Die Festplattenabgabe ist seit Dienstag fix. Moneyboy bekommt jetzt angeblich Money für meine privaten Fotos. Aber mal ehrlich, es wäre nicht Österreich, wenn sich durch die Abgabe sehr wenig ändert, aber alle unzufrieden sind.
Für alle, die das Thema bis jetzt noch immer verschlafen haben oder nicht wissen was passiert: Um Smartphones, PCs, Festplatten und andere Speichermedien kaufen zu können, braucht man in Zukunft mehr Geld. Das bekommt dann zum Beispiel Moneyboy. Genauer gesagt: an österreichische Künstler soll die Abgabe gehen.
Glücklich ist mit dem Gesetzesentwurf niemand. Die Höhe der Abgabe sei zu gering, so die Künstler, die Existenz der Künstlerinnen und Künstler weiterhin in Gefahr. Die Lobby der Elektronikhersteller hat wiederum Angst, dass jetzt niemand mehr eine Festplatte in Österreich kauft und die Lobby der Mobilfunkanbieter ist ebenfalls "fassungslos" weil sie jetzt keine Null-Euro-Handys mehr anbieten können und doch eigentlich dank Spotify und Co. eh niemand mehr "illegale" Daten auf seinem Smartphone hat. Insgesamt also alles Scheiße. Man könnte sich an die erste, halbe Lösung zu den Nichtraucherlokalen erinnert fühlen.
Keine Files sind illegal
Wir haben also eine absolut nicht repräsentative Zahl von 65 Menschen aus unserem Bekanntenkreis zu ihren Files befragt. Denn in der Diskussion geht es auch immer wieder darum: Warum wird da einfach angenommen, du oder ich oder wir hätten geschützte Daten auf unseren Phones, Tablets und Laptops? Warum stehen wir unter Generalverdacht und warum wird die Bringschuld für entsprechende Beweise komplett verdreht?
Nun, immerhin 10 Personen geben an, keine illegalen Daten auf ihren Datenträger gespeichert zu haben. Sie und alle anderen unbescholtenen Bürger können hier die Festplattenabgabe zurückfordern. Das geht hier. Die anderen 55 Leuten haben sowohl Musik als auch Programme und Filme, die er oder sie offenbar nicht gekauft hat – auch auf mobilen Geräten.
Das ist doch der Punkt. Es wird sich an unserem Nutzungsverhalten erst einmal (fast) gar nichts ändern. Wir werden weiterhin runterladen, diese semi-legalen Seiten besuchen oder den ein oder anderen Film zuerst im Netz antesten. Es wird nicht im großen Stil abgemahnt werden. Und es wird nicht plötzlich halb Österreich im Gefängnis landen.
Was bedeutet das jetzt?
Streng genommen folgendes: Private Kopien von urheberrechtlich geschützten Werken sind ab 1.10. 2015 erlaubt. Als Entschädigung werden die Einnahmen aus der Festplattenabgabe an österreichische Künstler ausgeschüttet. Gedeckelt ist das mit 29 Millionen pro Jahr. Illegale Downloads sind weiterhin illegal. Nur das private Vervielfältigen von urheberrechtlich geschützten Werken ist erlaubt. Ein Mixtape für den besten Freund darf man in Zukunft also erstellen, aber eben nur mit Songs, die man zuvor selbst gekauft hat. Moneyboy darf weiterhin fremde Beats coppen. Moneboy wird vielleicht auch einen klitzekleinen Teil des Abgabebetrags bekommen – auch wenn sich auf der Festplatte auch deine Urlaubsfotos befinden. Wer seine Songs klauen möchte, darf das auch weiterhin nicht.
Was sich jetzt verändert?
Eher mal sehr wenig, zumindest was das Nutzungsverhalten betrifft. Wir sind mittlerweile im Internetzeitalter angekommen und daher nicht mehr auf CDs oder DVDs von Freunden angewiesen, um uns eine private Kopie zu erstellen. Ja, man kann sich Festplatten im Ausland bestellen. Ess gibt sogar Cloud-Services und ganz legale Streams von Musik und Filmen. Die Künstler bekommen in Österreich jetzt ein bisschen Geld nach jahrelanger Jammerei und müssen sich eben damit zufrieden geben. Ein paar Rechtsprinzipien wurden einfach mal nicht ganz so ernst genommen. Und auf die Politik ist sowieso jeder sauer. Eigentlich ist das eine ziemlich österreichische Lösung.