Der kanadische Filmregisseur David Cronenberg ist der Meister des sogenannten "Body Horror". Mit "Maps to the Stars" wendet er sich einem anderen Körper zu: dem der Star- und Film-Maschinerie Hollywoods. Wir haben 10 Filme zum Vorfreuen!
"In a Lonely Place" (1950) Regie: Nicholas Ray (© Screenshot "In a Lonely Place")
In vielleicht einer der schönsten Liebesgeschichten Hollywoods beobachten sich die Nachbarn Humphrey Bogart und Gloria Grahame gegenseitig durch ihre Jalousien. Bogart ist abgehärteter Trinker, Schläger und Drehbuchautor. Eines Nachts geschieht ein Mord, Bogart ist verdächtig, Grahame liefert das Alibi - eine melancholische Romanze, durchlöchert von nagendem Verdacht, beginnt und endet zur selben Zeit.
"The Bad and the Beautiful" (1952) Regie: Vincente Minnelli (© Screenshot "The Bad and the Beautiful")
Gerne erzählen diese Hollywood on Hollywood Filme von exzessiven und rätselhaften Schauspielerinnen; hier ist allerdings das große Mysterium ein Produzent mit undurchsichtigen Motiven, gespielt von Kirk Douglas. Gleich drei Kollegen - ein Regisseur, ein Filmstar und ein Autor - berichten von seinem menschlichen Scheitern.
"Body Double" (1984) Regie: Brian De Palma (© Screenshot "Body Double")
Etwas abseits von Hollywood - in der B-Movie Zone - lässt Brian De Palma so richtig alles raus, was an Hitchcock-Motiven und Sauereien geht. Ein richtig schlechter Schauspieler diesmal, und viele Metaspiele. Ein Grind- und Freudenfest.
"Fedora" (1978) Regie: Billy Wilder (© Screenshot "Fedora")
Als Umkehrung von Sunset Boulevard - in diesem Fall geht es um eine Filmdiva, die scheinbar alterslos bleibt - erzählt Fedora von einem Drehbuchautoren (gespielt, wie in Sunset Boulevard, von William Holden) verworren in der rätselhaften Biographie von Ruhm und Eitelkeit.
"Mulholland Dr." (2001) Regie: David Lynch (© Screenshot "Mulholland Dr.")
Wie "Sunset Boulevard" ist der Titel ein Straßenname, die Abkürzung Dr. könnte aber auch für Dream stehen - Straße des Kinos in einer Stadt, die aus den Innereien unsere Träume besteht. Lynch bevölkert sein Universum mit einer eigenen Märchenlogik und spinnt uns luxuriös in ein Rätsel: was gab es zuerst, den Träumer oder das Kino?
"Sunset Boulevard" (1950) Regie: Billy Wilder (© Screenshot "Sunset Boulevard")
Ein arbeitsloser Drehbuchautor verliert sich in der Villa einer verflossenen Stummfilmdiva und wir stellen fest: schon zur Zeit seiner Hochblüte liebte- und ekelte sich Hollywood vor sich selbst. Das Resultat ist ein Film der an seiner Magie kaum zu überbieten ist, ein verwunschenes Schloss aus Studiokulissen und Insiderwitzen, Milieustudien, Cameo-Auftritten und schwarzem Humor.
"The Player" (1992) Regie: Robert Altman (© Screenshot "The Player")
Alle Welt ist Film - so sehr, dass die vielen Gastauftritte berühmter Filmstars und Filmemachern zu Verwechslungen mit der eigentlichen Besetzung des Films führen. Ein Film, der in seinem eigenen bittern Witz untergeht.
"The Stand-In" (1956) Regie: Richard Kinon (© Screenshot "The Stand-In")
In diesem feinen TV-Filmchen (leicht auf YouTube auffindbar) spielt Grande Dame Ida Lupino ein erfolgloses Möchtegernsternchen, das sich an eine berühmte Schauspielerin heftet. Dieser geschickte Film, von Ida Lupino selbst geschrieben, wirkt wie eine düstere Vorahnung von Mulholland Dr. (2001).
"The Star" (1952) Regie: Stuart Heisler (© Screenshot "The Star")
In die erfolgreichen Fußstapfen "Sunset Boulevards" tretend, gibt Bette Davis eine weitere verflossene Filmdiva auf der Suche nach Arbeit - die sie letztendlich findet, in einem Drehbuch über - you guessed it! - eine verflossene Filmdiva. Davis' alkoholische Exzesse und Knastbesuche wirken aus heutiger Sicht zahm und melodramatisch, ihre Szenen jedoch lassen uns voll Unbehagen an dem Schicksal so mancher alternder Schauspielerinnen teilhaben.
"Whatever happened to Baby Jane?" (1962) Regie: Robert Aldrich (© Screenshot "Whatever happened to Baby Jane?")
Zwei alternde, zankende Schwestern und Filmstars in einem alten Haus, gespielt von alternden, zankenden Filmstars und Dauer-Rivalinnen Joan Crawford und Bette Davis. Der Film ist ein Kult, vielleicht weil man einfach gerne Menschen beim Streiten beobachtet - je exzessiver und ungeheuerlicher der Streit desto besser. "You should never say bad things about the dead", soll Bette Davis Jahre später gesagt haben, "you should only say good . . . Joan Crawford is dead. Good."
Geschichten von Drehbuchautoren, Produzenten, Filmstars, und Möchtegerns im Zwielicht und Halbschatten. Eine Handvoll Filme der Hollywoodgeschichte erzählen von den Orten der Einsamkeit und des Grauens der grellen Show-Industrie.
Durch alles kurvt die Limousine
"Maps to the Stars", das neue Meisterwerk David Cronenbergs – bekannt für Klassiker wie "Videodrome" (1983), "The Fly" (1986), "A History of Violence" (2005) oder zuletzt "A Dangerous Method" (2011) und "Cosmopolis" (2012) – steht für die filmische Schatzkarte eines Hollywoods, das am liebsten von sich selbst träumt, während es heimlich Monster gebiert: zum Beispiel eine zarte junge Pyromanin (Mia Wasikowska), die in langen schwarzen Handschuhen und einem Paul Éluard-Gedicht auf den Lippen in L.A. aufkreuzt und sogleich persönliche Assistentin der getriebenen Schauspielerin Havana Segrand (Julianne Moore) wird. Ein ungeheuerlicher Kinderstar und seine Therapie-Guru Eltern (John Cusack, Olivia Williams) werden von einer düsteren Familiengeschichte eingeholt. Durch alles kurvt die Limousine eines undurchsichtigen, arbeitslosen Drehbuchautoren (Robert Pattinson), der als Chauffeur und Statist sein Leben finanziert.
In einer anderen Realität
Der Film scheint in einer anderen Realität gefangen zu sein, in einer rätselhaften Zwischenwelt voller Intrigen, Skandale und Gespenster, eine Welt die nie aus sich selbst herauskommt und auf eine inzestuöse Art von nichts anderem weiß.
Doch Cronenberg ist nicht der erste, der sich der Kehrseite des nordamerikanischen Filmgeschäfts widmet. Die Filmindustrie ist schon lange ein Lieblingsthema der Filmgeschichte, und was hell leuchtet zieht besonders lange Schatten. Wir präsentieren hier eine Liste von Filmen, in denen sich Hollywood an ein noch hässlicheres Hollywood wagt.
"Maps to the Stars" läuft ab 12.9. im Kino und ist vielleicht der sehenswerteste Film des Jahres.