"The Fear" ist eine BBC-Mini-Serie über einen dementen Gangsterboss. In weiteren Hauptrollen: Verwirrung, Wut, Verzweiflung.
Es wird schnell klar, dass mit Richie Beckett (grandios Peter Mullan) etwas nicht stimmt: Er ist gereizt, schlägt Passanten grundlos zu Boden, vergisst einfache Details. Sein Untergang kommt mit Wucht. In vier Folgen verliert Beckett nicht nur sein Imperium an die albanische Mafia, auch sein Kurzzeitgedächtnis verabschiedet sich ein für alle Mal. Was "The Fear" in 200 Minuten auf den Punkt bringt, dafür brauchen andere Serien Staffeln.
Zu Beginn von "The Fear" steht Richie Beckett beim Spatenstich für den Wiederaufbau des Brigthoner West Pier. Richie schüttelt Hände, posiert für Fotos, er ist Teil des Etablissements. Anstatt Leute zu kidnappen, vermietet er heute Hotelzimmer. Es geht ihm gut, und niemand muss dafür ins Gras beißen.
Die Dinge ändern sich, als seine beiden Söhne Matt (Harry Lloyd) und Cal (Paul Nicholls) auftreten. Der eine hat den Geschäftssinn seines Vaters, ist aber blauäugig. Der andere haut drauf wie einst sein Vater, bedenkt die Konsequenzen aber nicht. Beide lassen sich auf die albanische Mafia ein und beide scheitern. Es liegt an Richie, die Dinge wieder gerade zu biegen. Dabei packt der sein Leben gerade selbst nicht mehr.
Man muss es ja nicht in die Länge ziehen
Die Mini-Serie hat es Peter Mullan angetan. Nach "The Fear" 2012 war er zuletzt in "Top Of The Lake" und "Olive Kitteridge" zu sehen. Das Gute an der Mini-Serie: Sie kommt ohne die Konventionen eines 90-Minüter aus und behält dennoch eine feste Form. Hier zerfasert nichts. Klar, eine schlechte Serie wird nicht besser, nur weil sie kurz ist. Die Gefahr furchtbarer Enden (Lost), grauenhafter Längen (Twin Peaks) oder totaler Komplettausfälle (Scrubs) besteht aber selten.
Über die Länge einer Mini-Serie gehen die Meinungen auseinander. Manche sagen sie hat 4 bis 6 Episoden, andere zählen alles mit mehr als 2 aber weniger als 13 Episoden dazu. Einig ist man sich darüber, dass das Format der 70er ein Revival erlebt. Dieser Erfolg lockt auch große Kinostars. "True Detective" hat Matthew McConaughey und Woody Harrelson, "Extant" Halle Berry, "Houdini" Adrien Brody. Neben Geld geht es um Verfügbarkeit, gute Drehbuchautoren und die Möglichkeit ein Serien-Publikum zu erreichen.
In der Flut neuer Serien geht "The Fear" dann doch unter. Die Produktion ist zweckmäßig, die Handlung trotz Demenz-Ansatz konventionell. Die ganz großen Momente fehlen, dennoch entschädigt Peter Mullan für sehr vieles. Sein Schauspiel macht einen Ausflug an den tristen, wolkenverhangenen Himmel des Brightoner Pier lohnenswert.
"The Fear" war bereits im TV auf ZDF-Neo zu sehen. Die Doppel-DVD gibt es online zu kaufen, eine Blu-ray-Version leider nicht.