Es gibt wieder Longboards Made in Austria. Die Ruffboards feiern am Donnerstag ihr einjähriges Jubiläum. Was steckt dahinter?
Wenn man wissen will, wo seine Longboards produziert werden, muss man eben selbst welche bauen. Nur um ganz sicher zu gehen. Diesen Gedanken hatten Melanie Ruff und Simone Melden vor ein paar Jahren. Am 29. Jänner feiert Wiens einzige Longboard-Manufaktur Ruffboards ihr einjähriges Jubiläum.
Alte Snowboards für eine bessere Welt
Trend hin oder her. Aus der Liebe zum Skaten starteten die zwei Damen Ruffboards. Und was unterscheidet jetzt die Ruffboards von anderen Longboards? Sie werden u.a. nachhaltig produziert. Außerdem sprangen sie auch auf den Upcycling-Trend auf und verwandeln alte Snowboards in neue Longboards.
Wer die Boards mit ihnen baut, wie lang eigentlich ein Longboard ist und wieso man Google nicht immer vertrauen sollte, hat uns Melanie Ruff in einem kurzen Gespräch beantwortet.
Was unterscheidet eure Boards von anderen, die mittlerweile auch nachhaltig produziert werden?
Unsere Boards sind alle Einzelstücke, hergestellt aus alten Snowboards. Das Design gibt das Snowboard vor. Neben der umwelt- und ressourcenschonenden Produktion legen wir auch großen Wert auf soziale Verträglichkeit. Im Konkreten heißt das, dass wir gemeinsam mit Ex-Häftlingen unsere Boards bauen. Wir sind fest davon überzeugt, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Diese wird Ex-Häftlingen oft verwehrt.
Wie lang muss ein Longboard sein, um als Longboard durchzugehen? Wir kennen da Leute, die haben ein ziemlich kurzes Longboard…
Wie oft im Leben, ist es nicht die Länge, die zählt. Neben dem Shape macht das Set-up ein Longboard zu einem Longboard. Die Achsen haben eine andere Geometrie und sind breiter als Skateboard Achsen. Ähnliches gilt für die Reifen. Auch diese sind meist größer als die vom Skateboard und auch wesentlich weicher, weshalb sie so smooth zu skaten sind. Also, auch ein kurzes Deck kann ein Longboard sein.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, alte Snowboards zu nehmen? Kann man selbst auch Snowboards zu euch bringen oder kauft ihr nur ausgemusterte Verleih-Boards?
Das erste Mal habe ich bei meinem Bruder ein Longboard aus einem alten Snowboard gesehen. Wir dachten, dass man das auch etwas anders machen kann, um dann besser zu skaten. Die Idee, Longboard an sich zu bauen, kam uns auf einer gemeinsamen USA Reise (mit Simone Melda, die Zweite im Ruffboards-Team) vor mittlerweile drei Jahren. Wir versuchten schon seit Langem herauszufinden, wer denn eigentlich unsere Boards baut. Wir fragten herum, zuerst in Europa und dann in den USA.
Keines der Boards entsprach unseren Vorstellungen vom perfekten Board. So entschlossen wir kurzerhand, uns unsere Boards selbst zu bauen. Wir bauen auch die Boards der Kunden um. Dazu wird es bald einen online Board Builder geben mit dem unsere Kunden mit nur wenigen Klicks ihr altes Snowboard zu einem Longboard umbauen können – Old Board – New Story. Einstweilen wickeln wir die Umbauten per Mail oder bei uns in der Manufaktur ab.
Was ist momentan die größte Schwachstelle eurer Boards? Woran müsst ihr noch feilen?
Technisch sind die Boards ausgereift. Wir arbeiten gerade an einem weiteren Produkt, dass wir in zwei Jahren auf den Markt bringen werden.
Nachhaltige Produktion kostet mehr. Abgesehen von dem Umweltaspekt: Findet ihr, dass sich diese Art der Produktion bezahlt macht, da solche Produkte mittlerweile eher gekauft werden als andere?
Sicher beides, wie wir im letzten Jahr erfahren haben. Aber für uns stand von Anfang fest, dass wir nichts produzieren, das wir nicht selbst gerne kaufen würden. Wir wollten nichts herstellen, das auf Kosten Anderer produziert wird. Stichwort Produktion in Billiglohnländern mit kaum oder gar keinen Umweltauflagen. Unsere Boards lassen sich auch gar nicht anders herstellen.
Qualität, super Fahrgefühl und Individualismus sind uns dafür viel zu wichtig. Unsere Kunden schätzen unsere Prinzipientreue, was Nachhaltigkeit schlussendlich auch zu einem Marketing-Tool macht. Das war aber nie der Grund, warum wir sind, wer wir sind.
Nehmt ihr alle Snowboards oder müssen sie spezifische Merkmale wie Vollholzkern oder Kunststoffkern haben?
Wir können alle Boards umbauen. Daher haben wir verschieden Shapes zur Auswahl.
Das Longboard ist ja mittlerweile eine Statussymbol für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Wenn man der Bildersuche von Google trauen darf, fahren vor allem hübsche Frauen Longboards. Aber man darf Google nicht trauen, oder?
Im Gegensatz zu den Google-Bildern können die Frauen und Mädchen in Österreich richtig fett skaten. Die Longboard Girls Crew ist ein Paradebeispiel dafür, wie auch Frauen den Skatestil leben können. Trends bringen manchmal auch Vorteile. Als ich 1994 zum Skaten begonnen habe, hätte ich mir einen Trend gewünscht, der Frauen zum Skaten bringt. Ich war über viele Jahre die Einzige in der Halfpipe.
Wie verbreitet sind Longboards heute in Österreich? Wer kauft das?
Über die Verbreitung etwas zu sagen ist beim Skatesport immer etwas schwer. Aber generell ist schon ein starker Zuwachs zu merken. Unsere Kunden und Kundinnen sind so verschieden und individuell wie unsere Boards. Frau und Mann, Mädchen und Jungen. Schüler, Studenten, junge Erwachsene, Eltern … Gemeinsam haben sie nur die Leidenschaft zum Skatesport.
Am 29. Jänner feiern Ruffboards in der Hofstattgasse 4, 1180 Wien, ihr einjähriges Jubiläum. Mit gratis Getränken.