Die Pratersauna ist 5. Bei allem, was sie in Wien bewegt hat, wurde einiges umgesetzt, das nie geplant war. Anderes war geplant und kam dann anders. Ein Geburtstags-Special.
Es kommt oft anders. Wie könnte das nicht auch für die Pratersauna gelten? Als Hennes Weiss und Stefan Hiess angetreten sind Wien bessere Parties zu bescheren hatten sie sehr viel vor. Natürlich kommt es oft anders. Nicht unbedingt schlechter, oft besser, jedenfalls anders.
Aus dem Wurstsalon und sporadischen Underground-Parties entwickelte sich einer der aufregendsten Clubs in Europa. Die Pratersauna wurde Mitte der Sechziger gebaut, galt lange als verruchter, halböffentlicher Raum, sogar ein Swinger Club war sie einmal.
Die Sauna funktionierte als Club auch deshalb von Anfang an gut, weil es einfach wenig Alternativen gab. Das Planetarium musste zu sperren, das Flex kämpfte mit der Sperrstunden und das Fluc mit einer Identitätskrise. Das half, aber auch so ist sie heute im Grunde die beliebteste Location für Musik in ganz Österreich.
Wir lassen die letzten 5 Jahre noch einmal Revue passieren (zum Dreijährigen hatten wir übrigens 10 Gründe für und gegen die Pratersauna gesammelt, auch irgendwie noch aktuell) und beleuchten dabei ein paar Details, über die man sich vielleicht sonst nicht so viele Gedanken macht.
Nicht geplant, aber umgesetzt
#1 Sperrstundenverlängerung
Vor einigen Jahren, gab es die Sperrstunden-Diskussion rund um das Flex und Ursula "Stressned" Stenzl. Die Sauna Crew engagierte sich und war an der Durchsetzung entscheidend beteiligt, obwohl es sie gar nicht richtig betraf.
Denn in der Sauna wurden oft die Dampfschleusen dicht gemacht, drinnen wurde weitergefeiert, im privaten Kreis versteht sich. Dinge, die man dann nicht mehr tun hätte sollen: Auf den Boden schauen, nüchtern sein. Heute geht das ganz offiziell. Flex, Sauna und Ursula sei Dank.
#2 Würstelstand
Der Würstelstand gehört zu Wien wie der Dritte Mann und die Uniferkelei. Der Würstler der Sauna eignet sich um Proviant für die Schlange einzuholen. Die Eitrige mit einer Hülsn ist dabei nicht unbedingt günstig, um 5 Uhr Früh dafür aber offen. Die Macher der Pratersauna hatten zuvor die Wurstsalon-Parties geschmissen. Umso erstaunlicher, dass der Würstler nicht von Anfang an geplant war. Immer wieder hört man dabei witzige Geschichten, vom "Backstagebereich" – wie er von den Wurstis liebevoll genannt wird. Einmal hatte sich ein nicht gerade nüchterner Kollege zwei Vorderzähne an der Theke ausgeschlagen. Den Hot Dog hat er trotzdem gegessen.
#3 Light House Festival
Die Pratersauna macht ein eigenes Festival. Außer dem Prater Unser. Das Lighthouse Festival fand heuer zum zweiten Mal in Kroatien statt. Bei einem Leuchtturm kann man sich Ende Mai eine erste Ladung Sommer holen, muss weder Müllpfand zahlen, noch Zäune oder Securities überwinden. Wer hätte sich das vor fünf Jahren gedacht? Ausweitung der Pratersauna über die Ländergrenzen hinaus. Man munkelt sogar, dass sich die Pratersaunamacher aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und sich um die internationale Vermarktung des Clubs stärker kümmern möchten – die letzten 5 Jahre hinterließen wohl ihre Spuren. Dass eh auch ganz anders kommen kann, beweist diese Liste.
#4 Fußball und Segeln in der Sauna
Fußball goes Pratersana. Die Sauna überträgt jedes Spiel und hat sich zu einem angenehmen Örtchen fürs gemeinsame Schauen entwickelt – nachher gibt’s Party. Untertags kann man plantschen und sonst die Sachen machen, die man halt in einem Club so macht. Es gibt auch leckere Burger, mit denen haben wir uns auch in unserer Coverstory beschäftigt. Hier kann man sich anschauen was sich dort so abspielt. Tactic Dog oder Gaberl Turnier gehören zum Rahmenprogramm.
Segeln goes Pratersauna. Jedes Jahr gibt es eine Regatta mit 20 ferngesteuerten Yachten. Jeder mit persönlichen Anlegeplatz am Pool versteht sich. Dresscode ist weißes Jacket für Männer, à la Miami Vice, Frauen in eleganter Robe. Eigentlich ziemlich cool, aber eben nur für eine Handvoll Auserwählte, hauptsächlich Veranstalter, Partner, befreundete Crews. Die letzte Regatta haben übrigens die Dudes von der Grellen Forelle gewonnen. Dabei konnten sie einen 500 Euro Event Gutschein einsacken. Jetzt veranstaltet die <>< in der Sauna.
#5 Studentenparties
Sind Studentenparties geil? Sie zu schmeißen gehörte sicher nicht zum Plan der Pratersauna. Jetzt gibt es sie aber, auch regelmäßig – außer "Saunieren statt Studieren" bzw. kurzfristig auch "Saunieren statt Bilanzieren" geht es zudem um UCLV (University Campus Leopoldstadt Vienna). Der Fridolin aus Döbling kommt mit seinen handgestickten Initialen ebenso vorbei wie Maria, die mit ihrem Biologie-Studium nicht so ganz weiterkommt und die Theresa im Cocktail-Kleid. Damit es keine Missverständnisse gibt, es sollen bitte ganz unterschiedliche Leute auf Parties kommen, natürlich auch Fridolin, Maria und Theresa … aaaaber die Musik sollte nicht völlig egal sein. Bierpong-Turniere, Warda Fotos und völlig austauschbarer R’n’B von DJ Porno WG sind dafür keine gute Indizien.
#6 Das Lärm Problem
Eigentlich sollte man denken der Lärm tangiert im Prater nur die Eichkatzerln, aber man befindet sich am Gelände der Sauna ironischerweise in einem Ruhegebiet. Irgendwann regte sich dann aber doch irgendjemand mal über den Lärm und die fehlende Lüftung auf. Es folgte ein Akt beim Magistrat. Dann regte sich wieder irgendjemand auf, vielleicht über die Afterparties. Angeblich jemand vom Schweizerhaus – konnte wohl nicht in Ruhe seine Stelze verdrücken. Andere sagen der Tennisclub hat sich beschwert. Vielleicht auch ein anderer netter Nachbar, auf jeden Fall wurde es plötzlich brenzlig.
Die Situation ist nicht einfach für die Sauna, rund herum sind alt eingesessene Lokalbetreiber die sich untereinander gut kennen. Man musste schnell eine Lösung finden, sonst hätte man zusperren müssen. So wurde justament dieses riesige Unding an die Decke gehängt – die Lüftung wird liebevoll Hermie genannt.
#7 Dampf Magazin
Das Dampfmagazin hat es leider nie über die 2. Ausgabe geschafft, ist aber eine engagierte Idee gewesen. Es wurde über interessante Themen berichtet rund um die Pratersauna, etwa den Strich und wie es den Damen dabei geht. Die Produktion kostete allerdings drei Monate Zeit, war also sehr aufwendig. Dabei wurde das Dampf Magazin sogar mit dem CCA Kreativ Award ausgezeichnet. Yeah, da sieht man leider wieder, zu was Kreativawards gut sind. Wer die beiden Ausgaben hat, hütet sie jedenfalls wie ein Paar Lieblingsbadeschlapfen.
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