Texta und Blumentopf hauen ihr überfälliges Kollabo-Album raus. Und beweisen, dass alte Mägen mit leichter Kost am besten auskommen.
TnT sind alt. Seit über 20 Jahren machen Texta und der Topf ihr Ding im Game. Dabei kreuzten sich die Pfade der Wiener Wortakrobaten mit denen der Münchner ein ums andere Mal. Die insgesamt 7 MCs plus 2 DJs haben sich schon gemeinsam in die Booth gezwängt und Bühnen behüpft. Das Kollabo-Album war quasi eine Frage der Zeit. Und um die Zeitfrage dreht sich die Platte auch selbst. Das verrät schon der entschlüsselte Albumstitel: #HistorischeMomenteLegendärerReimer.
Spieglein, Spieglein..
TnT. W(ien) und M(ünchen). Vertikal und Horizontal. Die Jungs stehen wohl auf Spiegelungen. Und reflektiert sind auch die Texte. Schon vor 10 Jahren haben sich die beiden Crews in der oben zitierten Single offiziell für alt erklärt. Auf ehrliche und selbstbewusste Art und Weise. Hier setzt #hmlr an. Die 19 Tracks handeln vom vernünftigen Umgang mit den fallenden Kalenderblättern. Die zwei Jahrzehnte haben sowohl an den Rappern als auch am Rapgame Spuren hinterlassen. Die Texte kommentieren diese Entwicklungen aus der Sicht der Veteranen.
Schaffensfreude
Da tut sich die tückische Nostalgie-Falle auf. Doch mit würdevollem Altern haben Texta und Blumentopf ja reichlich Erfahrung. Früher war nicht alles besser. Früher war‘s super, und jetzt ist es anders. Keine Reue, keine Sehnsucht, nur Leichtigkeit. Blumentopf waren schon immer harmlos, statt Battlerap gab‘s pure Freude am Wortspiel und bunt erzählte Alltagsgeschichten. Gleiches gilt für Texta. Diese Schwerelosigkeit hört man auch bei #hmlr raus.
Schamlos motiviert
Was bedeutet es, 20 Jahre lang zu rappen? Wenn man #hmlr glaubt, hört der Spaß nicht auf. Klar, die Themen ändern sich. Früher ging‘s um rauschende Partysafaris, heute um die Freuden der Vaterschaft. Gerade der Track „Babyboombap“ verkörpert diese Essenz des Albums. Alte Männer erzählen von ihren Kindern. An und für sich kann man das ab dem 15. Jubiläum auch auf jedem Klassentreffen haben. So schamlos motiviert präsentiert berichtet aber sonst niemand vom Windelwechseln. Fans von emotionalem Conscious-Rap werden damit trotzdem nichts anfangen können. Fans von Straßenrap schon gar nicht.
Auch die anderen Tracks versprühen diese Stimmung. Auf „Parkbankphilosophie“ drücken uns die Altherren ihre gesammelten Weisheiten auf. „Standards“ rechnet mit zeitgenössischen Rap-Klischees ab. In „Silberbesteck“ betonen die MCs, dass Falten und Flow sich nicht widersprechen. Und dann gibt es noch die augenzwinkernde Selbst-Beweihräucherung und obligatorische Wortspiel-Showreels.
Jeder kommt dran
Pro Track laufen die Rapper mindestens zu dritt auf. Das bringt Abwechslung, aber auch Leerlauf. Man hat das Gefühl, dass hier auf Teufel komm raus jeder MC auf seine Parts kommen sollte. Selbst wenn er wenig zu sagen hatte. Spezialität von TnT ist klar die leichte Kost, auf #hmlt rennt der Schmäh, da sitzen die Reime. Die 20 Jahre an Erfahrung hört man vor allem im sauberen Flow. Richtig schön fürs Ohr sind die Boombap-Beats und Instrumental-Interludes, allesamt 1A-Kopfnickmaterial. Das tröstet über manche substanzlosen Strophen hinweg.
Stolz statt Porsche
#hmlr ist der Mitt-Vierziger, der es nicht notwendig hat, auf jung zu machen. Wer sich keinen Porsche leisten kann, muss bei der Mid-Life Crisis eben auf billigere Methoden zurückgreifen. Stolze Selbstironie, zum Beispiel. TnT lachen über sich selbst, ohne sich lächerlich zu machen. Wer lyrisch fein geschliffenen On-Point Rap sucht, sollte sich lieber den alten Platten widmen. Dafür findet man hier eine Lektion übers amüsante Altwerden. Klar, die kriegt man sowieso bei jedem Familienessen. Nur haben TnT die besseren Beats.
#hmlr von TnT (Texta und Blumentopf) ist am 20.02.2015 bei Vinyl Digital erschienen. Live spielen beide am 5. März in Wien, 6.März St.Pölten, 7. März Linz, 12.3. Graz, 13.3. Innsbruck, 14.3. Salzburg, 15.3. Dornbirn. Tickets hier.