Im Kino, auf der Straße, im Konzertsaal oder im Club. Salzburgs erstes transmediales Musikfilmfestival geht in die zweite Runde. Das knackige Team hinter "My Sound Of Music" im Interview.
"The hills are alive", und Salzburg sowieso: "The Sound of Music" prägt bis heute wie kein anderer Film das Österreich-Image nach außen hin und lässt begeisterte Touristen weiterhin in dem Glauben, Schnitzel mit Nudeln wäre unser Nationalgericht und "Edelweiss" die Hymne. Nicht, dass wir hymnentechisch nicht eh schon genug andere Sorgen hätten.
Das My Sound Of Music-Filmfestival bedient sich zwar beim Namen, ansonsten gibt es jedoch nicht allzu viele Gemeinsamkeiten mit dem Klassiker. Man versteht sich als Schnittstelle zwischen kreativen Disziplinen, kulturellen Milieus und Regionen. Dabei treffen Themen wie Sex in der Volksmusik auf Human Rights. Es gibt Workshops, Lectures und Konzerte, ja, sogar Schuhplattler. Das Veranstaltungsteam hat mit uns über sein diesjähriges Programm und schwule Don Giovannis gesprochen.
Wie viele Songs der Familie Trapp könnt ihr auswendig singen?
Einen. My Favourite Things.
Kommt man in Salzburg um Bezüge mit "Sound Of Music" einfach nicht herum, so wie allgemein um Amadeus in Österreich, auch wenn sie bei euch ironisch sind?
Eigentlich ging bis vor kurzem "The Sound Of Music" an den meisten Salzburgern ziemlich vorbei. Nur die Touristenheerscharen bekam man mit, wobei viele Bewohner der "Mozartstadt" wohl glaubten, die kämen alle wegen dem Wolferl. Erst seitdem das Schauspielhaus "The Sound Of Music" nun schon in der dritten Spielsaison auf die Bühne bringt, ist das Musical ein Renner, auch unter den Einheimischen. Das lag wohl auch an dem Medienhype ums Casting für die Trapp-Kinder. Da gab’s einen Riesenandrang.
Kitschliebhaber wie uns macht "The Sound Of Music" auch Spaß und dient uns in mancher Hinsicht als Inspirationsquelle (siehe unser diesjähriger Festival-Trailer). Der Stoff ist wie gemacht für Verfremdungen und Neuinterpretationen aller Art.
Sex ist in der Musik ja überall. Was hat euch dazu gebracht, ausgerechnet Volksmusik unters Dirndl zu schauen?
Dass es in vielen Volksmusik-Liedtexten zweideutig eindeutig zugeht, ist sicher schon vielen Leuten aufgefallen. Und wir sprechen hier nicht von volkstümlichen Hüttengaudi-Schlagern, sondern von traditioneller Volksmusik. Das Label Trikont zum Beispiel bringt immer wieder Sampler mit solchen Liedern heraus.
Mal abgesehen davon beschäftigt sich in der Volksmusikszene kaum jemand mit dem Thema. Dabei sind diese alten Texte soziologisch sehr aufschlussreich. Wie ging es denn den Knechten und Mägden, die nicht heiraten durften? War das Leben auf der Alm wirklich romantisch? Wie drückte man Zuneigung und Begehren vor 100 Jahren aus?
Das kann unglaublich lustig aber auch unglaublich tragisch sein.
Ihr zeigt auch eine queere Sicht auf den Weiberer und Vergewaltiger Don Giovanni. Was an dieser äußerst notorischen Opernfigur ist denn queer?
Am klassischen Don Giovanni wohl erst mal nichts.
Wir selber nähern uns dem Don-Giovanni-Thema auf vielschichtige Art und Weise. Zum einen haben wir für die Eröffnung einen eigenen Film in Auftrag gegeben, der sich aus Don-Giovanni-Film-Footage aus 70 Jahren Filmgeschichte zusammensetzt. Darunter italienische Schmuddelfilmchen aus den 70ern oder die "arische" Version von Don Giovanni aus den 40er Jahren. Dieser wird zur Eröffnung unter Anleitung der Soundpainterin Ceren Oran live vertont. Für die queere Note sorgt der Film "Naked Opera", der das Leben und Lieben eines schwulen Möchtegern-Don-Giovannis beleuchtet.
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