von Qualtinger" – http://www.sra.at/record/7047 [de oane mit dem adler doda], aber wirklich flächendeckend vertreten sind die Tonträger wohl erst ab 1977, ab der Punkzeit. Dies ist auch der Erhältlichkeit der Tonträger geschuldet, da viele Werke aus den Sechzigern und Siebzigern so heutzutage einfach nicht mehr oder zu horrenden Preisen erhältlich sind, wodurch diese Tonträger uns natürlich auch nicht als Spenden übergeben werden. Die Informationen dazu sind bei uns aber grundsätzlich zu finden.

Wie viele Tonträger sind über die Jahre in etwa verschwunden?

Sehr wenige. Man kann natürlich nie ausschließen, dass etwas verschwindet, aber im Laufe der Jahre vielleicht fünf, sechs Tonträger überhaupt.

Gibt es blinde Flecken in der Archivarbeit?

Bezogen auf das was im Archiv vorhanden ist, auf jeden Fall. Je geringer die Auflagen und je obskurer die Subgenres sind, desto schwieriger wird es, an die Tonträger zu kommen. Kleinstlabels aus Bereichen wie Industrial und Noise mit limitierten Auflagen sind nicht immer motiviert uns ein kostenloses Archivexemplar zu geben. Aber auch bei bekannteren Künstlern tun sich ärgerliche Lücken auf … Gebiete, in denen wir leider etwas leiden, sind der Metal-Bereich, Psy-Trance und Tek, was an der jeweiligen Abgeschlossenheit dieser Genres liegt.

Wie viel Prozent der Musik in eurem Archiv lässt sich im Internet anhören, streamen, steht illegal auf Youtube oder offiziell auf einem der Streamer wie Deezer oder Spotify?

Neue Releases findet man auf alle Fälle zumindest auf Spotify oder auf iTunes, das lässt sich ja im Jahr 2013 auch fast nicht mehr verhindern. Je älter die Veröffentlichungen werden, desto schwieriger wird’s natürlich. Da ist Otto Normalhörer auf Sammler und Freaks angewiesen, die ihre eigenen Plattensammlungen ins Netz stellen. Da gilt durch das wiedererweckte Interesse an älterer Musik teilweise: je älter, desto größer kann die Chance auch werden, diese Sachen online zu finden.

Wir haben mit dem Musiktank, aber auch eine Möglichkeit, wo man sich Teile unseres Archives anhören und gegen einen Unkostenbeitrag direkt auf CD brennen kann. Auch Raritäten wie Falcos „Data De Groove“ oder „Naked“ von Novaks Kapelle sind da drin.

Man kann euch auch Tonträger schenken – Nehmt ihr alles an, auch grottige Demoaufnahmen, alte Schellacks oder die CDs von Count Basic?

Ja, ja, tausendmal ja. Wir haben obskurste Demo Tapes und andere frühe Aufnahmen von diversen Künstlern und das ist sicherlich auch eines der Stärken des Archivs, das wir jenen Aufnahmen dieselbe Wertigkeit zuteilen wie offiziellen Releases. Aus manchen Demotape-Produzenten wurden da ja auch bekanntere und internationale Interpreten. Im Jahr 1997 hatte ja auch zum Beispiel noch niemand von Bauchklang gehört, wir haben das Demo damals bekommen. Die CDs von Count Basic haben wir aber sicher alle.

Wie viele Videos habt ihr?

Selbstverständlich sammeln wir diese der Vollständigkeit halber, genaue Zahlen können wir dazu aber leider keine anbieten, da diese nicht vollständig katalogisiert sind, ebenso wie unsere Flyer- und Plakatsammlung.

Hat Wienpop die Nachfrage erhöht?

Es hat die Art der Nachfragen verändert. Diese richten sich nun verstärkt in die Sechziger- und Siebzigerjahre, in Richtung klassischer Bands wie den Slaves, den Hubbubs oder Al Cook.

Was ist die durchschnittliche Lebenserwartung einer Band in Österreich?

Das ist quer so über alle Genres nicht zu beantworten, da ein DJ-Projekt oder ein Seitenprojekt normalerweise kurzlebiger ist als eine Band. Man muss auch dazu erwähnen: die meisten Projekte haben keinen eindeutigen Schlusspunkt oder Auflösungstermin, bzw. wenn es einen gibt, wird dieser selten an uns kommuniziert. Insofern ist eine statistische Auswertung hier äußerst schwierig beziehungsweise eigentlich kaum durchführbar.

Bild(er) © Fotos: Sigrid Dibon
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