Drei Jungs aus Österreich haben ein Game entwickelt, bei dem man Stars mit Regenbogenlaser und Katzenraketenwerfer abschiessen muss. Die Shooting Star-Macher lieben das Internet – und das Internet liebt sie. Wir haben sie interviewt.
Das Indie Shoot’em-Up "Shooting Stars!" von Bloodirony hat tief in die Internettrickkiste gegriffen: der Spieler muss Promis wie Kanye West, Katy Perry, Justin Bieber oder den Internet-Held PewDiePie besiegen – in Wirklichkeit natürlich Aliens, die Besitz über den Körper der Stars ergriffen haben. Dabei hat man lustige Waffen wie Regenbogenlaser oder Katzenraketenwerfer zur Verfügung.
Idee und Umsetzung stammen von drei Wienern: Michael Hartinger, Alexander Haider und Stefan Malzner haben ihre Konten geplündert und sechs Monate lang Vollzeit an "Shooting Stars" gearbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und ist auch schwer zu übersehen: bunt, schrill, retro und mit viel Internet-Humor.
Das wurde auch international gewürdigt: Touch Arcade, die größte Seite für iOS, hat das Spiel bereits gefeatured und mit dem kanadischen Publisher Noodlecake wurde auch schon ein internationaler Geschäftspartner gefunden. Wir haben mit Michael Hartinger über die Spieleentwicklung, das Game und die Entwicklerszene in Österreich gesprochen.
Wie kam die Idee zu Shooting Stars? Wurden die Aggressionen gegen Justin Bieber und Co zu groß?
Persönlich haben wir nicht’s gegen die Stars, die man in "Shooting Stars" von ihrem Leid befreien muss. Zumindest nicht gegen jeden. Als wir uns dazu entschlossen haben, ein Mobile Game zu machen, dachten wir uns, dass jedes Spiel eine Story aus dem richtigen Leben braucht. Darum haben wir uns einen Samstag lang im Büro eingesperrt, mit dem Ziel eine Outline für das Spiel zu schaffen und zumindest einen Titel zu finden.
Die Outline war dann bald klar: Aliens haben Besitz der Köper von Stars und Celebrities übernommen und das allmächtige Regenbogeneinhorn gibt Tscherno eine mit Lasern schießende Katze und ein Hoverboard, um die Welt zu retten. Einen passenden Titel zu finden war danach nicht mehr ganz so einfach. Irgendwann kam es uns dann: Was macht man im Spiel? Man schießt auf Stars, also: Shooting Stars!
Laserkätzchen, Kanye West, Regenbogenlaser, Katzenraketenwerfer – euch war klar, dass euch das Internet lieben wird, oder?
Unser Ziel wäre es ein altbekanntes Spielprinzip (Shoot em Up) sowohl im Gameplay als auch stilistisch aufzupeppen. Insgeheim sind wir drei alle mehr als ein paar Stunden pro Tag im Internet unterwegs und stehen natürlich auf all die Dinge, die wir ins Spiel gebracht haben.
Es gibt noch eine Folie, in dem wir uns auf das Ziel von "Shooting Stars" einschwören: Shooting Stars is the most random game on earth. It’s like the internet but completely different – and mostly (unfortunately) without porn.
Dass das PR- und Marketing-technisch Vorteile bringt, freut und hilft uns natürlich.
Spielt ihr das Spiel selbst noch oder kommt irgendwann der Overload?
Dass man nach langen Testtagen und viel Level- und Gegnerdesign irgendwann mal müde wird, ist klar. Wir spielen es aber noch. Am schönsten ist es aber, anderen beim Spielen zuzusehen, was wir bei unseren letzten Events wie dem AMaze Festival, dem Austrian Indie Booth im Subotron oder dem Radius Festival im MQ in Wien mit Freude gemacht haben.
Wie überzeugt man die Wirtschaftsagentur davon, Geld für ein Spiel zu bekommen, bei dem Celebritys gejagt werden? Wie kann man sich so einen Pitch vorstellen?
Die Wirtschaftsagentur und vor allem unser Förderprogramm ist Kreativität eine der wichtigsten Punkte. Wir haben uns für unseren Antrag viel Zeit genommen und haben uns wirklich sehr bemüht. Ich glaube aber, dass eine Förderung nicht auf das Inhaltliche bewertet wird, sondern ob es nachhaltig sein kann und vor allem, ob man gut genug vermitteln kann, dass man ein Projekt auf den Boden bringt, das Geld sinnvoll und nachvollziehbar nutzt. Der Pitch ist eigenlich nur ein relativ aufwändiges und komplexes Onlineformular. Wenn ich es heute lese, kommt mir aber schon noch immer ein Schmunzeln über die Lippen. Ich hätte es aber gefördert, wäre ich in der Jury gesessen.
Ihr habt euch ja praktisch ein halbes Jahr auf eigenes Risiko ausgeklingt und Shooting Stars auf die Beine gestellt. Wie wichtig ist es, Indie-Projekte ernsthaft und voll konzentriert anzugehen?
Ich bin der Meinung, dass man bei jedem Projekt, welches man angeht, ernsthaft und voll konzentriert sein sollte. Ein Indie-Game ist ein Projekt wie jedes andere, nur dass man kreativ unabhängig bleibt. Da man genau in diesem Fall von keinem Geldgeber oder Publisher Vorgaben bekommt, ist es vielleicht umso wichtiger selbst sehr strukturiert und organisiert zu sein. Ein Projekt wie "Shooting Stars" nebenbei zu machen, fände ich persönlich unmöglich.
Wie würdet ihr die österreichische Entwicklerszene beschreiben? Wie viel Unterstützung gibt es?
Wir sind ja im Jänner sozusagen als Quereinsteiger hinzugekommen und haben im letzten halben Jahr sehr viele Leute aus der Szene kennengelernt. Ich bin sehr positiv überrascht wie viele es gibt und wie nett und hilfsbereit die Szene ist. Es gibt einige tolle Events, an denen man die Chance hat, Leute aus der Szene kennen zu lernen. Seien es Einzelkämpfer, die nachts ihre Indie-Projekte weiter bringen oder Geschäftsführer von den größeren Spiele Studios. Subotron, IGDA-Drinkup, CEGConf und das von uns veranstaltete Vienna Gamedev Meetup bieten da wirklich Platz zum austauschen, lernen und Kooperationen aufbauen.
War das ein einmaliges Projekt oder sind weitere Coups geplant?
Nachdem das Projekt von der Umsetzung her eigentlich besser als geplant gelaufen ist, habe ich für mich beschlossen, Spiele zu machen bis ich 45 bin. Wir drei verstehen uns sehr gut und sind von den Skills her ein wirklich harmonisches Team. Wenn es die finanziellen Mitteln erlauben, werden wir noch einige Projekte angehen und herausbringen.
Momentan gibt’s Shooting Stars ja nur für iPhone und iPod – warum gerade Apple? Wann dürfen auch Android-User Celebritys abschießen?
Die Android Version ist so gut wie fertig und wird in jeden Fall noch im Juli erscheinen. Für uns sind beide Plattformen gleich wichtig.
Shooting Stars ist für iPhone und iPad bereits im Apple Store erhältlich – eine Android Version soll noch im Juli folgen.