Wir alle kennen diese "Teenager verkündet intime Party auf Twitter, 600 Leute kommen und demolieren das Haus"-Parties inklusive Polizeieinsatz. Dass das Ganze auch mit einer gemütlichen Straßenmusik-Aktion passieren kann, beweist die Facebook Veranstaltung "Down Under the Bridge", die mittlerweile mehr als 2.200 Zusagen hat.
Die Singer-Songwriter David Stellner, Isaac Thompson, und iO! hatten die Idee, sich mal mit anderen Singer-Songwritern zusammenzuschließen, um alle gemeinsam am Donaukanal ihre Songs zu spielen. Dafür haben sie ein Event auf Facebook erstellt, um ihre eigenen Seiten im Internet unter die Leute zu bringen.
"Wir haben uns gedacht, dass es nett wäre, mal vor 15 Hanseln auf der Straße zu spielen. Ich hab am Dienstag jemandem erzählt, dass wir 70 Zusagen haben und war ganz begeistert. Dann ist das irgendwie recht schnell gegangen", so Stellner.
Wenn wirklich so viele Leute kommen würden, würden sie das Ganze einfach auf den Donaukanal ausweiten, denn dort gäbe es mehrere Stellen, wo man laut Straßenkunstverordnung gratis musizieren dürfte. Das Ganze wäre aber inoffiziell, jeder sei für sich selbst verantwortlich. "Jeder, der Bier mitnimmt, soll gleich zwei mitnehmen und es einem Fremden schenken", so Stellner.
Von Bürokratie und Straßenkunstverordnung
"Über diese Bürokratie hab ich schon so manches Lied geschrieben. Derzeit weiß kein Schwein Bescheid. Wenn es so weitergeht, dann ruf ich schon mal wo an", so Stellner. Ob das Ganze Konsequenzen am Veranstaltungstag selbst haben würde, tut nichts zur Sache. Wenn die Polizei kommt und sie bittet, es aufzulösen, täten sie das natürlich. Es gäbe weder eine Bühne, Verstärker noch Bierverkäufer, also gibt es auch kein Problem.
Isaac Thompson und iO! spielen fast jeden Tag auf der Straße. David Stellner hingegen eher selten, wenn dann würde er aber nur an Orten spielen, wo man ohne Platzkarte spielen darf. Auf die Frage, ob er die Straßenkunstverordnung für sinnvoll hält, meint er nur: "Kann man eh googeln. Das haben schon g’scheitere Leute beantwortet".
Tipps für Nachwuchs-Straßenmusiker
Um in Wiens Innenstadt (1.-6. Bezirk) auftreten zu dürfen, bedarf es einer Platzkarte. Straßenmusik ist jedoch kein Wunschkonzert, da sich die MA 36 vorbehält, Zeiten und Orte für die Musiker festzulegen. Wer sich die Mühe ersparen will, kann auf die von der Stadt Wien als "Orte für die Darbietung akustischer Straßenkunst ohne Platzkarte" deklarierten Spielorte ausweichen. Solange man über 16 ist, nur Spenden verlangt und keine Verstärkeranlagen aufbaut, außer sie sind für die Darbietung essenziell. Ein paar Tipps für die Neulinge der Straßenmusik:
– Die besten "gratis" Spielplätze sind auf der Mariahilferstraße (vorm Eingang zum MQ), bei der Rossauer Brücke/Schwedenbrücke am Donaukanal, Urban Loritz-Platz und beim Siegmund-Freud-Park. Alle Spielplätze findest du hier.
– Stell dich nicht zwingend in den Weg, jedoch auch nicht ins letzte Eck. Lieber mal dreist sein.
– Sorge dafür, dass die Leute schon von weiten lesen können, wer du bist, wo man dich im Internet findet und bring Flyer oder Sticker mit.
– Das Schwierigste ist, die erste Person zum Stehenbleiben zu bringen. Sobald sie da steht, kommen weitere.
– Geduld ist oberstes Gebot. Sobald es anstrengend wird, interessieren sich die Leute plötzlich für dich.
– Kleine Kinder sind eine Goldgrube. Sie sind wie Erwachsene auf MDMA. Sie sind von allem fasziniert und betteln bei Mama und Papa um Kleingeld.
Das "Nichts" als Anreiz zum Rausgehen
David Stellner ist sich sicher, wenn er ein Konzert mit dem gleichen Line-Up veranstalten und nur fünf Euro Eintritt verlangen würde, würde fast niemand kommen. Erklären könne er sich das Ganze nicht wirklich. "Normal versuch ich immer, meine Konzerte zu bewerben und dann kommt nie wer. Jetzt mach ich ein "Nichts" quasi und das ist anscheinend das, was die Leute wollen. Nicht eingeladen zu werden. Nichts kaufen zu müssen. Nicht irgendwo offiziell zu sein", so Stellner.
Am 18. April ab 14:00 spielen im Zuge der inoffiziellen Facebook Veranstaltung "Down Under The Bridge" verschiedene Singer/Songwriterinnen am Donaukanal. Mit dabei: David Stellner, Onk Lou, Isaac Thomas, Simon Lewis, iO!, Speaking Silences, The Fallow Year, Khitana und die Wandervögel. Dies ist keine offizielle Veranstaltung.