Stichwort österreichischer Film: Spielen da wirklich immer wieder dieselben paar Schauspieler mit? Wir haben die 50 erfolgreichsten heimischen Kinofilme analysiert und sind zum Ergebnis gekommen: ja, eher schon.
Wolfgang Böck (© MR Film)
Herren: in 6/50 Filmen: Wolfgang Böck Das Bild zeigt Böck (links) als Bürgermeister in Kurt Palms "Bad Fucking". Außerdem: "Hinterholz 8", "MA 2412 - Die Staatsdiener", "Indien", "Wanted" und "Freispiel".
Josef Hader (© Dor Film)
Herren: in 6/50 Filmen: Josef Hader Im Bild natürlich in seiner Paraderolle als Simon Brenner, hier in der ersten Verfilmung "Komm süßer Tod". Außerdem in den Top 50: "Der Knochenmann", "Silentium", "Indien", "Der Überfall" und "C(r)ook".
Andreas Vitásek (© Star Film)
Herren: in 6/50 Filmen: Andreas Vitásek Vitásek, der in den letzten Jahren kaum mehr am großen Schirm zu sehen wird, sieht man im Bild in "Eine fast perfekte Scheidung". Er spielte außerdem in "Müllers Büro", "MA 2412 - Die Staatsdiener", "Ein fast perfekter Seitensprung", "Eine fast perfekte Hochzeit" und "Sternberg - Shooting Star".
Reinhard Nowak (© Scheiderbauer Film)
Herren: in 7/50: Filmen Reinhard Nowak Das Bild zeigt Nowak als Chaos-Dad Edwin Neugebauer in "Muttertag". Er spielte auch in "Hinterholz 8", "Poppitz", "MA 2412 - Die Staatsdiener", "Komm süßer Tod", "Wanted" und "Freispiel".
Georg Friedrich (© EPO Film)
Herren: in 7/50 Filmen: Georg Friedrich Georg Friedrich ist der einzige in dieser Liste, der in keinem der Blödel-Klassenschlager der ersten österreichischen Comedy-Garde mitspielte. Neben "Atmen" (Bild) kann man Friedrich auch in "Silentium", "Hundstage", "Nordwand", "Nordrand", "Nacktschnecken" und "C(r)ook" sehen.
Karl Markovics (© Josef Aichholzer Film)
Herren:
in 8/50 Filmen Karl Markovics Markovics trägt sich auch für die Regie bei "Atmen" in die Top 50 der österreichischen Kinofilme der letzten 30 Jahre ein, bekannt ist er vor allem als Schauspieler. Neben dem Fremdsprachen-Oscar-Drama "Die Fälscher" (Bild) sieht man Markovics auch in "Hinterholz 8", "Komm süßer Tod", "Indien", "Wanted", "Hexe Lilli: Der Drache und das magische Buch", "Drei Herren" und "Die Vermessung der Welt".
Karl Künstler (© ORF)
Herren: in 8/50 Filmen: Karl Künstler Karl Künstler sieht man im Kino meist in Nebenrollen. Neben dem legendären "Kopier-Fredi" in der Serienverfilmung "MA 2412 - Die Staatsdiener" (Bild), spielt Künstler auch bei "Poppitz", "Müllers Büro", "Silentium", "Indien", "Wanted", "Falco - Verdammt, wir leben noch!" und "Muttertag" mit.
Simon Schwarz (© Dor Film)
Herren: in 8/50 Filmen: Simon Schwarz Simon Schwarz, hier zu sehen als "Berti" im zweiten Brenner "Silentium", muss sich wahrlich nicht die Kugel geben (lassen). Er spielt nämlich bei "Der Knochenmann", "Komm süßer Tod", "Wanted", "Nordwand", "Kottan ermittelt: Rien ne va plus", "Tiger-Team: Der Berg der 1000 Drachen" und "Die Gottesanbeterin" mit.
Alfred Dorfer (© MR Film)
Herren: in 9/50 Filmen: Alfred Dorfer Ob als Priester in "3faltig" (siehe Bild), oder als ausgebrannter Musiklehrer/Chirurg/Ministerialbeamter: Alfred Dorfer ist und bleibt ein Dauergast in den heimischen Kinocharts. Mit dabei in: "Hinterholz 8", "Poppitz", "MA 2412 - Die Staatsdiener", "Indien", "Wanted", "Freispiel", "Bad Fucking", "Muttertag" und eben "3faltig".
Roland Düringer (© Dor Film)
Herren: in 10/50 Filmen: Roland Düringer Roland Düringer spielt also in jedem fünften der fünfzig besucherstärksten österreichischen Filme mit. Passenderweise auch hier im besucherstärksten österreichischen Film der letzten dreißig Jahre zu sehen: Als "Herbert Krcal" in Harald Sicheritz' "Hinterholz 8". Auch im zweiterfolgreichsten Film "Poppitz" spielt Düringer die Hauptrolle. Außerdem tritt Düringer in "MA 2412 - Die Staatsdiener", "Wanted", "Freispiel", "Der Überfall", "Muttertag", "Der Fall des Lemming", "3faltig" und "C(r)ook" auf.
Der österreichische Film hadert (sic!) seit jeher mit denselben alten Klischees. In den heimischen Kinos funktionieren nur Blödel-Komödien mit Kabarett-Stars. Im Ausland hingegen interessiert sich dafür niemand, dafür aber für Kunstfilme mit mehr oder weniger hohem Anspruch. Nur die interessieren wiederum in Österreich fast niemanden. Filme, die den Anspruch haben, auch ausländisches Publikum anzuziehen, müssen dem Klischee des "Feel-Bad-Cinemas" entsprechen, die Regiestars sind bekannt und bedienen das Vorteil auch stets aufs Neue.
Immer die gleichen
Ein Klischee haftet aber noch viel stärker am österreichischen Film: Nämlich, dass es in Österreich nur gefühlte 20 Schauspieler gäbe, die in sämtlichen Filmen mitspielen. Hie und da würde man im österreichischen Mainstreamkino einen neuen Leinwandhelden sehen, nur spiele der dann auch gleich wieder in drei Filmen pro Jahr mit.
Wir haben uns angesehen, wer denn nun tatsächlich so etwas wie der erfolgreichste beziehungsweise "kassenschlagerischste" österreichische Schauspieler ist. Dazu haben wir die 50 erfolgreichsten Filme durchforsten, heißt in diesem Fall: die besucherstärksten, Kinospielfilme aus Österreich der letzten 30 Jahre, Stichtag 31.12.2014.
Dokumentarfilme (davon sind viele erstaunlich erfolgreich) und Ko-Produktionen ohne österreichische Schauspieler fliegen raus – Haneke findet man also keinen. Wir listen ganz einfach auf, welcher Schauspieler bei wie vielen dieser 50 meistbesuchten Kinofilme mitgespielt hat. Oben in der Bilderstrecke kann man die Ergebnisse einsehen. Überraschungen? Viele davon sind Kabarettisten.
Wo sind die Frauen?
Frauen finden sich in den Top 10 keine. Auch wenn fast kein Film ohne wichtige weibliche Rolle auskommt, sieht man nur selten dieselben Schauspielerinnen. Nur in einer Handvoll ist die klare Hauptfigur weiblich. Die Schauspielerinnen, die in den meisten der fünfzig erfolgreichsten österreichischen Filmen mitspielen sind Nina Proll – auf Platz 3 bei den Damen und Platz 14 insgesamt – mit vier Filmen ("Hinterholz 8", "Komm süßer Tod", "Nordrand" und "Tiger-Team: Der Berg der 1000 Drachen"). Dann kommt Maria Hofstätter mit fünf Credits ("Poppitz", "Indien", "Wanted", "Hundstage" und "Paradies: Liebe"), am häufigsten Eva Billisich mit "Hinterholz 8", "Poppitz", "MA 2412 – Die Staatsdiener", "Wanted" und "Muttertag". Die Top 10 haben sie insgesamt trotzdem verpasst.
Alle Texte von Dominik Oswald.