Auch wenn man zu manchen ihrer Songs Karohemd tragen möchte, gibt es keine Location, die der Atmosphäre eines Sophie-Hunger-Konzerts mehr gerecht werden würde als das Wiener Konzerthaus. Armin Rudelstorfer hat Fotos geschossen, Franziska Tschinderle wundert sich über Operngucker.
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Sophie Hunger hat mal gesagt, das Schönste daran Popsängerin zu sein sei, „dass man gar nichts können muss, aber am meisten verdient“. Es ist einer dieser Sprüche der 32-jährigen Schweizer Sängerin und Multiinstrumentalistin, auf den das Publikum in der Regel mit lautem Lachen reagiert – fast wie bei einer Comedy-Show. Hunger schaut dann ungläubig, weil es eigentlich überhaupt nicht als Scherz gemeint gewesen ist.
Bei ihrem Auftritt im Wiener Konzerthaus passiert Ähnliches: „Ich dachte zuerst, ich höre euch aus technischen Gründen nicht, aber ich glaube, ihr seid wirklich so still.“ Gelächter. „Das ist mein Pianist und Bassist Alexis Anérilles, er kommt aus Paris. Das ist in Frankreich.“ Gelächter. Hunger hat einen nüchternen, fast kindlichen und aufmüpfigen Humor. Sie wirkt wie das Schulmädchen beim Theaterabend, das man gebeten hat das Programm zu verlesen. Und sie wirkt dabei sehr sympathisch.
Dafür dass man als Popsängerin angeblich „nichts können muss“, kann Hunger eine ganze Menge. Auf Deutsch, Schwytzerdütsch, Englisch und Französisch singen zum Beispiel. Literarische, kleine Geschichten erzählen wie Alin Coen, Daughter oder Boy. Flüstern und schreien in einem Atemzug. Soul mit Punk verbinden. Stadion-Rock-Soli geben und im nächsten Moment am Klavier begleiten. Jazz-Pop wird das genannt, was die Schweizerin seit 2006 produziert. Live fühlt es sich an wie Rockmusik unter dem Deckmantel des Chansons.
Operngucker und verliebte Pärchen
Man ist sich nicht sicher: Ist das die virtuose Combo einer Singer-Songwriterin oder schon eine halbe Big Band? Und: Warum benutzt man einen Operngucker, wenn es stockdunkel ist? Ist da ein Licht eingebaut? In den Reihen prallen die Generationen aufeinander – Hipster sind ebenso da wie Großeltern, Familien oder verliebte Pärchen. Hunger hat eine Brücke zwischen FM4 und Ö1 geschlagen und das in einer Location, in der man nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll – zu den goldenen Ornamenten an der Decke oder den imposanten Visuals an den Wänden.
Bevor Sophie Hunger die Bühne endgültig verlässt, wird sie die Gitarre drei Mal auf den Boden legen und doch wiederkommen. Am Ende wird es Standing Ovations im ganzen Saal geben. Und bevor sie „Spaghetti mit Spinat“ spielt, wird sie sagen: „Jetzt spiele ich meinen liebsten Song. Er wird das Highlight des Abends sein.“ Und sie wird damit wieder Gelächter auslösen. Dabei hat diese Frau wieder nichts weiter gesagt als die Wahrheit.