Dass Shabazz Palaces nur wenige Leute kennen, macht sie zu keiner schlechteren Gruppe. Fotos und ein paar Worte zu einem magischen Abend in der Arena.
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Sich nach zwei Tagen Electric Spring und einem Tag Wandabuch in Oslip – ergo drei Tage Saufen im Namen der Kultur – auch noch sonntags in die Arena zu schleppen, steht nicht alle Tage an. Shabazz Palaces halt auch nicht, aber dazu später.
Zuerst enterte nämlich der reizende Österreicher Eoae die Bühne, der vor nicht allzulanger Zeit eine EP mit dem großartigen Titel "Yayo" auf Smartguns veröffentlichte. Übrigens ist das Video zur Single Yayo auch für den österreichischen Musikvideopreis nominiert. Reizend ist er vor allem deswegen, weil er es bei seiner One Man Show, bei der er alle Hände voll zu tun hat, immer noch schafft, mildest zu lächeln wie eine archaische Plastik, die gerade zum Leben erwacht ist. Eoae freut sich sehr hier zur sein, das merkt man und es gibt wenige Dinge, die einem Publikum mehr Spaß bereiten als ein Künstler, der liebt, was er da tut. Deswegen wird auch hier um kurz nach 9 schon getanzt und wohlwollend geklatscht. Würde der gute Eoae sich einen Live-Drummer besorgen, wäre da noch einiges möglich, aber wir wollen hier nicht motzen. Eoaes Nummern gewinnen live auch so eindeutig an Ausdruckskraft.
Nach einem knackigen Set des verspielten Elektronikers mit Spitzbart ließen Shabazz Palaces nicht lange auf sich warten. Die Formation aus Seattle muss ich an dieser Stelle etwas reißerisch als "Outkast für Akademiker" beschreiben, was die Angelegenheit natürlich nur minimal trifft. Unter "experimentellem Hip-Hop, der auf klassische Songstrukturen verzichtet" können sich die meisten Leute aber auch wenig vorstellen. Was den Swag betrifft, stehen die beiden den genannten Outkast jedenfalls kaum nach. Mit Sonnenbrillen kamen sie auf die Bühne, legten los und hörten damit auch nicht mehr auf. Ab und zu gab es sogar großartige Mini-Choreos. Ansprachen wie "Ihr seid so ein tolles Publikum und wir lieben Wien" sparten sie sich, was sie eigentlich nur noch sympathischer machte. Ein Track nach dem anderen, kaum Pausen und das mehr als zwei Stunden lang auf höchstem Niveau – keine Ahnung wie das eigentlich möglich ist. Auch ohne direkter Kommunikation mit dem Publikum verstand man sich bestens. Es wurde getanzt, gejubelt und auf der Bühne tropften die Schweißperlen über zwei grinsende Gesichter.
Schaffte man es, den Blick von diesen zwei fantastischen Musikern abzuwenden und ihn durch den Raum schweifen zu lassen, war doch auffällig, dass gute 80% der Besucher, die man da sah, einen Penis hatten. Nichts gegen Penisse, aber schade ist es schon, dass Musik, die mit einem gewissen Grad an Komplexität assoziiert wird und die vielleicht etwas schwieriger zugänglich ist, noch immer ein vor allem männliches Publikum anzieht. Es ist jedenfalls leider noch immer nicht obsolet, Artikel wie diesen zu schreiben und immer mal wieder darauf hinzuweisen, dass gute Musik für alle da ist.
Anyway. Stimmung war fein, die wunderschönen Fotos von Matthias Hombauer zeigen das ohnehin. Um 23.50 spielten Shabazz Palaces immer noch. Menschen, die Artikel darüber schreiben müssen, schlichen sich mit schlechtem Gewissen in Richtung U-Bahn. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden noch immer in der Arena stehen und Musik machen liegt zumindest nicht bei Null.
Das zweite Album "Lese Majesty" von Shabazz Palaces erschien im Juli auf Sub Pop. Es ist super. Die Autorin auf Twitter: @oidaamira