Orc & Zwerg beim Würstelstand

Der Ring ist geflutet, es gibt eine Kaiserin und Wien liegt an der Küste. Warum die Fantasy-Serie "Wienerland" bisher noch aus eigener Tasche gedreht werden muss, ist uns ein Rätsel.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

"Ein Orc und ein Zwerg gehen zum Würstelstand", so begann die Idee für "Wienerland" vor mehr als fünf Jahren. Jetzt geht die Produktion endlich weiter. Im November soll man Elfen, Orcs, Zwerge und andere magische Wesen in der Wien-ähnlichen Fantasywelt "Motherstown" beim Kampf ums Überleben zusehen können.

"Treffen sich ein Filmemacher und ein Visual Effects Artist in Österreich…" So könnte die First Line aus dem Produktionstagebuch der Wienerland-Crew lauten. Jan Woletz und Christof G. Dertschei wollen nach 15 Jahren Werbung und Imagefilmen endlich mal etwas Eigenes machen und damit auch gleich zeigen, dass man in Österreich weit mehr als Doku-Soaps und Krimis machen kann.

In der Spaghetti Fantasy Serie "Wienerland" kämpfen Non-Humans wie Elfen, Orcs und Zwerge oder magische Mutationen mit Wiener Schmäh ums Überleben und gegen die bösen Mensch. Inspiriert wurden sie – marketingtechnisch klug gewählt – von den derzeitigen HBO-Cashcows Game of Thrones und The Walking Dead. Leider konnte das noch keine Investoren überzeugen. Die Produktion geht jetzt trotzdem weiter – in Eigenregie.

Das Ziel: höchste Qualität mit geringst-möglichem Budget, bei diesem Real-Life-Überlebenskampf sind magische Kräfte, Geduld und eine Portion Selbstironie von Vorteil, aber wenn man sich Produktionstagebücher und Making Of Videos ansieht, macht man sich wenig Sorgen um die Crew.

Wir haben mit Produzenten Jan Woletz über die laufende Produktion, Schwierigkeiten und die Voraussetzungen für eine Rolle in "Wienerland" gesprochen.

Zuerst sollte das Ganze ja im postapokalyptischen Wien spielen, jetzt habt ihr eure eigene Welt kreiert. Was hat sich im Gegensatz zur Wien-Version verändert?

Es wird schwieriger Drehorte zu finden. Aber der entscheidende Punkt war: Wie weit ist die Technologie fortgeschritten? Weil wenn es überall zerstörte Computer und Autos gibt, dann sieht es aus, wie in jeder zweiten Low-Budget-Produktion. Also war die Konsequenz: nix postapokalyptisch, nur Nachkriegszeit, nach der 1. Rebellion der Non-Humans. Technik wie circa kurz vor dem 2. Weltkrieg, mit ein paar Freiheiten, weil es ja unsere Fantasywelt ist, und jede Menge Monster.

Wie viel Wien steckt in "Wienerland"?

Motherstown – die größte Metropole in Staffel 1 und Heimat der Kaiserin – ist sogar vom Stadtplan her so ähnlich wie Wien. Nur dass der Ring mit Wasser geflutet ist und wir uns an einer Küste befinden. Architektur ist ebenso an Wien angelehnt, nur leicht zerstört und mit ein wenig Industrial und hin und wieder noch ein paar Reste klassischer Fantasy. Sagen wir mal: Kunsthistorisches Museum mit Drachendeko und ein paar Walkern der Citywatch davor.

Seid ihr Pastafaris oder wieso gerade Fantasy Spaghetti Western? Und wenn nein, habt ihr dort mal wegen einer Finanzspritze angefragt?

Nein, noch nicht und nein, noch nicht. Die Spaghetti Western haben einfach das damals sehr cleane und ausgelutschte Konzept der klassischen Studio Western eingedreckt. Plötzlich gab es Anti-Helden, kein Gut und Böse und alles war irgendwie "erwachsener" und weniger verträumt. Und etwas Ähnliches wollen wir jetzt mit dem Fantasy-Genre schaffen.

Ihr zieht das ja jetzt ohne externe Produzenten durch. Wie schwierig ist es, in Österreich eine Serie zu produzieren?

Online Serien sind fast unmöglich… weil das für die meisten noch "eine Person redet in die Handykamera" bedeutet. Oder weil sie prinzipiell noch nicht so weit sind, dass sie Streaming-Dienste und OnDemand-Plattformen als alternatives Medium wahrnehmen. 2010, als ich erste Gespräche geführt habe, war ich wahrscheinlich für Österreich wirklich noch zu früh, aber mittlerweile, nachdem "Orange is the new Black" auch schon in der dritten Staffel ist, sollte sich das Konzept von Original Content, und nicht nur Zweitverwertung, für das Fernsehen herumgesprochen haben – sollte man meinen.

Ihr sucht ja aktuell auch noch Darsteller, bzw. es gibt einen Casting Call. Welche Voraussetzungen braucht man so als Ork, Zwerg oder Elf bei "Wienerland"?

Wir haben ein paar amerikanische Serienstars und junge Darsteller aus Österreich, Deutschland und England. Dass die Produktion auf Englisch ist, macht es für uns alle nicht leichter – und bedarf natürlich gerade bei Nicht-Native-Speakern einer umso intensiveren Vorbereitung. Vor allem suchen wir aber Leute, die wirklich wollen und daran glauben, dass da was Gutes dabei rauskommen kann.

Eure Trailer sind ja eh super, aber wann kann man sich den Spaß jetzt wirklich anschauen?

Geplanter Premieren-Termin der 50-minütigen Pilot-Doppelfolge: 21. November 2015.

Wer mehr über den aktuellen Zwischenstand der Wienerland-Produktion erfahren möchte, findet Infos, Teaser und Making Ofs auf www.wienerland.com. Eine Facebook-Seite gibt’s natürlich auch.

Bild(er) © Wienerland
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...