Seit 1996 gibt es in Wiener Neustadt das Triebwerk. Wir haben mit dem neuen Leiter, Conrad Heßler über Veränderungen, Probleme und Pläne gesprochen.
2011 haben wir über die 15 Jahre Triebwerk berichtet. Einige Clubs in Niederösterreich mussten zusperren, euch gibt es noch immer. Was habt ihr anders gemacht als andere?
Dazu gehören mehrere Faktoren. Der wichtigste ist aber wohl, dass wir kein gewinnorientiertes, privates Lokal sind. Von einem Verein organisiert, versuchen wir mittels Kulturförderungen ein alternatives Programm anzubieten. Dazu ist aus dem Triebwerk in den letzten 17 Jahren eine relativ große Organisation mit vier Teilbereichen entstanden, was dem ganzen Ding ein gewisse Breite und auch ein wenig Sicherheit gibt. Oder zumindest ein wenig Spielraum bei monetären Engpässen. Und zum Glück konnten wir uns seit 1996 etablieren und uns durch professionelle Kulturarbeit einen guten Ruf in der Szene und natürlich auch bei den Fördergebern erarbeiten.
Ihr habt kürzlich auch einige personelle Änderungen durchgemacht. Warum hat das alte Team aufgehört? Und warum wolltet ihr diese Aufgabe übernehmen? Was verbindet euch mit dem Triebwerk und mit Wiener Neustadt?
Eine gewisse personelle Fluktuation ist in Sozial- und Kultureinrichtungen ja völlig normal. Da war mein Vorgänger, der 14 Jahre in dem Verein gearbeitet hat, die große Ausnahme. Nachdem er und noch eine Kollegin sich in Beruf und Ausbildung verändern wollten, hab ich nach zwei Jahren zusätzlich zu meiner PR-Funktion die Leitung übernommen.
Den Zeitpunkt haben wir genutzt, um das Team auch zu verjüngen. Harry Steiner ist 25 und schon länger in der Musikszene aktiv. Er betreibt das Label Laserlife Records, betreut die Community Neustadtpunk Network und hat die Still Thinking-Gratis-Sampler-Reihe initiiert. Er kümmert sich jetzt ums Booking und alles was sonst noch anfällt.
Ruth Scheel (24) ist ausgebildete Pädagogin und widmet sich der Kulturarbeit mit jungen Menschen am alten Schlachthof. Beide sind schon länger als Ehrenamtliche mit dem Triebwerk verbunden und bringen jetzt ordentlich frischen Wind in unser Programm.
Mit Sebastian Vogt, der weiterhin die Technik bei uns über hat, werkt da ein superkompetentes Vierer-Team am alten Schlachthof Wiener Neustadt.
Was mich mit dem Triebwerk verbindet: Ich war als Teenager damals bei der Eröffnung 1996 dabei. Bin 1998 selbst zum ersten Mal mit einer Band hier aufgetreten und habe hier immer wieder Konzerte veranstaltet. Mit den anderen verhält es sich ähnlich – wir sind alle aus Wiener Neustadt und hier ist nun mal das Triebwerk die einzige Anlaufstelle wenn’s um alternative Live-Musik geht.
Was wollt ihr anders machen? Wo seht ihr das größte Potenzial für das Triebwerk?
Wir haben diesen super feschen Club mit allem was man braucht. Und wir haben Erfahrung und Know How. Das ist im Wesentlichen auch das, was wir anbieten – einen Ort als Alternative und Ergänzung zu herkömmlichen, kommerziellen Wochenendvergnügungen, an dem man auch selbst aktiv werden kann.
In Zukunft wollen wir das auch stärker ins Bewusstsein der Stadt rücken und noch aktiver junge Menschen in die Programmgestaltung einbinden. Es reicht heute nicht mehr ein fertiges Programm anzubieten und darauf zu warten, ob wer kommt. Wir bauen stark auf die Beteiligung, dafür muss man aber die Leute quasi bei der Hand nehmen, ihnen das Triebwerk und die Möglichkeiten, die man hier hat, zeigen. Und wenn sie wieder kommen und Freunde mitbringen, haben wir schon unseren Auftrag erfüllt.
Wie macht ihr euer Programm? An welches Publikum richtet ihr euch?
Wir versuchen im Triebwerk zwei Gruppen zusammenzubringen: Das Publikum und die Künstler. Das klingt banaler als man denkt. Wir machen Programm für ein (junges) Publikum, das Alternativen sucht, sich in Nischen wohl fühlt. Das geht von Punk über Metal bis Hip-Hop. Live-Musik machen derzeit ca. 50% unseres Programms aus. Der Rest sind Events wie Fußball- oder Tischtennis-Turniere, politische Diskussionsveranstaltungen uvm.
Und dann sehen wir es als unseren Auftrag, regionale Künsterinnen und Künstler auf unsere Bühne zu stellen, ihnen Aufmerksamkeit bei Publikum und Medien zu verschaffen. Und nicht vergessen darf man jene, die zwar keine Künstler sind, aber sich dennoch gerne einbringen. Sei es beim Kochen für Bands und all den Dingen rund um einen Kulturbetrieb.
Das mischen wir also alles durch und schauen, dass für alle der beste Benefit am Schluss rausschaut: Eine interessierte Öffentlichkeit für regionale KünstlerInnen, eine sinnvolle Aufgabe für ehrenamtliche MitarbeiterInnen und ein interessantes Programm für die Jugendlichen der Stadt.