Der rastlose Chino Moreno hat mit den Deftones Musikgeschichte geschrieben, seine neue Band ††† veröffentlichte nun ihr Debutalbum.
Die Vertonung der Entrückung. Es scheint, als könnte dieser Mann nichts falsch machen. Mit den Deftones hat Chino Moreno längst Musikgeschichte geschrieben. "White Pony" hat die Sound-Experimentierer auf den internationalen Musik-Atlas gesetzt. Zuletzt hat die Band aus Sacramento mit "Koi No Yokan" die alten Ruhmeszeiten aufleben lassen. Doch für den rastlosen Barden Moreno scheint dies noch lange nicht genug zu sein. Vor gut zehn Jahren lebte Moreno seine musikalischen Sezier-Freuden mit Team Sleep aus, während Palms der feuchte Traum jedes Postrockers ist.
Nun wurde mit dem klassisch selbstbetitelten Debüt der Band †††, oder der Einfachheit halber Crosses, ein weiteres Oeuvre der internationalen Musikpresse zum Fraß vorgeworfen. Das aus Los Angeles stammende Kollektiv aus Vermengungskünstlern schickt sich an, die Vorabende und Nächte von Elektronik-Fans, Scheuklappenfeinden und Post-Rock Freunden mit Tönen zu füllen.
Redundant? Keineswegs. Vielmehr eröffnen die Soundteppiche Synapsen und Möglichkeiten gleichermaßen.
Von Räumen und Stille
Der Raum ist unendlich. Den Takt geben die Gedanken vor. Sie lassen uns treiben. Mal rasend, mal bewegungslos. Doch unaufhaltsam.
††† geben diesem Treiben eine musikalische Fußnote, hauchen ihm ein Gesicht aus Klängen ein. Es ist gezeichnet von tiefen Furchen, es hat viel durchgestanden. Ein Blick erzählt Geschichten von Leere, Einsamkeit. Von Hoffnung, von Enttäuschung. Vom Leben.
Dabei atmet jede Sekunde der Platte die Erfahrung der Crosses Mitglieder aus. Morenos gefühlvolles Organ trägt den Hörer über Welten hinweg. Als wäre es das einfachste auf der Welt, verbindet die Gitarre Shaun Lopez‘ Elektronik mit Post Rock, Ambient mit Shoegaze und hebt der Hörerschaft eine Landschaft aus Tönen aus der Taufe. Die Sound-Tüfteleien der Deftones treffen auf die betäubende Weite von Far. Das Amalgam erinnert dabei so oft an Nine Inch Nails The Fragile, dass Fans der genannten Bands hier aufhören sollten zu lesen, um das Album schleunigst ihr eigen nennen zu können.
Dabei ist die Platte vielmehr als ein Nebenprojekt. Sie ist Ferne und Nähe zugleich. Lässt es hallen, haucht uns ins Ohr. Zieht den Raum der Möglichkeiten auf, treibt uns Tränen der Einsamkeit in die Augen und wischt sie von den Wangen. Kurz: Lässt uns den Alltag vergessen. Doch in all diesen Höhen und Tiefen versteckt sich eines der vermeintlich bedeutungsschwangeren Kreuze. So trägt auch jeder Songtitel zumindest eines der Teile in sich. Jedoch will Moreno ††† nicht als religiöse Band verstanden wissen. Der kunstvolle Umgang mit dem Kruzifix soll die Gruppe vielmehr davor bewahren, sich festzufahren, sich einzuschränken. Auf dem Debüt ist ihnen dies mit Bravour gelungen.
Das selbstbetitelte Debutalbum von ††† erschien am 14. Februar 2014 via Sumerian Records.